Hausärzte-Notstand schlägt hohe Wellen

Traben-Trarbach · Der akute Hausärztemangel in Traben-Trarbach (der TV berichtete) wird zu einem großem Thema - auch in der Politik. Die Kommunalpolitiker reagieren mit ersten Vorschlägen. Auch TV-Leser äußern ihre Meinung.

"Meine Großeltern müssen nun nach Kröv zum Arzt. Beide sind auf andere angewiesen, da sie weder Auto noch Führerschein haben", sagt Sven Finke. Finke, früher selbst Patient bei Dr. Christel Adler, die, wie berichtet, ihre Praxis nach 27 Jahren schließt, hatte sich in einer Mail nach Erscheinen des Artikels über den Ärztenotstand an den TV gewandt. "Ich wollte nach der Schule Medizin studieren und definitiv Landarzt werden", erzählt er auf Nachfrage. "Schon beim Numerus clausus beginnt doch das Problem: strebsame, junge Menschen bekommen gar nicht erst die Möglichkeit, Arzt zu werden."

Nun studiert er Jura und überlegt, vielleicht später in die Sparte Medizinrecht zu gehen. Der Mangel an Landarztnachwuchs sei hausgemacht. Das konstatierte auch die SPD im Hauptausschuss des Verbandsgemeinderates: "Das Thema ist am Brodeln", so SPD-Verbandsgemeinderatsmitglied Renate Braband auf Anfrage. "Die Patienten hier stehen vor dem Nichts, und das jetzt ist erst der Anfang." Deshalb hat die SPD die Thematik auf die VG-Sitzung am 13. Juni setzen lassen. "Wir müssen Maßnahmen in die Wege leiten, um der drohenden hausärztlichen Unterversorgung unserer Einwohner entgegenzuwirken." Die Fraktion schlägt einen runden Tisch mit Medizinern und VG-Vertretern vor.

Fragen wie "Wie lange werden die Ärzte noch praktizieren?" oder "Wie wahrscheinlich ist es, einen Nachfolger zu finden?" seien hier zu klären. "Dann stellt sich die Frage, was wir machen können, um unseren Standort attraktiv zu gestalten", so Braband. "Wir dürfen nicht die Augen schließen, sondern müssen handeln." Gerald Caspari (CDU) sagt: "Hier kommt ein Problem auf uns zu, das sich schon länger abzeichnete." Man müsse überlegen, wie man Ärzte motivieren könne, an die Mosel zu kommen. "Außerdem ist gerade Traben-Trarbach eine attraktive Stadt mit tollem Umfeld."

Dr. Clemens Drobig, Arzt für Innere Medizin und Kardiologie, bemerkt in seiner Mail: "In einem Gesundheitssystem, das nur noch betriebswirtschaftlich gesteuert wird, ist die Position des Hausarztes sehr undankbar." Er sei Vertrauensperson für notleidende Patienten, dürfe aber nicht nach bestem Gewissen handeln, sondern ist ein Unternehmer. Als dieser kann er nicht seine Kosten in Rechnung stellen, sondern erhalte eine in ihrer Höhe von Jahr zu Jahr schwankende Quartals-pauschale.

Der Mediziner fordert: Man solle den Hausarzt wieder zum freien und sozialen Beruf machen, nicht wie die Politik zum fremdbestimmten Gewerbe. Die Verbandsgemeindevertreter in Traben-Trarbach wollen handeln - zum Wohl der Menschen und für den Erhalt eines Standortes. Der lebe davon, dass eine Infrastruktur vorhanden ist, die nicht zuletzt junge Familien veranlasst, sich dort niederzulassen.

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