Größte Schäden bei alten Buchen

Bernkastel-Wittlich · Palmen an der Mosel? Soweit ist es noch nicht. Aber die Klimaerwärmung schädigt die Bäume weiter. Jungbestände leiden währenddessen vor allem unter Verbissschäden.

 Vor allem heranwachsende Bäumen sind von Verbissschäden betroffen: Ulrich Frömsdorf, Leiter des Forstamts Wittlich, auf einer Windwurffläche bei Altrich. Sie wird derzeit aufgeforstet. TV-Foto: Ursula Quickert

Vor allem heranwachsende Bäumen sind von Verbissschäden betroffen: Ulrich Frömsdorf, Leiter des Forstamts Wittlich, auf einer Windwurffläche bei Altrich. Sie wird derzeit aufgeforstet. TV-Foto: Ursula Quickert

Bernkastel-Wittlich. Wie gesund ist unser Wald? Wer einem Förster im Kreis Bernkastel-Wittlich diese Frage stellt, der darf keine knappe Antwort erwarten. Denn je nach Lage und Baumart fällt die Bewertung unterschiedlich aus.
Die größten Probleme macht der Waldschadensbericht des Landes für die Bereiche südlich und östlich von Wittlich, also im Moseltal und in der östlichen Hocheifel, bei den älteren Buchen aus. Friedrich Engels von der Forschungsanstalt Forstliches Umweltmonitoring in Trippstadt spricht von einem "überproportionalen Anstieg der Waldschäden von 2010 auf 2011" (siehe Extra). Nordwestlich von Wittlich, also in Richtung Manderscheid, sei der Anstieg der Schäden moderat.
Und was macht dem Wald zu schaffen? Ulrich Frömsdorf, Leiter des Forstamts Wittlich, listet Probleme auf:
Die Schadstoffe in der Luft machen vor allem Nadelbäumen dort zu schaffen, wo sich die Wolken am Berg stauen, sich also häufig Nebel bildet, erklärt der Klausener Förster Alois Meyer. Die Schadstoffe verbinden sich mit der Feuchtigkeit in der Luft und bleiben an den Bäumen haften. Ältere Bäume nehmen größeren Schaden, weil sie wegen ihrer Höhe mehr Wind abbekommen. Vor allem bei der Aufforstung von Windwurfflächen führen Verbissschäden, primär durch Rehe, zu Problemen. Ist die Spitze des Sprösslings abgebissen, wächst der Baum nicht mehr oder er wächst schief. Douglasien und Buchen seien in diesem Punkt weniger, Eichen aber sehr empfindlich. Daher werden Areale eingezäunt.
Sind diese Wildschäden für junge Wälder das größte Problem, sind es bei den älteren Beständen der Klimawandel und die damit verbundenen Wetterextreme. Wärme, Trockenheit und Stürme machen vor allem Nadelbäumen zu schaffen. "In der Wittlicher Senke findet man eigentlich gar keine Fichten mehr, erst wieder ab einer Höhe von 500 Meter", sagt Frömsdorf.
Die Schäden bei Buchen und Eichen führt der Traben-Trarbacher Forstamtsleiter Franz-Josef Sprute vor allem auf die häufigere Ausbildung von Bucheckern und Eicheln zurück. Früher habe ein Baum alle fünf bis zehn Jahre Samen oder Früchte ausgebildet, jetzt alle drei Jahre. Da der Baum dazu viel Kraft brauche, lichte sich die Krone stärker. Kommt Trockenheit dazu, potenziert sich der Stress, unter dem die Pflanze steht. Sprute: "Schadstoffe sind zwar nach wie vor ein aktuelles Problem, aber der Klimawandel ist für den Wald schlimmer."
Im Bereich von Veldenz und Kröv schlagen zudem die Hagelschäden zu Buche. Manche Bäume haben bis zu 50 Prozent ihrer Blätter und Nadeln verloren, sagt Sprute.
Wegen seiner Höhenlagen und der vielen Niederschläge kommt das Forstamt Dhronecken im Kreisgebiet am besten weg. Verschlechterungen bei einzelnen Bäumen halten sich mit Verbesserungen die Waage. "Im Idarwald überwiegen sogar die Verbesserungen", sagt Engels. Nur in den Seitentälern der Mosel habe die Fichte mit Trockenheit und Borkenkäfern zu kämpfen, erklärt Forstamtsleiter Hans-Jürgen Wagner. "Wir halten unseren Status seit vielen Jahren auf gutem Niveau", sagt er - und klopft auf Holz.
Extra

Um den Zustand des Waldes bewerten zu können, werden an 162 Punkten im Land die Bäume untersucht. An einem Messpunkt bei Wittlich gebe es zwölf Buchen, die etwa 100 Jahre alt sind und deren Kronenzustand sich zum Teil drastisch verschlechtert habe, erklärt Friedrich Engels von der rheinland-pfälzischen Forschungsanstalt in Trippstadt. Auch die Kronen der dortigen Fichten seien lichter geworden. Insgesamt seien 14 der Probebäume in diesem Areal deutlich geschädigt. Im Vorjahr waren es noch drei. Bei einem weiteren Messpunkt, der einen 50-jährigen Mischbestand aus Fichten und Douglasien umfasst, zeigen sich geringfügig stärkere Schäden. Nimmt man die gesamte Waldfläche im Land in den Blick, hat sich der Zustand 2011 gegenüber 2010 über alle Baumarten und Altersstufen hinweg verschlechtert. Der Anteil der deutlichen Schäden ist um sieben Prozentpunkte auf 33 Prozent gestiegen. uq

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