guten_morgen_2901

Eines vorweg: Gepflegte Blumenbeete, saftig grüner Rasen und ausladende Balkon-Gehänge erfreuen auch mein Auge. Rätselhaft ist für mich nur, warum viele Menschen sich freiwillig und mit großer Hingabe in die Gartenarbeit stürzen.

"Das ist ein schöner Ausgleich für mich", höre ich dann oft als Antwort. Wie bitte? Arbeit als Ausgleich für Arbeit? Entsprechend pflichtbewusst statt begeistert fiel meine Reaktion aus, als mein Vater mich zur Durchforstung einer Böschung einlud. Vor Ort stellte sich mein Einsatzgebiet als mittlerer Urwald heraus. Zudem braucht der Hang den Vergleich mit Steillagen der Mosel nicht zu scheuen — mit dem Unterschied, dass es statt dünner Rebzweige um arm- bis beindicke Äste, blickdichte Sträucher und einzelne Baumstämme ging. Nun liegen meine Stärken eher beim filigranen Einsatz meiner Finger, sei es auf einer Computer-Tastatur oder beim Klavierspielen. Motorsägen kenne ich eher in der Hand von Psycho-Killern aus Horrorfilmen oder von Pin-up-Girls aus dem Kalender eines Sägen-Herstellers mit Werk bei Prüm. Ich übte also vornehme Zurückhaltung, während mein Vater mit Schnittschutzhose und Schutzbrille ausgestattet anrückte. Gedanken an Schlachtfelder und Überlebenskampf in der Wildnis drängten sich auch weiterhin auf. Der unvermeidliche Stich ins Wespennest brachte uns einige Attacken der tierischen Luftwaffe ein. Sturzregen zwang uns zu Pausen, der senkrechte Abgrund zu erhöhter Vorsicht. Abgesägte Äste landeten mitunter krachend auf dem Hausdach des Nachbarn.Trotz allem: Wir haben es überlebt. Und zugegeben: Es war schön. Die "Arbeit" im Schoß von Mutter Natur kann auch Spaß machen. So wie das Ergebnis: freie Sicht auf mein Eifeler Heimatdorf Lünebach.

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