Häuser meterhoch unter Schlamm verschüttet

Die Einwohner der Moselgemeinde Kröv werden den 9. Juni 1970 wahrscheinlich nie vergessen. Damals, vor 40 Jahren, brach an diesem Tage über den Raum Kröv/Bengel/ Reil eine Naturkatastrophe herein, bei der besonders die Gemeinde Kröv betroffen war.

 Eine Frau kehrt nach dem Unwetter in Kröv den Schlamm aus ihrem Haus. Foto: privat

Eine Frau kehrt nach dem Unwetter in Kröv den Schlamm aus ihrem Haus. Foto: privat

Kröv. (khg) An diesem 9. Juni 1970, einem schwül warmen Tag, baute sich in der Mittelmoselregion ein Gewitter auf, das sich gegen 15 Uhr mit Blitz, Donner und Regenfluten entlud.

Ungeheure Wassermassen schwemmten das lockere Erdreich der Weinberge zu Tal, wodurch Ortschafen, Häuser und Straßen stellenweise meterhoch verschüttet wurden.

Autos wie Spielzeuge fortgetrieben



Am schlimmsten wüteten die Naturgewalten im Ort Kröv. Hier türmten sich in den tiefer liegenden Ortsbereichen Erd- und Geröllmassen zu Bergen auf. In zahlreichen Häusern waren selbst die Wohnungen in den oberen Etagen mit Schlamm und Morast gefüllt.

Autos und Traktoren wurden wie Spielzeuge über weite Strecken fortgetrieben. Schäden größeren Ausmaßes gab es in vielen Winzerbetrieben und Weinkellereien, wo Tanks und Fässer vernichtet wurden und wertvolle Maschinen dem Unwetter zum Opfer fielen. Auch das Schwimmbad der Gemeinde war zum Schlammbad geworden - freiwillige jugendliche Helfer entfernten später die Schlammmassen.

Eine Zeitzeugin berichtete damals: "Die Schlammlawine traf mein Haus von der Weinbergsseite her, drang durch Türen und Fenster in das Innere, das sich in Sekundenbruchteilen mit Wasser und Geröll füllte."

Frau zerschlägt ihre Fenster



Nur mit Mühe gelang es der Frau mit ihrem Sohn, die Vordertür zu öffnen und Fenster zu zerschlagen, um den eingedrungenen Erd- und Wassermassen einen Ausgang zu verschaffen.

So erging es vielen Bewohnern. Lagen die Häuser am Hang, fanden die Geröllmassen sogar in den oberen Etagen der Häuser Einlass.

Unmittelbar nach den ersten Hilferufen veranlasste der damalige rheinland-pfälzische Innenminister August Wolters Katastrophenalarm. Einheiten der Bundeswehr, der Bereitschaftspolizei, des THW, der Feuerwehren und anderer Hilfsorganisationen eilten nach Kröv.

Während der Nacht zum 10. Juni 1970 und in den folgenden Tagen wurden alle Kräfte daran gesetzt, Häuser und Straßen zu räumen.

Es gab aber noch ein zweites Problem: Die Weinbergswege waren durch die starken Niederschläge unpassierbar geworden, so dass die notwendige Spritzung zur Schädlingsbekämpfung durch Traktoren nicht erfolgen konnte. Der damalige Bürgermeister Theo Breidbach, Ortsbürgermeister Paul Schnitzius sowie Mitglieder des Gemeinderates sorgten dafür, dass kurzfristig ein Hubschrauber die Spritzung vornahm.

Der Mentalität der Bewohner konnte das Unwetter jedoch nichts anhaben: Das 17. Internationale Trachtentreffen, das nur rund einen Monat später stattfand, haben die Kröver - trotz aller Schicksalsschläge - nicht verschoben.

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