Auslese Harter Kerl und weicher Wein

Er wäre vor wenigen Tagen 100 Jahre alt geworden und gilt als Raubein der amerikanischen Literatur: Charles Bukowski. Er liebte Frauen, Pferde, Gedichte und Alkohol, und er sorgte mit seiner direkten und tabulosen Sprache für so manchen Skandal in der Literaturszene.

 Hans-Peter Linz Kommentarfoto Online

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Foto: TV/Christian Weidner

Seine Gedichte und Geschichten waren frivol, mitunter schlüpfrig und nicht immer jugendfrei – aber immer hart an der Realität orientiert. Als der am 16. August 1920 in Andernach am Rhein Geborene drei Jahre alt war, zog seine Familie – sein Vater war amerikanischer Soldat – in die USA. Sein Leben war stets turbulent und er trank gern und regelmäßig. Nun könnte man von so einem Schriftsteller erwarten, dass er eine Vorliebe für harte Drinks aus Whisky, Tequila oder sonstigen hochprozentigen Spirituosen hätte. Das kennen wir ja schon von Ernest Hemingway, der Whisky nicht nur trank, sondern – der Legende nach – auch als Deodorant verwendet haben soll. Aber was Bukowski betrifft, ist das weit gefehlt: Ihm hatte es die süßlich-weiche Liebfrauenmilch aus seiner alten Heimat angetan. Ob er auch einmal Brauneberger Juffer oder Kröver Nacktarsch verkostete, ist nicht überliefert. Liebfrauenmilch, jener liebliche Weißwein, der aus den Rebsorten Riesling, Müller-Thurgau, Bacchus, Silvaner oder Kerner bestehen muss, ist ja hierzulande wegen seiner Süße weniger beliebt. Aber Bukowski vertrug ihn gut. Trotz regelmäßigen und vielleicht manchmal übermäßigen Alkoholgenusses ist er immerhin 73 Jahre alt geworden.

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