Gutes Abitur in Wittlich als Sprungbrett in die Welt

Wittlich · Eine Extra-Auszeichnung erhalten in diesem Jahr die drei besten Abiturienten am Peter-Wust-, Cusanus- und Technischen Gymnasium in Wittlich. Ihnen kommt erstmals der mit jährlich 6000 Euro dotierte Bernhard Clemens Förderpreis zugute. Eine regionweit einzigartige Initiative: Im Namen der verstorbenen Wittlicher Unternehmenspersönlichkeit soll insbesondere ein Auslandsaufenthalt erleichtert werden.

 Andreas Burkard (links) hatte die Idee, Bernd Clemens den Unternehmergeist und das Geld: 2012 wird erstmals ein mit insgesamt 6000 Euro dotierter Förderpreis an Wittlichs drei beste Abiturienten vergeben. TV-Foto: Sonja Sünnen

Andreas Burkard (links) hatte die Idee, Bernd Clemens den Unternehmergeist und das Geld: 2012 wird erstmals ein mit insgesamt 6000 Euro dotierter Förderpreis an Wittlichs drei beste Abiturienten vergeben. TV-Foto: Sonja Sünnen

Wittlich. Abi - was nun? Für An-dreas Burkard war klar: ab nach Oxford. Das war 2006. "Das Problem war die Finanzierung", sagt er rückblickend und: "Es gab zum Beispiel kein Auslands-Bafög aber einen regionalen Förderpreis in Hessen." Das hat er nicht vergessen. Und er hat sich vorgenommen, etwas Vergleichbares in Wittlich zu schaffen, für junge Menschen, die ins Ausland wollen. Gute Idee - was nun?
Dranbleiben, dafür werben, darüber reden. Jetzt gibt es erstmals einen regionweit einzigartigen Förderpreis, der Wittlichs drei besten Abiturienten von Peter-Wust-, Cusanus- und Technischem Gymnasium zugutekommen wird, jedes Jahr. Sie erhalten ohne weitere Verpflichtung je 500 Euro. Der insgesamt beste Absolvent bekommt zusätzlich 4500 Euro, die an einen Auslandsaufenthalt bis spätestens vier Jahre nach dem Abitur zweckgebunden sind: für Sprachkurse, Auslandssemester, Praktika, Ausbildungen. "Für das Geld gibt es kein All-inclusive-Programm. Wer diese Chance bekommt, der muss schon Initiative zeigen und sich was suchen", sagt Andreas Burkard. Er selbst hat für sein Vorhaben in Wittlich einen Partner gefunden, der nicht nur wie viele sagte: "Gute Idee", sondern sie finanziert.
Bernd Clemens stiftet jährlich 6000 Euro, auch als Hommage an seinen verstorbenen Vater Bernhard Clemens, Gründer der heute weltweit agierenden Firma für Weinbau- und Kellereitechnik. Seinen Namen trägt der neue Förderpreis. "Mein Vater hat immer gesagt: Ihr müsst Sprachen lernen, ihr müsst ins Ausland. Unsere Firma lebt zu 80 Prozent vom Export. Für uns, die Region, ja das Exportland Deutschland sind Sprachen und das Wissen, wie man sich in fremden Kulturen bewegt, überlebenswichtig."
Netzwerk der Preisträger


Der Unternehmer nennt Beispiele: "Wenn ich beim Essen in China den Teller leere, gilt das als unhöflich. Ein Zeichen, dass man nicht satt geworden ist. Oder: In der Türkei dauert ein Geschäftsbesuch drei Tage. Am ersten Tag über Geschäfte zu sprechen ist unhöflich, das kommt ganz zum Schluss." Er erinnert an Bernhard Clemens, für den eine private Einladung nach Hause ein großer Vertrauensbeweis gewesen sei. Dass das in den USA nicht diese Bedeutung hat, habe sein Vater enttäuscht lernen müssen. "Und wenn Sie im Iran nach Hause eingeladen werden, sollten Sie nicht die Hand zur Begrüßung reichen. In vielen Familien fliegen sie dann raus", sagt Andreas Burkard, der auch ein Jahr in Teheran studiert hat. Was ihm die Auslandserfahrung gebracht hat? "Toleranz. Und man sieht, wie andere Kulturen Probleme lösen, die uns auch beschäftigen. Es ist an sich natürlich auch ein Abenteuer. Spaß hat man auch."
Clemens und Burkard sind sicher, dass sich der Förderpreis langfristig für die Stadt auszahlt: "Die Preisträger werden womöglich untereinander ein Netzwerk bilden und sich Gedanken machen, wie sie der Schule oder der Stadt etwas zurückgeben können. Wir vertrauen darauf, dass jemand, der so eine Chance bekommt, auch Dankbarkeit entwickelt." Und einen Dritten im Bunde haben sie schon überzeugt: Der aus Hasborn stammende Bonner Wirtschaftsprofessor Hermann Simon hat die Schirmherrschaft übernommen.
Bleibt die Frage, was Andreas Burkard einmal nach Abschluss seines Studiums der Islamwissenschaften werden will? "Diplomat". Und er nennt auch einen persischen Spruch, der ihm gefällt: ",Jeder Hajji (Pilger) geht seinen eigenen Weg nach Mekka\'. - Das gibt der Vorstellung Raum, dass Menschen nicht immer den geraden Weg gehen. Das ist realistisch und passt zur Idee des Förderpreises."Meinung

Vorbildlich
Ein Unternehmer ist jemand, der etwas unternimmt. So ähnlich hat man das oft vom verstorbenen Bernhard Clemens gehört. Er wurde damit sehr erfolgreich. Dass sein Sohn nun in seinem Namen einen Dauer-Förderpreis stiftet, passt dazu und ist zudem bürgerschaftliches Engagement im besten Sinn. In Zeiten leerer Kassen wäre mehr davon wünschenswert, ein Schritt zur Bürgergesellschaft. Dazu eine Definition aus dem Internet-Lexikon: "Unter Bürgergesellschaft wird eine demokratische Gesellschaftsform verstanden, welche durch die aktive Teilnahme ihrer Mitglieder am öffentlichen Leben gestaltet und weiterentwickelt wird. Getragen wird die Bürgergesellschaft durch das freiwillige Engagement ihrer Akteure, der Bürger." Das ist etwas, das nicht nur Wittlich guttut. s.suennen@volksfreund.de

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