Gute Schmuggler

Der 240. Hilfstransport mit Kleidern und Medikamenten wurde jetzt in Wittlich geladen. Ziel diesmal ist Albanien. Seit 1979 packt die Wittlicherin Katrin Bornmüller ihre Energie in die Unterstützung hilfsbedürftiger Menschen in Osteuropa. Und wird dabei von vielen Menschen mit unterstützt.

Wittlich. (ger) Sie ist eine engagierte und eine couragierte Frau, das spürt man sofort, wenn Katrin Bornmüller von ihrer humanitären Arbeit spricht, die sie aus Überzeugung leistet. Selbstbewusst ist sie allemal. Wie sonst kann das gelingen, wofür sie sich seit 28 Jahren einsetzt. Sie erinnert sich: "1979 war ich in Ostberlin. Das hat mich wahnsinnig entsetzt. Die Zustände, die Armut, alles kaputt, alleine schon die Grenzkontrollen." Das ZDF-Magazin "Hilferufe von drüben" mit dem Journalist Gerhard Löwenthal habe ihren Blick auf die Gesellschaft für Menschenrechte gelenkt, aus der später die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) entstand. Bei ihr festigte sich die Idee, politisch Verfolgte in der DDR materiell wie moralisch zu unterstützen. Erster Transport für Solidarnosc

Hilfspakete wurden gesandt. Katrin Bornmüller entwickelte einen regen Schriftverkehr mit dem westdeutschen Ministerium für innerdeutsche Beziehungen und mit dem Ostberliner Anwalt Vogel, seinerzeit Kontaktmann für Gefangenenaustausche, um Hafterleichterungen zu erreichen. Schnell sprach sich das Engagement von Katrin Bornmüller herum. 1981 nahm sie an der ersten Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) als Delegierte der IGFM teil, weil sie Englisch und Französisch spricht. Und wurde regelmäßiger Teilnehmer. Ende der 80er Jahre organisierte sie von Wittlich aus erste Hilfstransporte nach Polen zur damaligen Gewerkschaft Solidarnosc. Es wurde ein Sammellager in einem Zimmer, dann in der Garage am Wohnhaus Bornmüller eingerichtet. Es kamen die ehemaligen Rauschmann-Werkstätten in der Kurfürstenstraße hinzu, schließlich der alte Wittlicher Bahnhof. Seit 1999 wird im Keller des Edeka-Marktes Rommelsbach gelagert. Schmiergeld für die Schnelligkeit

Von dort startete nun der 240. Transport mit Unterstützung des Rotaryclubs Wittlich und der Rotarier aus Epinal/Frankreich. Spediteure sind aus Kostengründen Firmen aus den angefahrenen osteuropäischen Ländern. Thema Zoll: Das führte of zu Kuriosem, teilweise sogar zur Vernichtung der Ladung, erzählt Katrin Bornmüller. In Rumänien hätten die Zöllner schon mal die Lebensmittelpakete kaputt gestochen. Die polnischen Zöllner bekamen meist Schmiergeld, da sonst die Ladung drei Wochen auf die Abfertigung warten musste. Von den Letten wurden sie zu kommunistischen Zeiten als Kontrabandisten (Schmuggler) deklariert und verklagt. Die Transporte seit 1990: 90 nach Litauen, 59 nach Lettland, 50 nach Rumänien, 39 nach Kroatien und zwei nach Albanien.

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