Halteverbot vor Wittlicher Grundschule Friedrichstraße soll mehr Sicherheit für Kinder bieten

Wittlich · Seit Ende Mai herrscht im Oberen Sehlemet vor der Grundschule Friedrichstraße absolutes Halteverbot. Zuvor hatten die zahlreichen Autos, mit denen Kinder gebracht und abgeholt wurden, regelmäßig für Chaos gesorgt.

 Geparkt wird jetzt nur noch gegenüber der Grundschule. Bevor das absolute Halteverbot auf der Schulseite eingeführt wurde, gab es hier oft Probleme mit den Autos der Eltern, die ihre Kinder zur Schule bringen oder abholen.

Geparkt wird jetzt nur noch gegenüber der Grundschule. Bevor das absolute Halteverbot auf der Schulseite eingeführt wurde, gab es hier oft Probleme mit den Autos der Eltern, die ihre Kinder zur Schule bringen oder abholen.

Foto: Nora John

Der Bus, der gegen 12 Uhr die Schüler nach Flußbach und Lüxem bringen soll, steht in der Haltebucht vor der Grundschule Friedrichstraße. Davor und dahinter ist die Straßenseite frei. Eine Gruppe Schüler wird zum Bus begleitet, ein paar Eltern haben sich vor dem Schultor versammelt. Ein relativ ruhiges Bild. Etwas anders stellt sich die Situation an einem anderen Nachmittag um 16 Uhr dar. Vor und hinter dem Bus ist die Straße zwar frei, aber bei der Einmündung von der Friedrichstraße zum Oberen Sehlemet stehen mehrere Autos.

Doch bis vor Kurzem sah die Situation vor der Schule noch deutlich chaotischer aus. Zu Schulbeginn und Schulschluss parkte ein Auto hinter dem anderen, mitunter auch in der zweiten Reihe. Massive Verkehrsbehinderungen waren nach Aussage von Rainer Stöckicht, Büroleiter bei der Stadt Wittlich, die Folge. Außerdem seien gefährliche Situationen entstanden, wenn die Kinder zwischen den Fahrzeugen liefen.

Deshalb hat die Stadt reagiert. Seit Ende Mai besteht ein absolutes Halteverbot im Oberen Sehlemet auf der Schulseite. "Es gab Beschwerden seitens des Verkehrsbetriebe RMV und der verschiedenen Busunternehmen", sagt Stöckicht. Außerdem hätten sich Anwohner beschwert. Um die neue Regelung durchzusetzen, habe das Ordnungsamt zu Beginn verstärkt kontrolliert. Mittlerweile würden nur noch routinemäßige Kontrollen gemacht.

"Die aktuelle Regelung wurde im Vorfeld intensiv geprüft und von Fachleuten entwickelt", sagt Stöckicht. Die neue Regelung werde von der Schulleitung ausdrücklich unterstützt. Die Schulleiterin selbst wollte sich gegenüber dem TV allerdings nicht äußern und verwies auf die Stadtverwaltung als Schulträger.

Der Elternbeirat der Schule habe einen Alternativvorschlag gemacht, bestätigt Stöckicht. Nach Wunsch der Mütter und Väter solle statt eines absoluten Halteverbots nur ein Parkverbot ausgesprochen werden. "Das stellt aber keine Lösung dar, da dann die Fahrzeuge ja wieder dort halten, wo sie eine Behinderung darstellen. Genau das soll ja mit dem absoluten Halteverbot abgestellt werden."

Manche Eltern sind deshalb auch unzufrieden mit der Situation. Eine Mutter, die ihr Kind täglich auf dem Heimweg von der Arbeit um 16 Uhr von der Ganztagsschule abholt, beklagt, dass auf der gegenüberliegenden Seite Dauerparker die Situation erschweren. Eine andere Mutter holt ihr Kind zu Fuß ab. Wenn sie aber mal mit dem Auto komme, finde sie immer einen Parkplatz, sagt sie.

Wie Stöckicht weiter mitteilt, kommen mittlerweile auch viele Kinder vom Unteren Sehlemet aus auf das Schulgelände. Dort habe es aber noch keine Beschwerden der Anwohner gegeben. Auch an anderen Grundschulen gebe es ähnliche Probleme, bestätigt Stöckicht. Allerdings sei das Ausmaß im Zusammenhang mit dem Busverkehr dort geringer. Halteverbote an anderen Schulen sind aber derzeit nicht geplant.

Manfred Burbach von der Polizeiinspektion Wittlich, der auf dem Verkehrsübungsplatz in Salmtal-Dörbach Kindern beim Radfahren ausbildet, sieht auch ein Problem mit der größer werdenden Zahl der "Elterntaxis". "Mittlerweile ist es ein Phänomen, dass Eltern ihre Kinder am liebsten bis zur Schule fahren", sagt er.

Inwieweit Kinder in der Lage seien, den Schulweg allein zu gehen, könne zwar nicht allgemein beurteilt werden. Allerdings habe er schon gesehen, dass Schüler selbst bei einer Entfernung von 200 Meter gefahren werden. Er rät Eltern, den Schulweg mit den Kindern einzuüben und wenn möglich, die Kinder in Gruppen gehen zu lassen. Sinnvoll sei es auch, wenn die Eltern zusammen mit den Kindern nicht den kürzesten, sondern den sichersten Weg wählen.

Vonseiten der Polizei gebe es Schulungen für den Straßenverkehr für Kindergartenkinder. Personell sei eine weitere Schulung im Schulalter aber von den Beamten nicht zu schaffen. Meinung

Öfter mal zu Fuß gehen

Die Angst der Eltern um ihre Kinder ist verständlich. Niemand sollte Müttern oder Vätern das Recht absprechen, sich um das Wohlergehen ihrer Söhne und Töchter zu sorgen. Dennoch ist es eher kontraproduktiv, die Kinder täglich zur Schule zu bringen und sie abzuholen. Die Wege im Stadtgebiet sind für Grundschüler nicht so weit und es gibt außerdem einen Schulbus.

Kinder können nur lernen, wie sie sich sicher draußen bewegen, wenn sie es üben. Das mag aus Zeitgründen oder bei schlechtem Wetter nicht immer einfach sein. Aber Eltern sollten prüfen, ob es wirklich notwendig ist, täglich mit dem Auto vorzufahren. Denn letztendlich schaffen gerade diejenigen, die aus Sorge um ihre Sprösslinge diese chauffieren, weitere Gefahren und noch mehr Verkehr. Und das kann eigentlich niemand wollen.
Elterntaxi


Mit dem Thema "Elterntaxi" hat sich 2014 eine Forschungsgruppe der Universität Wuppertal im Auftrag des ADAC beschäftigt. Dabei kamen die Experten zu dem Schluss, dass Kinder im Auto einem höheren Risiko ausgesetzt sind, als wenn sie zu Fuß gehen. Besondere Gefahren gehen laut Studie davon aus, dass die Eltern sich nicht an Regeln halten und durch riskante Wendemanöver andere Kinder gefährden. Zudem werde die Selbstständigkeit der Schüler im öffentlichen Verkehr beeinträchtigt.

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