Hauptschulen vor dem Ende?

Die diagnostizierte Krise der Hauptschule macht auch vor dem Landkreis Birkenfeld nicht halt. 40 Schüler wurden für die 5. Klasse des kommenden Schuljahres an den drei Hauptschulen des Kreises angemeldet.

Kreis Birkenfeld. (jst) Bei der Versorgung in der Fläche und den Anmeldezahlen ist die Hauptschule im Kreis schon längst ein Auslaufmodell geworden. Nur in einer der vier Verbandsgemeinden, in der VG Baumholder, sowie in Idar-Oberstein existieren noch Hauptschulen. Und die haben, betrachtet man die Anmeldezahlen für das kommende Schuljahr, mit ihrer Existenz zu kämpfen.Noch keine Kombi-Klassen notwendig

16 Anmeldungen gibt es in Baumholder, wo man mit rund 19 Prozent des Jahrgangs, der zur Hauptschule geht, noch verhältnismäßig gut dasteht. 13 Schüler haben sich auf die Heidensteilschule angemeldet, elf sind es bei der Grund- und Hauptschule Algenrodt. Die Bildung von Kombiklassen, also die Zusammenlegung von zwei Jahrgängen, blieb allen drei Schulen aufgrund stärkerer Schülerzahlen in den Vorjahren noch einmal knapp erspart."Die Regionale Schule nimmt uns die Schüler weg", beschreibt Heidensteil-Leiter Helmut Mais das Dilemma der beiden Idar-Obersteiner Schulen. Endgültig zu Gunsten der Regionalen Schule hat sich die Situation bereits in den Verbandsgemeinden Herrstein, Birkenfeld und Rhaunen entwickelt: Dort gibt es schon seit Jahren keine Hauptschulen mehr.Schulsystem ist zu sehr zergliedert

Droht dieses Schicksal jetzt auch den drei verbliebenen Standorten? Erst vor drei Wochen kündigte Obersteins Bürgermeister Peter Simon angesichts der Schülerzahlen an, man werde sich bald Gedanken darüber machen müssen, ob es bald nur noch eine Hauptschule in der Stadt geben wird. Und Wolfgang Smuda, Rektor der Hauptschule Baumholder, meint sogar, dass die Uhr für die Hauptschule eigentlich längst abgelaufen sei. "Unser Schulsystem ist viel zu zergliedert", sagt er. "Ich bin schon lange Verfechter eines stärker integrierten Schulsystems mit einer Verlängerung der Grundschulphase um die Orientierungsstufe bis zum 6. Schuljahr und einer Zusammenlegung von Haupt- und Realschule."Viel stärker auf soziales Lernen setzen

Denn, so erklärt Smuda weiter, das Problem der mangelnden Akzeptanz der Hauptschule sei schon längst auch zu einem der Realschule geworden. "40 Prozent der Schüler haben eine Empfehlung für die Hauptschule, aber nur ein kleiner Teil davon landet dort. Die Folge ist, dass die Realschule rund ein Drittel Schüler hat, die dort nicht hingehören."Gegen eine Auflösung der Hauptschulen spricht sich Sigrid Schöpfer, Leiterin der Grund- und Hauptschule Algenrodt, aus. "Neben der Regionalschule wird auch die Hauptschule weiter notwendig sein", ist sie überzeugt. Zwar sei angesichts der niedrigen Schülerzahlen eine differenzierende Aufteilung in Klassen nicht mehr möglich, dafür könne man aber angesichts einer wachsenden Zahl entwurzelter Kinder und Jugendlicher und "im Zeitalter der verunsicherten Jungen"viel stärker auf soziales Lernen setzen. Gesunder Weg für beide Schulen

Die Regionale Schule orientiere sich dagegen mehr am Realschulniveau. Gerade kleine Hauptschulstandorte wie Algenrodt, wo knapp 90 Schüler die Sekundarstufe 1 besuchen, seien in der Lage, Netzwerke aus Eltern, Schülern, Schulpsychologen und Sozialämtern zu knüpfen, um sozial wie leistungsschwachen Schülern zu helfen: "Erst dann sind viele Schüler überhaupt erst in der Lage, Leistung zu bringen."Platz für beide Hauptschulen in Idar-Oberstein sieht allerdings auch Sigrid Schöpfer auf längere Sicht nicht. "Es muss zwar eine Hauptschule in der Stadt geben", sagt sie: "Aber die ist dann sausreichend." Als Lösung wünscht sie sich "einen gesunden Weg für beide Schulen".

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