Grafschafter im Glas

MÜLHEIM. (urs) Anlässlich des Mülheimer Marktes hatte der einstige Amtssitz zur 28. Grafschafter Weinprobe eingeladen. Rund 300 Kenner nutzten die Chance, die Vielfalt der Weine zu testen.

In lustiger und wohl temperierter Atmosphäre schmeckten sich rund 300 Gäste vom trockenen Qualitätsrotwein bis zur Sonnenlay-Auslese durch die 28. öffentliche Grafschafter Weinprobe. Dass die Mülheimer der Hitze mit kühlenden Gebläsen Einhalt geboten hatten, dankten ihnen die Teilnehmer mit bester Laune und angemessenem Durst.Vom Biertrinker zum Weinkenner

"Der ist eigentlich süffig", beurteilte Tanja Wittler ein Veldenzer Kirchberg Hochgewächs. Und das, obwohl sie doch eigentlich mehr für den trockenen ist. "Ein schöner leichter Sommerwein", attestierte auch Michael Kiesgen dem Tropfen aus der Nachbargemeinde. Mit diesem und ihrem Tischnachbarn Rainer Loch unterzog Wittler Probe für Probe einer fachmännischen Prüfung. Wobei die Vorlieben schon mal auseinander gingen. Denn trotz der "Süffigkeit" besagten Weines gestand Loch ein, dass er sich auf lieblichen freue. Eine Vorliebe, die Artur Luxemburger und Ehefrau Christa mit ihm teilen. "Eine schöne süße Traube schmeckt mir ja auch besser als eine bittere", erklärte der Mülheimer. Nur Diabetiker müssten da Abstriche machen. Daher kommentierte er den Übergang vom Kabinett zu den Spätlesen erwartungsvoll mit: "Jetzt geht's los." Das schöne an einer Weinprobe seien die verschiedenen Geschmäcker, Weinberge und Lagen. "Wir sprechen ja in der Grafschaft jeder einen anderen Dialekt und so verschieden sind auch die Weine", brachte Luxemburger die Vielfalt der Grafschafter Rebsäfte auf den Punkt. "Ein sehr guter spritziger Wein", bescheinigte Rene Fauvel einer Sonnenlay Spätlese. Der gebürtige Elsässer lebt seit 20 Jahren in Mülheim und bevorzugt halbtrockene Mosel-Weine: "Die trockenen sind mir manchmal zu trocken." "Der schmeckt nach mehr", bestätigte Hubert Görgen, der von Anfang an bei der Grafschafter Weinprobe dabei ist. Ehefrau Gisela kam dagegen erst vor drei Jahren auf den Geschmack. Während Rudolf Deinlein durch den Rat seines Arztes zum Wein kam. "Ich habe früher immer Bier getrunken", erzählt der geborene Bayer, der seit 33 Jahren Mülheimer ist und seit fünf Jahren auf Wein steht. Mit blumigen Worten wie, "die Fruchtsäure verlängert den Charakter bis tief in die Speiseröhre", begleitete Dr. Dirk Richter durch die verschiedenen Lagen und Jahrgänge. Neben den 21 Grafschafter Tropfen aus Mülheim, Andel, Burgen, Brauneberg und Veldenz wurden eine trockene Spätlese aus Wintrich sowie als Willkommenstrunk ein "Zeppelin-Wein" gereicht. Unter die Jahrgänge 2002 und 2001 hatten sich ältere Weine aus 2000 und 1999 gemischt. Ebenso eine Brauneberger Juffer Spätlese 1993 und eine 1988-er Auslese Sonnenlay des Weingutes Walter Benzmüller. Ein Wein, den die Anwesenden in Erinnerung an den verstorbenen Senior-Winzer mit Bedacht verkosteten.

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