Gulliver-Welt im Klausenhof

KLAUSEN. Mit dem Sammeln von Miniflaschen hatten seine Eltern begonnen. Andreas Schühlein machte einfach weiter – und hat inzwischen seine persönliche Sammlerleidenschaft für kleine LKW entdeckt.

Ob hungrig oder durstig: Wer den "Klausenhof" in der Nähe der Wallfahrtskirche betritt, sieht sich zunächst mit der großen Leidenschaft des Chefs konfrontiert. Dort hängen dutzendweise Hexen von der Decke, hunderte Flaschen stehen in einer gläsernen Vitrine, und komplett umzingelt fühlt man sich von unzähligen kleinen Lastkraftwagen. "Wer staubt das alles ab?", sei meist die erste Frage der erstaunten Gäste, berichtet Andreas Schühlein. Abgestaubt werde stets vorm Familienfest, erzählt er. Außerdem werden die Sammlerstücke am Ruhetag in Angriff genommen, also dienstags.Die Sammlung wächst und wächst und wächst

Mit den Miniflaschen hatten die Eltern Marlies und Schorsch begonnen. Die Sammlung ist heute mehr als 50 Jahre alt und beinhaltet so manche Kuriosität. "Inzwischen haben wir rund 2200 Flaschen", schätzt Schühlein, und stetig werden es mehr. Vertreter, Gäste, Freunde und Bekannte arbeiten fleißig an der Vervollkommnung der Sammlung mit. Erst kürzlich hat ihm ein Gast 25 Fläschchen vom Starnberger See geschickt. Kaum sei der Bekannte zu Hause angekommen gewesen, da habe Andreas Schühlein das Päckchen mit den Mini-Flaschen auch schon erhalten. Das freut das Herz des Sammlers, das seit zwei Jahren auch für eine andere Spezies schlägt. Kleine LKW mit allen nur erdenklichen Aufdrucken haben es Andreas Schühlein besonders angetan. Längst kennt er sich aus in der Szene, weiß, welche Wagen wertvoll sind, wie zum Beispiel der Truck von "Nedlloyd", der mit 200 Euro gehandelt wird. Doch ihm gehe es nicht ums Geld, erzählt Schühlein. Er findet sie einfach schön, die bunten Kisten, die mit ihren manchmal recht außergewöhnlichen Aufdrucken das Ambiente des Klausenhofs bereichern. Fast 350 hat er schon, die in der ehemaligen Vitrine der Miniflaschen und in mehreren Etagen rund um den Thekenkranz aufgereiht sind. Dort hat Schühlein eigenhändig viele Meter Winkelleisten befestigt, um seine Trucks passend in Szene zu setzen. Schriftzüge und Reklameschilder lachen die Betrachter an: von Coca-Cola bis Capri-Sonne, viele Nostalgietrucks stehen in Reih und Glied - sogar ein Lastwagen mit dem Schriftzug des eigenen Ladens. Der weiße Truck "Klausenhof" ist eine Auftragsanfertigung des Sammlers. Manche Firmen verkaufen die Rohlinge, andere bedrucken sie nach individuellen Wünschen. Von vielen Mini-LKW gibt es komplette Serien. Als passionierter "Ebayer" kauft, verkauft und tauscht der gelernte Koch nach Herzenslust mit anderen Sammlern. Schühleins persönlicher Tick sind Speditionstrucks: Dafür lässt er auch gerne etwas springen. Zum Beispiel damals, als er ums Eck auf ein Bier ging und Tobias, der dreijährige Sohn des Hauses, mit einem alten Elsen-Truck spielte und gar nicht wusste, was er da Schönes in den Händen hielt. Von dem "Geschäft", das Schühlein daraufhin aushandelte, profitierten beide: Der Mann bekam den Elsen-Wagen, der Junge im Gegenzug drei besonders bunte Lastwagen zum Spielen. Und jedes Mal, wenn die zwei sich sehen, schenkt er dem Knirps ein weiteres Auto. Für den Fall, dass es mal ein Langfinger auf seine Sammlung abgesehen haben sollte, hat Andreas Schühlein vorgesorgt: Er bewahrt die Minitrucks ohne die Basis auf, die diese Objekte erst wertvoll machen. Er montiert sie schlichtweg ab, bevor er sie in der Gaststube ausstellt. Ein Diebstahl lohnt sich also nicht.

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