Großes Herz und gut gefüller Geldbeutel

Das Mosel-Hochwasser kommt und geht auch wieder. Johann Josef (Millionen-Sepp) Ehlen ist seit Jahrzehnten den Standorten Bernkastel-Kues und Graach treu, auch wenn er immer wieder unter Hochwasser leidet.

 Hat für viele Anliegen ein offenes Ohr: Johann Josef Ehlen.TV-Foto: Clemens Beckmann

Hat für viele Anliegen ein offenes Ohr: Johann Josef Ehlen.TV-Foto: Clemens Beckmann

Bernkastel-Kues. Mit seinem richtigen Vornamen wird Johann Josef Ehlen in Bernkastel-Kues und in der Umgebung nur von wenigen Leuten gerufen, obwohl er bekannt ist wie der berühmte bunte Hund. Er wird "Sepp" genannt, von Vielen auch "Millionen-Sepp".

Diesen Spitznamen trägt der 71-Jährige nicht, weil er sich im Laufe seines Lebens Reichtümer erarbeitet hat, was natürlich nicht ausgeschlossen ist. Den Namen hat Ehlen bereits seit 1965 weg. Damals habe ein Bekannter in einem Gasthaus in Graach einen 1000-Mark-Schein aus der Tasche gezogen und gesagt, er werde demjenigen 100 Mark zahlen, der den Schein wechseln könne. Ehlen war gerade von einer Weinverkaufs-Tour zurückgekommen und hatte 1400 Mark dabei.

"Ich zog 900 Mark heraus und legte sie hin", erzählt er. Sein Gegenüber sei sehr erstaunt gewesen und habe die 100 Mark nicht zahlen wollen. Andere Gäste hätten dann dafür gesorgt, dass die Wette eingelöst worden sei. Ob er denn Millionär geworden sei, wollten sie wissen. Von da an hatte er den Spitznamen. "Am Anfang hat mich das geärgert", gibt Ehlen zu. Doch das war nur von kurzer Dauer. Längst trägt sei Auto die Buchstaben-Kombination "MS" (Millionen-Sepp).

Das Schoppengespräch mit ihm ist im "Alten Moselahnhof" statt. Ehlen hat den ehemaligen Bahnhof 1974 übernommen. "Ich habe damals Wein dorthin geliefert", erzählt er. Irgendwann hätten ihn die Betreiber gefragt, ob er den Betrieb nicht übernehme wolle. Er habe nicht lange überlegt. Schließlich sei er schon mit seinem Großvater immer in den Bahnhof gegangen. "Das Gebäude hat mir immer am Herzen gelegen", sagt der gebürtige Graacher.

In Graach führte er damals ein Weingut und arbeitete auch noch als Weinkommissionär. Daran änderte sich auch nach der Wirtshaus-Übernahme nichts. Die Arbeit im "Alten Bahnhof" verrichteten in erster Linie Angestellte. Seit 2003 hat Ehlens Sohn, Johann Josef jr., hier das Sagen.

Sein Vater trägt das Herz auf der Zunge. Deshalb macht er kein Hehl daraus, dass der Betrieb eine Goldgrube war. "In der Hochsaison hatte ich die Pacht für einen Monat manchmal schon an einem Tag drin."

Als Weinkommissionär hat er auch gute Zeiten erlebt. Und zwar die, in denen der Fasswein nicht nur, wie derzeit, 50 Cent pro Liter kostete. "Das teuerste Fuder (1000 Liter), das ich als Kommissionär kaufte, war eine 1976er-Auslese und kostete 7500 Mark", erinnert er sich. Viele Kommissions-Geschäfte seien damals im Bereich zwischen 2000 und 3000 Mark abgewickelt worden. Kein Vergleich also zu der derzeit schlechten Lage auf dem Fasswein-Markt.

Ehlen gehört zu der Sorte Mensch, die auch andere am Erfolg teilhaben lassen. Seit 20 Jahren bezahlt er die Zucker-Brezeln, die am Martinstag in Bernkastel-Kues an die Kinder ausgegeben werden, die den heiligen Mann auf seinem Pferd begleiten. "Das werde ich tun, so lange ich lebe", verspricht er. Das in den Boden des Karlsbader Platzes eingelassene Wappen der Stadt hat er ebenfalls bezahlt (3500 Euro). Und in einigen Gässchen der Altstadt hat er 56 Reben gepflanzt. "Ich bin eben so. Ich habe Geld verdient und mache das aus Dankbarkeit", sagt er.

Als Winzer und Wirt hat er die Entwicklung der Region, vor allem der Stadt Bernkastel-Kues, begleitet. "Die Stadt hat sich vor allem durch den Bau des Burgberg-Tunnels zu ihrem Vorteil entwickelt. Die Leute machen ihr Geschäft", erzählt er.

Ehlen hat gutes Geld verdient, er hat aber auch oft unfreiwillig tief ins Portemonnaie greifen müssen. "23 Mal stand die Mosel im Lokal", erinnert er sich an den größten Feind der Leute, die nahe an der Mosel ihre Geschäft oder ihr Haus haben: das Hochwasser. "Das hat mich jedes Mal 10 000 Mark gekostet, beim Jahrhunderthochwasser 1993 waren es sogar 150 000 Mark", erzählt er. Doch er hat, wen wundert es, immer wieder aufgesperrt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort