Guter Wein muss auch verkauft werden

Vieles hat sich geändert, seitdem vor 100 Jahren in Bernkastel-Kues die Weinbauschule eröffnet wurde. Der Weinbau ist heute ein moderner Wirtschaftszweig, Maschinen haben die beschwerliche Handarbeit weitestgehend überflüssig gemacht. Die Weinbauschule musste sich den Verhältnissen anpassen, sie war aber auch stets Vorreiter für moderne Produktionstechniken im Weinbau und der Kellerwirtschaft.

 Das Gebäude der Weinbauschule in Bernkastel-Kues: Viele Tausend Winzer haben hier in den vergangenen 100 Jahren gelernt. TV-Foto: Winfried Simon

Das Gebäude der Weinbauschule in Bernkastel-Kues: Viele Tausend Winzer haben hier in den vergangenen 100 Jahren gelernt. TV-Foto: Winfried Simon

Bernkastel-Kues. Blättert man die 1982 erschienene Festschrift "75 Jahre Weinbauschule Bernkastel-Kues" durch, stößt man auch auf zwei bemerkenswerte Seiten. Dort sind die Briefköpfe der für die Weinbauschule zuständigen Dienstherren abgebildet. Interessant zu erfahren, unter wem die Weinbauschule in all den Jahren diente: Bei der Gründung war es die Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz, schließlich, im Dritten Reich, der Reichsnährstand, in dessen Adlerwappen die Schrift "Blut und Boden" eingraviert ist, dann die Landwirtschaftskammer Rheinland/Nassau, die Bezirksregierung Trier, das Weinbauministerium in Mainz und schließlich das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR). Wenn auch die Dienstherren, abhängig von den politischen Verhältnissen, wechselten, das architektonisch schöne Gebäude am Gestade 12-14 ist fast unverändert geblieben. Und auch an dem Bestreben der Fachlehrer, junge Menschen zu sachkundigen Winzern auszubilden und Betriebsleiter in Fragen des Weinbaus, der Kellerwirtschaft und Vermarktung zu beraten, hat sich nichts geändert. Heute sieht die Zukunft des Weinbaus wieder rosiger aus. Die Schule erfreut sich seit einigen Jahren wieder mehr Schülern, unter denen nicht nur Winzersöhne- und töchter sind, sondern auch berufsfremde junge Leute oder "Umsteiger" aus dem Norden oder Süden Deutschlands, um diesen wieder attraktiv gewordenen Beruf zu erlernen. Ob es noch einmal einen Boom geben wird, wie in den 60er und 70er Jahren, als der Moselwein, egal wie schlecht oder gut er war, gefragt war wie nie und die Flächen daher immer mehr ausgedehnt wurden, ist ungewiss. Viele Fehler wurden damals gemacht, obwohl nicht wenige Weinbauberater vor einem bösen Ende warnten. Als vor 25 Jahren die Festschrift zum 75. Geburtstag erschien (Grußworte schrieben damals Weinbauminister Otto Meyer, Regierungspräsident Gerhard Schwetje und Landrat Dr. Helmut Gestrich; der Direktor der Schule war Dr. Josef Schander), begann kurz danach die Talfahrt im Moselweinbau. Weinskandale und drei Massenernten, die kaum vermarktet werden konnten, ließen die Preise ins Bodenlose fallen. Die Mosel hat sich "gesund geschrumpft"

Inzwischen hat sich die Mosel "gesund geschrumpft" - von einstmals über 12 000 Hektar Rebfläche sind knapp 9000 übrig geblieben. Ferner hat eine neue Winzergeneration das Ruder übernommen, und eine beispiellose Qualitätsoffensive hat den Moselwein, vor allem den Riesling, international an die Spitze gebracht. Die Weinbauschule und die Fachschule Bernkastel-Kues sind daran nicht unbeteiligt. Dort lernen die jungen, angehenden Betriebsleiter nicht nur, wie man guten Wein "macht", sondern auch, wie man ihn verkauft. Sie lernen, wie man ein Unternehmen leitet, die Bücher führt, Werbung macht und man mit den Kunden umgeht.

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