Grünes Klassenzimmer mit Erlebnis-Charakter

Vielleicht wird der Schulhof der Piesporter Grundschule bald zum Mekka für Pädagogen und Elternvertreter aus dem ganzen Land. Das könnte passieren, wenn die Pläne für eine Umgestaltung wahr werden.

 Ein Baum: Mehr Natur weist der Schulhof (rechtes Foto) derzeit nicht auf. Die Pläne (links) von Rosemarie Bitzigeio zeigen, was möglich ist. TV-Foto: Klaus Kimmling/Grafik: Rosemarie Bitzigeio

Ein Baum: Mehr Natur weist der Schulhof (rechtes Foto) derzeit nicht auf. Die Pläne (links) von Rosemarie Bitzigeio zeigen, was möglich ist. TV-Foto: Klaus Kimmling/Grafik: Rosemarie Bitzigeio

Piesport. An Platz außerhalb des Gebäudes mangelt es den knapp 110 Schülern der Piesporter Grundschule nicht. Der Schulhof ist groß, das ist aber auch schon alles. Der Baum in der Mitte kann nicht einmal als Alibi für etwas Abwechslung dienen.

Das soll sich ändern. Große Teile des Schulhofs sollen begrünt werden und Erlebnis-Charakter erhalten. Initiatorin ist Bürgermeisterin Christiane Horsch. Ihr ist es gelungen, mit den Eltern und den Lehrern wichtige Befürworter zu gewinnen. Mit der Architektin Rosemarie Bitzigeio aus Winterspelt (Eifelkreis Bitburg-Prüm) steht ihnen jemand zur Seite, der augenscheinlich mehr im Sinn hat, als nur Geld zu verdienen. Sie spricht vom "grünen Klassenzimmer", von der "Identifikation mit Dorf und Region" von "ausgelebter Bewegung" und einem "Raum für Sinne und Bewegung".

Der Schulhof wird nicht nur morgens genutzt. Seit September 2005 gibt es an der Schule ein Ganztags-Angebot. Derzeit nehmen 65 Schüler es wahr.

Herzstück der Planungen von Rosemarie Bitzigeio ist ein Baumhaus, das an eine Burg erinnert. Weitere Grünflächen sollen als Spielfelder oder Orte der Kommunikation dienen. "Die Kinder sollen in den Bauprozess eingebunden werden", erläutert Bitzigeio.

Der Gestaltungsprozess beginne auf einer lebenden Fläche immer wieder von vorne. "Das verhindert auch Vandalismus", glaubt sie. "Der gesamte Prozess soll in der Schule entwickelt werden", wünscht sich Bürgermeisterin Horsch.

Gebaut werden soll mit moseltypischen Materialen. Bitzigeio: "Das erzeugt Unverwechselbarkeit." Weil mit solch einem Projekt Neuland betreten werde, könne es sogar modellhaften Charakter für Rheinland-Pfalz bekommen.

Über die Kosten macht die Architektin noch keine Angaben. In der vorletzten Sitzung des Verbandsgemeinderates wurde aber schon einmal ein Betrag von etwa 150 000 Euro genannt.

"Eine solche Gestaltung war vorher unvorstellbar", gibt Ortsbürgermeister Karl Heinz Knodt zu. Er ist begeistert: "Lehrer und Eltern sind stark engagiert."

Eltern und Lehrer halten sich mit Äußerungen aber zurück. Erst wenn alles in "trockenen Tüchern" sei, werde es solche geben, heißt es vonseiten des Schulelternbeirates. Ob und wie die Pläne umgesetzt werden, soll voraussichtlich in der nächsten Sitzung des VG-Rates entscheiden werden.

Meinung

Eine tolle Idee

Etwas eint die Deutschen. In ihrer Jugend besuchen sie eine Schule. Die Pausen verbringen sie auf dem Schulhof. Der besteht hierzulande meist aus einer nackten Beton- oder Teerfläche, auf der sich mit viel Glück ein Baum findet. Zum Austoben reicht dies, aber muss das alles sein? Die Piesporter wollen zeigen, dass mehr möglich ist, wollen auch die Pausengestaltung in ein pädagogisches Konzept einbinden. Es gibt Leute, die das schon aus finanziellen Erwägungen infrage stellen. Auch das Argument über drohenden Vandalismus kommt. Doch die Initiatoren sollten sich davon nicht beeinflussen lassen. Die Idee ist toll, auch wenn es vielleicht Abstriche geben muss. Eines scheint gewiss: Wer als Grundschüler an solch einem Projekt mitarbeitet, wird es als Jugendlicher nicht verschandeln. c.beckmann@volksfreund.de

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