Großer Streiter für den kleinen Winzer

Kröv · Er ist wortgewaltig und streitbar: Hubertus Klein aus Kröv führte 24 Jahre den Kreiswinzerverband Bernkastel-Wittlich. Jetzt hat sich der 64-Jährige aus der Weinbaupolitik zurückgezogen. Ein Rückblick.

 Hubertus Klein aus Kröv hat sich viele Jahre für die Interessen der Moselwinzer eingesetzt. TV-Foto: Winfried Simon

Hubertus Klein aus Kröv hat sich viele Jahre für die Interessen der Moselwinzer eingesetzt. TV-Foto: Winfried Simon

Kröv. 1985 war ein denkwürdiges Jahr für die Moselwinzer. Der aus Österreich importierte Glykolskandal hatte die Weinwirtschaft erschüttert. Der Weinabsatz, vor allem im Export, brach ein, die ohnehin schon niedrigen Preise für Fasswein stürzten weiter ins Bodenlose. Hubertus Klein war damals erst wenige Monate Vizepräsident des Weinbauverbandes Mosel-Saar-Ruwer und Stellvertreter von Adolf Schmitt. In Mainz protestierten an einem heißen Augusttag 5000 Winzer, die meisten von der Mosel, gegen eine aus ihrer Sicht verfehlte Weinbaupolitik. Auch Hubertus Klein sprach deutliche Worte, und auch in den folgenden Jahren musste sich manch ein Politiker, ob aus Mainz, Bonn oder Brüssel, scharfe Attacken gefallen lassen.
Misere begann mit Rekordernte


1987 wurde Hubertus Klein zum Winzervorsitzenden Bernkastel-Wittlich gewählt. "Es war schon eine verrückte Zeit", erinnert sich der heute 64-jährige Winzer. Als die Misere mit der Rekordernte 1982 begann, gab es an der Mosel noch über 12 000 Hektar Rebfläche, heute sind es weniger als 9000. Und viele Winzer haben in dieser Zeit ihren Betrieb aufgegeben, weil es sich einfach nicht mehr lohnte und kein Nachfolger bereit war, weiterzumachen. Hubertus Klein stand immer auf der Seite des "kleinen Winzers", der seine Ernte als Fasswein verkaufen und Jahr für Jahr um seine Existenz bangen muss. Er war seinerzeit ein begeisterter Verfechter einer Fasswein-Erzeugergemeinschaft, um den Großkellereien als starker Partner gegenüberzustehen. Sechs Jahre existierte diese Erzeugergemeinschaft. Am Ende mussten die Gründer einsehen, dass es nicht funktioniert. Klein: "Der spekulative Fassweinmarkt war noch zu groß, die Kellereien konnten sich immer noch genug Wein auf dem freien Markt besorgen." Aber auch von vielen Winzerkollegen wurde Klein enttäuscht — Winzer, die die Verträge nicht einhielten, um schnell ein besseres Geschäft zu machen.
"Komischer Optimist"


Manche sagen, die Mosel habe sich in den vergangenen 25 Jahren "gesundgeschrumpft". Doch Hubertus Klein bedauert den Flächenrückgang. "Das war nicht notwendig", sagt er. In Deutschland komme die Hälfte des kon sumierten Weins aus dem Ausland.
Dass heute vieles besser an der Mosel ist als zu Beginn seiner Amtszeit als Kreiswinzervorsitzender, registriert er mit Genugtuung. "Die Winzerbetriebe sind so gut aufgestellt wie noch nie, und die Qualität der Weine war noch nie so gut." Daher schaut der "komische Optimist", wie er sich selbst bezeichnet, zuversichtlich in die Zukunft. Die Technik im Steillagenweinbau werde weiter voranschreiten, immer mehr Arbeit werde an Lohnunternehmen vergeben, prophezeit er. Große Hoffnungen setzt er auf ein neues Bezeichnungsrecht, über das zurzeit diskutiert wird. Sein Appell: In den besonders wertigen Lagen der Mosel dürfe nur Riesling wachsen.
Klein will aber keinesfalls die Flachlagen verdammen. Klein: "Die Mosel braucht auch diese Lagen, um den Markt bedienen zu können."Hubertus Klein übernahm 1979 den damals größten Ortswinzerverband des Kreises Bernkastel-Wittlich in Kröv und wurde 1987 zum Vorsitzenden des Kreiswinzerverbandes Bernkastel-Wittlich gewählt. Viele Jahre war er im Vorstand des Weinbauverbandes Mosel und eine Wahlperiode dessen Vizepräsident. Ferner war er langjähriges Mitglied der Vertreterversammlung der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft und der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz. sim

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