Hahn-Abwasser spült Geld in VG-Kasse

TRABEN-TRARBACH. Der Flughafen Frankfurt-Hahn fährt seit mehreren Wochen mit Tanklastzügen Tausende von Kubikmetern Abwasser der Start- und Landebahn in Kläranlagen der näheren Umgebung. Auch die Kläranlage Traben-Trarbach wird beliefert. Die Verbandsgemeindewerke erhalten für die Klärung vier Euro pro Kubikmeter.

Die roten Tanklastzüge der Firma Ruppenthal aus Mülheim/Mosel und deren Subunternehmer, die Firma François aus Rittersdorf bei Bitburg, sind inzwischen ein gewohntes Bild in der Stadt Traben-Trarbach. Bis zu 15 Mal am Tag und in der Nacht bringen die Brummis, beladen mit rund 20 000 Litern (= 20 Kubikmeter) Abwasser, ihre Fracht zur Kläranlage Traben-Trarbach. Etwa 15 Minuten dauert das Abpumpen, dann geht's wieder zurück zu dem riesigen, 44 000 Kubikmeter fassenden Speicherbecken auf dem Hahn, in dem das Oberflächenwasser der Start- und Landebahn gesammelt wird. Für die Verbandsgemeindewerke Traben-Trarbach ist es ein gutes Geschäft. Die VG hat mit dem Flughafen Frankfurt-Hahn einen Abnahmevertrag bis zum 30. September dieses Jahres, eine Verlängerung ist nicht ausgeschlossen. Bis dahin könnten bis zu 50 000 Kubikmeter Hahn-Abwasser in die Kläranlage in Traben gelaufen sein - macht bei einem Preis von vier Euro pro Kubikmeter über 200 000 Euro, die in die Kasse der VG-Werke fließen. Abzuziehen sind allerdings die höheren Betriebs- und Personalkosten. Die Abwässer werden in ein leeres Klärschlammbecken geleitet und von dort in das Belebungsbecken gepumpt, wo das Wasser gereinigt wird. Das ankommende Abwasser hat zur Zeit einen durchschnittlichen CSB-Wert (= chemischer Sauerstoffbedarf als Bemessungsgröße für den Verschmutzungsgrad) von 250 bis 300 mg/Liter. Nach der Reinigung liegt der Wert bei 20 bis 30 mg/Liter. Das Wasser fließt dann in die Mosel. Der Flughafen Frankfurt-Hahn muss diese teure und aufwändige Entsorgung, die in die Millionen gehen dürfte, wählen, weil er die vorgeschriebenen Werte derzeit nicht einhalten kann. Zur Erinnerung: Die CSB-Höchstgrenze für die Einleitung in den Waschbach (dieser fließt in den Ahringsbach, aus dessen Einzugsbereich Enkirch sein Trinkwasser gewinnt) liegt bei 50 mg/Liter, die Höchstgrenze für die Einleitung in den Wackenbach (dieser fließt in den Großbach) bei 150 mg/Liter. Abnehmer für das Abwasser sind neun weitere Kläranlagen in der Region, unter anderem Wittlich, Hermeskeil, Dill, Simmern, Herrstein und Bad Sobernheim. Die Tanklastzüge, die die Kläranlage in Traben-Trarbach anfahren, dürfen die L 190 und damit die enge Schott- und Moselstraße in Trarbach benutzen, da es sich um Ziel- und Quellverkehr handelt. Die Anwohner dürften darüber wenig glücklich sein. Dem Liefervertrag mit dem Flughafen hatte der VG-Rat Traben-Trarbach auf seiner Sitzung am 29. März zugestimmt (der TV berichtete). Mehrheitlich war man der Meinung, dass man dem Hahn helfen müsse. Zitat eines Ratsmitglieds: "Wir müssen das tun, denn sonst läuft uns das Abwasser wieder in den Waschbach."

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