Harte Zeiten für Wildschweine

Im Dezember hat der Kreis Cochem-Zell mit der Einführung einer Abschussprämie für Frischlinge landesweit Aufsehen erregt. Über Sinn oder Unsinn der Prämie herrscht in der Jägerschaft geteilte Meinung.

Cochem-Zell. (awa) Die Jäger im Kreis Cochem-Zell haben in den vergangenen Monaten deutlich mehr Frischlinge geschossen als im Vorjahr. Laut der Kreisverwaltung wurden etwa im Dezember 2007 insgesamt 210 Frischlinge erlegt, im gleichen Monat des Jahres 2008 waren es 615, also fast dreimal so viel. Ob die stark gestiegene Abschussrate mit der vom Kreistag beschlossenen Prämie für Frischlinge zusammenhängt, lässt sich aus den Zahlen nicht beurteilen. Nach Einschätzung von Kreisjagdmeister Lorenz Steden hat sich die Schwarzwildpopulation in den Cochem-Zeller Revieren bereits reduziert.

Der Kreistag Cochem-Zell hat im vergangenen Dezember beschlossen, für jeden geschossenen Frischling bis zu einem Gewicht von 15 Kilog zwei Jagdjahre lang eine Prämie von 20 Euro zu zahlen. Damit sollte die derzeit außergewöhnlich hohe Population des Schwarzwildes reduziert werden. Landesweit hat die Abschussprämie im Kreis Cochem-Zell für Aufsehen gesorgt. Mittlerweile haben viele andere Kreise mit ähnlichen Beschlüssen nachgezogen.

Wie viele Prämien die Jäger kassiert haben, lässt sich noch nicht sagen. Abgerechnet wird erst am Ende des Jagdjahres (31. März). Die Jäger legen ihre geschossenen Frischlinge zunächst Förstern, Ortsbürgermeistern oder den Verpächtern der Reviere zur Registrierung auf einer Liste vor. Die Erfassungslisten werden dann der Unteren Jagdbehörde weitergegeben. Die Kreisverwaltung geht davon aus, dass die ersten Prämien im April und Mai an die Jagdpächter ausgezahlt werden können.

Um zu verhindern, dass ein Frischling mehrfach vorgezeigt wird, wird dem geschossenen Tier zur Kennzeichnung ein Teller (Ohr) abgeschnitten. Kreisjagdmeister Lorenz Steden spricht bei der praktischen Umsetzung der Prämienzahlung bisher von "keinerlei Schwierigkeiten". Der Cochemer Geschäftsmann und Jäger Heiko Mades dagegen sieht eine deutliche Gefahr des Missbrauchs: "Ich will keinem Jäger unterstellen, dass er sich eine Prämie erschleicht. Aber Kontrollen sind meiner Meinung nach bei einer Aktion auf so breiter Basis nicht möglich." Insgesamt hält er von der Abschussprämie nur wenig: "Das Problem wird damit nicht an der Wurzel gepackt. Die ,Babys' zu erlegen, um damit den Bestand zu reduzieren, das halte ich grundlegend für falsch." Der Lutzerather Revieroberförster Gerd Tapken sieht es anders: "Es ist zwar etwas mehr Verwaltungsaufwand, aber darüber beschwert sich bei uns bisher keiner. Im Grunde haben wir in der Jägerschaft den Beschluss begrüßt."

Ob sich die Schwarzwildpopulation im Kreis tatsächlich nachhaltig entspannen wird, kann die Kreisverwaltung derzeit nicht einschätzen, da im Frühjahr neue Frischlinge sichtbar werden. Eine Bilanz der Abschussprämie kann erst im kommenden Jahr gezogen werden.

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