Gut geschützt im Fall der Fälle

WITTLICH. Die Bevölkerung des Kreises Bernkastel-Wittlich ist vergleichsweise besser mit Schutz- und Rettungseinrichtungen versorgt als die Menschen in Großstädten oder auch in Trier. Bei echten Katastrophen ist Evakuierung wirkungsvoller als Schutzräume aufzusuchen.

 Großübungen, wie diese auf der A60, sorgen für gut ausgebildete Rettungskräfte im Kreis.Foto: Uwe Hentschel

Großübungen, wie diese auf der A60, sorgen für gut ausgebildete Rettungskräfte im Kreis.Foto: Uwe Hentschel

Je angespannter die politische Lage im Nahen Osten und damit die Terrorangst wird, desto mehr rückt ein Thema wieder ins Blickfeld, das nach Ende des Kalten Krieges vernachlässigt werden konnte: der Katastrophenschutz. Für viele ist die Nähe der Airbase Spangdahlem derzeit ein Faktor der Beunruhigung, denn der strategisch wichtige Stützpunkt könnte Ziel etwa von Angriffen mit Sprengstoff sein. Doch der für Sicherheit und Ordnung zuständige Geschäftsbereichsleiter bei der Kreisverwaltung, Ralph Scheid, hält solche Terror-Szenarien in den dünn besiedelten Gebieten von Mosel, Eifel und Hunsrück für wenig realistisch: "Die Großschadensfälle, wie das heute im Gesetz heißt, mit denen wir in der Region rechnen müssen, sind vor allem Hochwasser, Unfälle auf Straßen oder Schienen mit Gefahrgut und/oder vielen Verletzten und Großbrände." Hilfskrankenhäuser wurden aufgelöst

Die früher eingerichteten Hilfskrankenhäuser, die sich in den Realschulen von Wittlich und Neumagen-Dhron befanden, unterstanden allein dem Bund und sind aufgelöst worden: "Die Einrichtung ist im Rahmen humanitärer Hilfe etwa in Erdbebengebiete gebracht oder dem Roten Kreuz und dem Malteser Hilfsdienst übergeben worden." Das Programm für Schutzräume, bis in die 90er Jahre hinein ebenfalls vom Bund gefördert, gibt es nicht mehr, und nach Einschätzung von Scheid sind befristete Evakuierungen geeigneter und zielgenauer. Das bundesweite Sirenensystem ist an die Gemeinden gegangen. In den Dörfern ist der Klang der Sirenen noch vertraut, doch immer häufiger werden Systeme bevorzugt, in denen extern einschaltbare Radios oder Handys zur Warnung der Bevölkerung dienen. "Jeder sollte sein altes Kofferradio mit Batteriebetrieb behalten", so Scheids Tipp als Vorsorge bei Stromausfall. Je nach Anzahl der betroffenen Personen oder Schadensgröße gibt es unterschiedliche Kompetenzen. Zunächst ist für den Brandschutz und die so genannte Allgemeine Hilfe immer die Verbandsgemeinde oder die Stadt mit den örtlichen Feuerwehren zuständig. Mit anderen Worten: sehr viel Ehrenamt. Eine Berufsfeuerwehr gibt es nur in fünf rheinland-pfälzischen Städten, beispielsweise in Trier. Doch dort, so erläutert Scheid, kommen auf rund 100000 Einwohner rund 600 Feuerwehrleute, im Kreis Bernkastel-Wittlich stehen für die 123000 Einwohner 3700 ebenfalls ausgebildete, aber freiwillige Feuerwehrleute zur Verfügung. "Der Schutz auf dem Land funktioniert auf jeden Fall, die Einhaltung der Zeiten bis zum Einsatz - acht Minuten für die Feuerwehr und fünfzehn Minuten für den Rettungsdienst - ist noch im kleinsten Dorf gegeben." Wenn die örtlichen Einsatzkräfte mit ihrem Gerät und Personal nicht auskommen oder wenn mehrere Gemeinden betroffen sind, geht die Einsatzleitung an die Kreisverwaltung über - zentrale Aufgaben übernimmt das Land, der Bund schließlich ist für den so genannten Zivilschutz zuständig. Es gibt in dieser Kompetenz-Pyramide für jeden denkbaren Fall Einsatzpläne und regelmäßige Übungen, Gefahrstoffe können von den Stützpunktfeuerwehren in Wittlich, Bernkastel-Kues und Morbach bekämpft werden. In Sachen Rettungs- und Sanitätsdienst kann man im Kreis auf rund 670 Ehrenamtliche und 270 Pflegehilfskräfte vertrauen, die gut ausgebildet sind und zum Teil in den Schnelleinsatzgruppen von DRK und MHD sofort zur Verfügung stehen. Der bislang einzigen regelmäßig über die Region hereinbrechenden Katastrophe, dem Hochwasser, wird nach Scheids Erfahrung mit viel Nachbarschaftshilfe und Eigeninitiative entgegengetreten. Überhaupt spiele die Eigenverantwortung eine große Rolle, auch wenn von allen Institutionen her der Schutz der Zivilbevölkerung gewährleistet sei. Darüber hinaus informiert das Bundesamt für Zivilschutz unter www.bzs.bund.de im Internet über das, was für den Fall der Fälle zu beachten ist.

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