Griechischer Wein …

Es gibt Lieder, die so eingängig sind, dass sie einem beim Hören manchmal stundenlang nicht mehr aus dem Sinn gehen. Kürzlich hatte sich ein solcher Ohrwurm frühmorgens in meinem Kopf eingenistet. Im Radio lief der Udo-Jürgens-Schlager "Griechischer Wein".

Melodie und Text begleiteten mich beim Zähneputzen, Kaffeetrinken und Autofahren. Ist ja auch ganz nett anzuhören: "Griechischer Wein, schenk noch mal ein …" Später, als der Ohrwurm sich wieder verflüchtigt hatte, dachte ich: Könnte es einen Schlager geben mit dem Titel "Deutscher Wein"? Würde man dabei auch an altvertraute Lieder, junge Frauen, alte Häuser, grüne Hügel, Meer und Wind denken, wie im Udo-Jürgens-Song beschrieben? Wohl kaum.

Was ich sagen will: Der Begriff "Deutscher Wein" ist mit vielem besetzt, nur nicht mit Emotionen. Deutsch - das ist Korrektheit und Gründlichkeit, Fleiß und Präzision. In Deutschland werden die besten Abfüllmaschinen, Traubenpressen und Weinpumpen gebaut. Kellermeister von Kalifornien bis Australien bevorzugen diese Qualität "Made in Germany". Dass in Deutschland die besten Weißweine wachsen, wissen zwar die Weinliebhaber in aller Welt, doch der gewöhnliche Amerikaner, Engländer oder Japaner verbindet mit "Qualität aus Deutschland" hochwertige Maschinen und nicht Wein von der Mosel oder aus Baden.

Das Ausland schreibt den Deutschen immer noch Tugenden wie Fleiß, Zuverlässigkeit und Disziplin zu - obwohl man gelegentlich an dieser Charakterisierung zweifeln muss. Lässig und locker, das sind die Franzosen, Italiener — und: vor allem die Griechen …

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