"Harter Verdrängungswettbewerb"

TRABEN-TRARBACH. (sim) Die Schließung von immer mehr Einzelhandelsgeschäften in kleinen Mittelzentren ist ein bundesweites Phänomen. Über die Ursachen sprach der TV mit Matthias Schmitt, Experte für Handelsfragen bei der IHK Trier.

Schmitt nennt mehrere Ursachen für die schlechte Wirtschaftslage vieler Einzelhandelsunternehmen. Branchenfaktoren: Die Textilbranche leide besonders stark unter den Umsatzrückgängen. Man erlebe in diesem Bereich eine starke Konsumzurückhaltung. Verdrängungswettbewerb: In den vergangenen zehn Jahren sind, erklärt Schmitt, die Verkaufsflächen im Einzelhandel um rund 50 Prozent gestiegen. Dagegen stünden stagnierende oder gar fallende Realeinkommen der Kunden. Das Angebot sei vergrößert worden, während die Nachfrage sinke. Dieser Druck erzeuge einen harten Verdrängungswettbewerb. Gerade kleine und mittlere Läden leiden darunter. Grüne Wiese: Große Einkaufsmärkte auf der Grünen Wiese außerhalb der Innenstädte verdrängen kleinere Geschäfte in der Innenstadt. Die Folge: Die Innenstädte verlieren ihr Flair.LIBERALISIERUNG: Die Liberalisierung im Handel, zum Beispiel die Möglichkeit ständig Rabatte zu gewähren und längere Ladenöffnungszeiten, schade den kleinen Einzelhandelsgeschäften. Diese können die Rabattaktionen der großen Häuser nicht mitmachen.DISCOUNTER: In den vergangenen Jahren sind Discounter wie Aldi und Lidl stark gewachsen. Diese bieten nicht nur Lebensmittel an, sondern auch Textilien und andere "harte" Artikel. Der Kuchen für die traditionellen Fachgeschäfte wird dadurch kleiner.ÖRTLICHE PROBLEME: Die Geschäftsleute in Traben-Trarbach leiden wegen der Sperrung der B 53 nach dem Felsrutsch und wegen der Brückensanierung zusätzlich unter den Verkehrsbehinderungen. Besonders für die kleineren Mittelzentren ist eine gute Verkehrsanbindung entscheidend.STIMMUNG: Die Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt, in der Rentenversicherung und der Gesundheitsreform drücken auf die Stimmung. Dies führt zur Kaufunlust. Schmitt: "Die Makroebene muss stimmen." FOLGERUNG: Schmitt plädiert dafür, nicht noch weitere Geschäfte auf der Grünen Wiese anzusiedeln. Geschäfte mit Innenstadt relevanten Sortimenten (wie zum Beispiel Bekleidung, Schmuck, Haushaltswaren und Blumen) sollten auch in den Innenstädten angesiedelt werden. Die Innenstädte sollten alles tun, was Aufmerksamkeit erregt (Aktionen, Kunst, Musik). Gezieltes Stadtmarketing könne Positives bewirken. Schmitt sieht für dieses Jahr einen Silberstreif am Horizont. Eine Stimmungsaufhellung sei spürbar.

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