Hamster und Hasen geben Kindern Halt

Bernkastel-Kues · Löwen, Elefanten und Nilpferde bekommen Gesellschaft: die Erdmännchen. Dank dem neuen, 580 000 Euro teuren Anbau ist in der Kita des DRK in Bernkastel-Kues Platz für zehn Krippenkinder - die Erdmännchengruppe. Und auch echte Tiere fühlen sich auf dem Gelände pudelwohl.

"Haben die Häschen auch geschlafen, wie ich?", fragt der zweijährige Simon. Er blickt noch etwas verschlafen drein, doch den Hasen Max hat er immer neugierig im Blick, während er am Schnuller nuckelt. "Auch Möhre füttern, Häschen essen!" Ganz klar, Simon will rein in den Stall und wie die sechsjährige Annika Gurken- und Möhrenscheiben an den Mann bringen. Also, an den Hasen. Max' Kollege hat noch keinen Namen - neben Moritz sind noch Felix und Hasi im Rennen -, und die beiden scheuen Meerschweinchen haben sich an das Leben in der Öffentlichkeit noch nicht so recht gewöhnt.

Es ist ein im Kreis Bernkastel-Wittlich und womöglich darüber hinaus bislang einzigartiges Projekt: Die integrative Kita des Roten Kreuzes in Bernkastel-Kues hat ein Kleintiergehege gebaut. Genauer: einen Carport, dessen Boden mit Holzschnitzeln ausgelegt ist und an dessen Ende Max und seine Mannschaft wohnen. Überdacht, versteht sich.Die Wärmelampe heizt zusätzlich, denn die Tiere sind erst ein paar Wochen alt. Sie sollen hier groß werden, damit sie sich an den Umgang mit den Kindern ebenso gewöhnen wie andersher um. Vor allem dieses Miteinander ist es, das den Kindern bei ihrer Entwicklung helfen soll - den gesunden ebenso wie denen mit Beeinträchtigungen. Sie sollen so besser lernen, Rücksicht zu nehmen, Nähe zuzulassen und Vertrauen aufzubauen, für jemanden zu sorgen und Selbstwertgefühl entwickeln.Auch motorische Fähigkeiten und das Bewusstsein für den Körper sollen verbessert werden.

Für all das hat Annika bei all der Streicheleinheiten wohl kaum einen Kopf. Sie findet die Kleinen einfach niedlich.Anlass für den Bau des Geheges war auch die Aufnahme von Krippenkindern. Schon seit Jahren spielen Tiere eine große Rolle in der Kita. Doch bislang haben die Kinder mit Hunden gespielt und Alpakas besucht - zu groß für die Kleinsten. Vor allem den Kindern mit Beeinträchtigungen hilft der Umgang mit den Tieren dabei, Ruhe und Halt zu finden, berichtet Erzieherin Marion Kaiser, Fachkraft für tiergestützte Pädagogik und Therapie. "Die Kinder werden entspannter und lernen, sich auf ein anderes Lebewesen einzulassen. Schließlich nimmt das Tier jeden an."

Leiterin Annette Künzig geht davon aus, dass der Carport 2000 bis 3000 Euro gekostet hat. Den Rest haben die Mitarbeiter und Eltern in Eigenregie geleistet. Im Sommer sollen die Kinder sozusagen inmitten der Tiere spielen können - dank einer Schaukel, die noch fehlt, auch schwerstbehinderte.43 Kinder besuchen die Kita derzeit, sieben Krippenplätze sind hinzugekommen. Möglich gemacht hat es der Anbau, in dem die Kinder unter drei Jahren jetzt zuhause sind: die Erdmännchengruppe. Ein Spielflur verbindet die Trakte und somit auch die Altersklassen miteinander. Im neuen, knapp 200 Quadratmeter großen Teil finden sich ein großer Gruppenraum, ein Spiel- und ein Schlafraum, ein Bad, ein Hauswirtschafts- und ein Personalraum. 580.000 Euro haben die Arbeiten gekostet.

Im Außenbereich wird währenddessen weiter gewerkelt. Dort sind unter anderem ein Sinnesparcours und eine Wassermatschanlage geplant. Ein Bauwagen soll in eine Werkecke umgewandelt werden. Die Löwen, Elefanten und Nilpferde - so die Namen der Gruppen - freut\'s. Aber am meisten gespannt sind, wie immer, die Erdmännchen.

Extra für Kinder

 Einmal streicheln und knuddeln bitte: Die sechsjährige Annika nähert sich dem Hasen Max im Kleintiergehege. TV-Fotos: Ursula Quickert

Einmal streicheln und knuddeln bitte: Die sechsjährige Annika nähert sich dem Hasen Max im Kleintiergehege. TV-Fotos: Ursula Quickert

Oooooooh, ist der süß! Habt ihr auch schonmal einen Hasen gestreichelt? Ihr Fell ist flauschig, und die Ohren sind gaaaanz weich. Das findet jedes Kind schön - auch die, die nicht gesund sind. Manche Kinder fühlen sich in der Nähe anderer Menschen nicht sehr wohl, sie haben viel Angst oder weinen oft. Wenn sie dann ein Tier in der Nähe haben, kann es ihnen besser gehen. Deshalb gibt es an der Kita des Roten Kreuzes in Kues jetzt ein Kleintiergehege. Ein Hase kann wie ein Freund sein, der zuhört und dir zeigt, dass er dich mag. Das macht auch die kranken Kinder froh, und sie können sich entspannen. Und wenn sie lernen, einfühlsam zu sein und nachzuempfinden, wie es dem Tier geht, können vielleicht auch mit anderen Kindern besser umgehen. uq

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