Hagelflieger sollen gegen Monsterkörner kämpfen

An der Mosel soll die Hagelabwehr aus der Luft getestet werden. Dabei "impfen" Flugzeuge Gewitterwolken mit Silberjodid. Hagelkörner werden kleiner und damit ungefährlich für die Reben. Der erste Anlauf für das Modellprojekt war 2009 an der Finanzierung gescheitert.

 Zerschlagen und aufgeplatzt: Unser Bild zeigt vom Hagel geschädigte Trauben. TV-Foto: Archiv/Monika Kewes

Zerschlagen und aufgeplatzt: Unser Bild zeigt vom Hagel geschädigte Trauben. TV-Foto: Archiv/Monika Kewes

Bernkastel-Kues. Unwetter sollen an der Mosel künftig durch Hagelflieger entschärft werden. Der Weinbauverband Mosel und das Land diskutieren wieder über ein dreijähriges Pilotprojekt, an dem die Mosel, aber auch andere rheinland-pfälzische Weinanbaugebiete beteiligt werden sollen. Das Projekt würde landesweit rund 450 000 Euro kosten. Noch ist die Finanzierung unklar - wie auch schon 2009, als im April bereits die Hagelflieger vom Flugplatz Föhren aus starten sollten, es aber nicht dazu kam.

Hintergrund für die erneuten Überlegungen ist wieder die rasante Zunahme der Unwetter in den vergangenen Jahren. Gerade den Winzern im Land wurde die Ernte vielfach verhagelt. Im Jahr 2008 sind allein an der Mosel zehn Millionen Euro Hagelschäden entstanden.

Bei der Hagelabwehr aus der Luft fliegt ein Pilot mit Spezialausbildung mit seinem Flugzeug quer vor einer Gewitterfront her, um den besten Aufwind zu suchen. An seinem Flugzeug sind zylinderförmige Tanks montiert. Daraus wird ein Silberjodid-Aceton-Gemisch freigesetzt, das durch die Aufwinde in die Gewitterzelle getragen wird. Damit kann verhindert werden, dass besonders große Hagelkörner entstehen. Stattdessen regnen Graupel oder große Wassertropfen ab. Silberjodid ist nach Angaben von Mosel-Weinbaupräsident Rolf Haxel ungefährlich.

Weinbauexperte Wilfried Zipse vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel in Bernkastel-Kues schätzt, dass Hagelschäden mit dieser Methode um rund 50 bis 60 Prozent vermindert werden können. "Ein Restrisiko für die Winzer bleibt natürlich", so Zipse. Hagelflieger sind nicht nur wegen der hohen Kosten umstritten (der TV berichtete mehrfach). Ihre Wirksamkeit werde in Wissenschaft und Praxis kontrovers diskutiert, erklärt eine Sprecherin des Landes.

Schwäbische Autobauer sponsern Hagelabwehr



Nach der gescheiterten Finanzierung 2009 nehmen Winzer, Land und Kommunen jetzt einen zweiten Anlauf. Die Gelder sollen zur Hälfte über die Wiederaufbaukasse der Winzer und zur anderen Hälfte von Land und Kommunen kommen. Nach Auskunft von Haxel will sich auch Luxemburg an dem Projekt beteiligen. Das Land Rheinland-Pfalz prüft jetzt, ob es eine Anschubfinanzierung gewährt.

Im Rems-Murr-Kreis bei Stuttgart wird die Hagelabwehr aus der Luft seit Jahren erprobt. "Mit Erfolg", meint Zipse. Die Finanzierung läuft über Kommunen, Verbände und Sponsoren, vor allem Autobauer. Haxel erklärt: "Die Autofirmen im Schwäbischen haben natürlich Interesse an der Hagel abwehr. Die wollen keine Dellen in den Autos."

Auch wenn die großen Autobauer an der Mosel fehlen, hofft Haxel, dass das Land mitzieht und das Projekt im kommenden Jahr beginnen kann.

Im Vorfeld zur Projektidee 2009 hatten einige Kommunen bereits signalisiert, das Projekt in den ersten drei Jahren zu fördern. Die Verbandsgemeinde Schweich wollte sich mit 8138 Euro an den jährlichen Gesamtkosten von damals 140 000 Euro für den Mosel-Bereich beteiligen.

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