Grand Prix für Moselweine: 24 Spitzengewächse im Finale

Zell/Traben-Trarbach · Acht Weine in drei Kategorien haben es bis ins Finale des Grand Prix für Moselweine geschafft. Daraus hat das Publikum in Zell die Besten ermittelt.

Zell/Traben-Trarbach. Winzer, Weinadel, Weinkenner und Weingenießer brüteten konzentriert über den großen Bewertungsbögen und gelben Zeugnisblättern. 24 von 200 Mosel-Riesling-Weinen von Konz bis Winningen hatten es in die Endrunde des ersten Grand Prix in Zell geschafft. Nun lag es an der rund 280-köpfigen Publikumsjury, in einer verdeckten Weinprobe die Besten ihrer Klasse zu ermitteln. Delegationen aus Schweden und dem Saarland waren gekommen.
Die besten Geschmacksnoten gab es neben anderen für Weingüter aus Valwig und Pommern. Jeweils acht Weine der Geschmacksrichtungen trocken, halbtrocken und feinherb wurden in zwei Durchgängen zu je vier Proben blind gegeneinander verkostet. Nicht einmal der Service wusste, welchen Tropfen er gerade ausschenkte - der blickdichte, mit einer Nummer gekennzeichnete Sichtschutz um die Flaschen war fest verklebt.
Allein auf Auge, Nase, Zunge und Gaumen angewiesen, vergaben die Ermittler ihre Schulnoten nur nach persönlichem Geschmack, schnupperten an den Tropfen, hoben ihr Probierglas mit der schwungvoll aufsteigenden Linie gegen das Licht und prüften mit zusammengekniffenen Augen Farbe, Klarheit und Transparenz.
Schlürfen, schmatzen, schlucken


"Schmeckst du den Pfirsich?" Gespannt und bedächtig schlürften, schmatzten und schluckten die Juroren, kippten manchen Rest ins Ausgussgefäß, neutralisierten Glas und Zunge mit Wasser und Brot. Schließlich kritzelten sie hier ein "stark" und dort ein "mineralisch" hin, notierten Noten von "sehr gut" bis "befriedigend" und korrigierten sich wieder, als sich die Nummer vier doch noch einen besseren Abgang verschaffte als die bisherigen Favoriten. "Der hatte deutlich mehr Süße," begründete ein Kenner. "Oder weniger Säure," bemerkte sein Tischnachbar. Gar nicht so einfach, ohne Vorinformation nur auf das eigene sensorische Instrumentarium zurückgeworfen das eigene Produkt herauszuschmecken, wunderte sich so mancher Winzer.
Hinter den Kulissen in einer geheimen, aber nicht wirklich gemütlichen Kammer verrichteten Notar Rochus Scholl und seine Helfer Philipp Bohn und Fabian Müller staubtrockene Schwerstarbeit am Papierberg. Stundenlang entzifferten sie Bewertungsbögen, übersetzten sie in Punktzahlen für die Nummern und ordneten diese wieder den Weinen zu. "Ich genieße meinen Wissensvorsprung," tröstete sich Scholl, der natürlich nicht mitkosten durfte. In verschlossenen Umschlägen brachte er die Ergebnisse auf die Bühne. Die Stimmung im Saal erinnerte an die Oscar-Verleihung, als Moderator und Weinkenner Thomas Vatheuer im Beisein des Präsidenten des Weinbauverbandes, Rolf Haxel, der Moselweinkönigin Maria und der Zeller Weinkönigin Judith die Ergebnisse preisgab und die von 280 Juroren umjubelten Erzeuger der Siegerweine auf die Bühne bat, um ihre Preise entgegenzunehmen. Für die Dritt- und Zweitplatzierten stiftete das "Moselweinkulturland" Preise in Höhe von 150 beziehungsweise 300 Euro, die Sieger bekamen je einen Scheck über 1000 Euro von der Raiffeisenbank Zeller Land. Vier "Bewegte Männer" aus Bückeburg begleiteten mit Swing und Schlagern die Premiere dieses Mosel-Riesling Grand Prix, der ein "Vorbild" hat. Vor rund zehn Jahren rief der frühere Verbandspräsident Adolf Schmitt in Trier einen Wettbewerb unter trockenen Weinen ins Leben und bewies, was lange angezweifelt wurde: dass auch an der Mosel trockener Riesling in Spitzenqualität erzeugt wird. Mit seinem Wunsch, diesen Zeller Mosel-Riesling Grand Prix nicht nur fest zu etablieren, sondern auch aus der "Regionalliga zur Weltmeisterschaft" zu führen, wusste er sich mit dem Publikum einig. "Wir brauchen mehr glaubwürdige Vorbilder, mehr Idealismus und Unternehmer, die nicht nur Geld, sondern Qualität im Kopf haben", appellierte Albert Kallfelz, Lokalmatador und Sieger bei den Halbtrockenen. Kallfelz möchte mit der Erzeugung von Wein noch viel mehr Arbeitsplätze schaffen. surExtra

Nicht immer waren es die teuersten Tropfen, die sich in Zell ganz vorn platzieren konnten. Unter den trockenen Weinen belegten punktgleich (687) die Winzergenossenschaft Breva Wein und Weg (Valwig/Ernst) und das Weingut Schmitges mit einer Spätlese vom Erdener Treppchen den Platz zwei hinter einer Spätlese vom Valwiger Herrenberg des Weingutes Lönartz-Thielmann (847). Recht eng lagen die Besten unter den halbtrockenen Tröpfchen beieinander. 780 Punkte gab es für das Hochgewächs vom Pommerner Zeisel des Weinguts Leo Fuchs, das Weingut Göbel-Schleyer Erben bekam für sein Cochemer Goldbäumchen (Spätlese) 807 Punkte, und mit 818 Punkten machte ein Lokalmatador das Rennen: der Merler Adler von Albert Kallfelz, ein Kabinett. Unter den feinherben Weinen belegte eine Spätlese vom Fankeler Rosenberg "Hellekaul" des Weinguts Riedel (757) den dritten Platz hinter einer Selektion aus 100 Jahre alten Reben (Spätlese) vom Gaispfad aus dem Weingut Caspari-Kappel in Enkirch (773) und einer Spätlese Finesse der Lage Trabener Würzgarten (829) vom Weingut Trossen, Traben-Trarbach.sur

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