Halt geben mit Hammer und Meißel

BRAUNEBERG. Mit einer neu gegründeten Ich-AG wollen zwei Brauneberger Bildhauer eine Kunstscheune und ihr "Sandstein-Atelier" anderen Künstlern und Jugendlichen zugänglich machen.

Der April begann für Gerhard Hildebrandt und Robert Barzen mit einer neuen Herausforderung. Die beiden Bildhauer, die gemeinsam in ihrem Brauneberger "Sandstein-Atelier" in der Moselweinstraße arbeiten, haben die Pforten zu ihrer "Kunstscheune" auch für Gäste geöffnet. Die dafür ins Leben gerufene Ich-AG ist seit dem ersten April aktiv. Eines der Ziele, das die beiden Autodidakten sich gesetzt haben, ist anderen Künstlern in dem von ihnen seit Februar 2003 angemieteten ehemaligen Winzerhof einen Veranstaltungsort zu bieten. Denjenigen, denen es an entsprechenden Räumlichkeiten fehlt, wollen sie "die Möglichkeit geben, Veranstaltungen zu machen, Kurse zu halten und sich zu präsentieren." Ein weiterer Punkt ist die Betreuung von Jugendlichen, die sich die Künstler beispielsweise in Form von Erlebnis-Wochenenden oder an Nachmittagen vorstellen. Was allerdings zeitlich noch völlig offen sei, da es erst einmal darum ginge, "einfach nur die Möglichkeiten zur Verfügung zu stellen". Denn für Kinder werde ihrer Ansicht nach einfach zu wenig gemacht, es sei kein Halt da und wenige, die sich für sie zuständig erklärten. Dabei sei doch gerade die heranwachsende Generation sehr wichtig: "Die Jugend ist unsere Zukunft", macht Hildebrandt deutlich. Erste Kontakte sind nach Aussage des vom Niederrhein stammenden gelernten Gärtners, der seit 20 Jahren an der Mosel lebt, bereits geknüpft: "Ich stehe mit vielen Eltern in Kontakt." Diesen sei hinsichtlich einer Betreuung ihrer Kinder wichtig, "dass sie wissen, dass sie irgendwo sind, wo sie sich auch wohl fühlen." Erfahrungen im Umgang mit Jugendlichen und Kindern bringt der 45-Jährige aus Gruppenarbeiten mit seinem Bruder, einem Psychologen, mit sowie dank einiger Jugendlicher, die er bereits im Haus betreut. Außerdem ist der "ehrenamtliche Streetworker", wie er sich selbst bezeichnet, selbst Vater von fünf Kindern, von denen zwei Söhne im Alter von 17 und 22 Jahren im Haus leben. Auch Barzen, der aus Bernkastel-Kues stammt und sich hauptsächlich der Malerei widmet, hat drei Kinder. Unabhängig von der Kunstscheune, die am ersten Mai zu einem Tag der offenen Tür öffnet, wollen beide ihrem Wahl-Metier weiter treu bleiben. Denn, so Barzen: "Diese Steinkunst, die wir hier machen, ist ja etwas Besonderes." Würden sie doch "dem Stein die Würde lassen." Außerdem seien es Sandsteine der Region, die ihn ihrem Atelier bearbeitet würden, wie Hildebrandt betont. Die Künstler geben beispielsweise Steinen, die bei den Kanal- und Straßenbauarbeiten zu Tage kommen ein neue Form, wobei sie aber den Charakter der Steine erhalten wollen. Für ihr Atelier schwebt den Bildhauern "ein Netzwerk, das in Künstler- und Besucheraustausch besteht" vor, wie es Hildebrandt formuliert. Was sie sich allerdings keineswegs leicht vorstellen. "Es ist schwer in der Region etwas mit Kunst und Kultur zu machen", wie sie wissen. An der erforderlichen Geduld dürfte das Ganze auf jeden Fall nicht scheitern. Denn, so Hildebrandt: "Der Künstler kennt keine Zeit."

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