Heftige Diskussion über Rapperather Bürgerhaus

Morbach · Im Morbacher Gemeinderat ging es kurz laut zu. Bürgermeister Andreas Hackethal musste eine Niederlage einstecken. Es gibt kein Gutachten über den barrierefreien Zugang zum Rapperather Bürgerhaus. Stattdessen wird 2014 ein Aufzug installiert.

 Das Bürgerhaus in Rapperath: Es soll mit einem Aufzug barrierefrei werden. TV-Foto: Klaus Kimmling

Das Bürgerhaus in Rapperath: Es soll mit einem Aufzug barrierefrei werden. TV-Foto: Klaus Kimmling

Morbach. Zuvorkommend, freundlich, Typ Schwiegersohn: Wer mit Andreas Hackethal (CDU) zu tun hat, trifft einen angenehmen Zeitgenossen. Doch am Dienstag zeigte der Bürgermeister der Einheitsgemeinde Morbach, dass er auch anders kann. Laut und energisch wurde er, als der Gemeinderat über die Prioritätenliste für das Jahr 2014 sprach. Es nutzte allerdings nichts. Die Mehrheit des Rates überstimmte ihn in einem Punkt. Das Rapperather Bürgerhaus soll einen Aufzug bekommen.
Hackethal hatte vorher vehement dafür geworben, erst einmal zu untersuchen, was mehr Sinn macht: ein Aufzug oder ein Treppenlift. 3000 Euro sollten für ein Gutachten bereitgestellt werden.
Genauso vehement hatte der Rapperather Ortsvorsteher Egon Schabbach vorher für einen Aufzug votiert. "Ein Treppenlift kommt nicht infrage", sagte er. Der einstimmige Beschluss des Ortsbeirats für einen Aufzug stehe. Geredet werde über die Barrierefreiheit seit Jahren. Nun sei es Zeit, dass etwas geschieht und nicht wieder erst geprüft werde. Schließlich hätten auch Fachleute einen Aufzug als ideale Lösung angesehen. Er kenne viele Leute, die die Benutzung eines Treppenlifts ablehnen, weil sie nicht als behindert angesehen werden wollen.
Außerdem koste ein Aufzug auch nur 1000 Euro mehr als ein Treppenlift. Ihm liege das Angebot einer seriösen Firma über 26 000 Euro vor.
"Wir diskutieren nicht kontrovers über Barrierefreiheit", stellte Bürgermeister Hackethal fest. "Wir müssen aber abwägen und das Ergebnis schwarz auf weiß haben", forderte er. Schließlich gebe es zum Beispiel auch Leute, die Angst vor der Fahrt mit einem Lift haben. "Wir vergeben uns nichts", pflichtete Jürgen Jakobs (CDU) dem Bürgermeister bei.
Die Diskussion nahm unter anderem Fahrt auf und an Lautstärke zu, weil sich die Fraktionsspitze der Freien Wähler Morbach (FWM) der Forderung Schabbachs anschloss, während es aus Teilen der SPD hieß, dass angesichts der Finanzsituation nicht alles Wünschenswerte auch machbar ist. "War das der Auftakt zum Kommunalwahlkampf?", fragte Frank Klein (FDP). Es mache keinen Sinn, sich wegen des Themas zu streiten.
"Ich bin froh über die Entscheidung und bin sicher, dass der Aufzug 2014 installiert wird", sagte Ortsvorsteher Schabbach. Vorher hatte er angekündigt, dass Handwerker aus dem Ort angeboten haben, manche Arbeiten in Eigenleistung und kostenlos zu verrichten. Der Aufzug (für eine Person im Rollstuhl und einen Begleiter) soll nach seinen Angaben an der Fassade angebracht werden. Der Antrieb sei integriert, was die Kosten gering halte.Meinung

Im System stimmt etwas nicht
War das wirklich der Auftakt zum Kommunalwahlkampf 2014? Möglicherweise! Vielleicht war es aber auch nur der Beginn des Wettstreits um die auch in der Gemeinde Morbach knapper werdenden Mittel. Und dabei musste Bürgermeister Andreas Hackethal erkennen, dass nicht nur Sonnenschein im Umgang miteinander herrscht, er auf Widerstände stößt und auch Niederlagen zum Geschäft gehören. Zum konkreten Fall: Seit vielen Jahren wird über die Barrierefreiheit des Rapperather Bürgerhauses diskutiert. Die Zeit der Prüfungen müsste längst vorbei sein. Die 3000 Euro für die Planung können eingespart werden, wenn die Rapperather ein schlüssiges Konzept haben. Und das ist offenbar der Fall. Bei all dem Tun bleibt eine Frage. In Deutschland sprudeln die Steuern wie nie. Geld ist also offenbar vorhanden. Doch wo bleibt es? Bei den Kommunen kommt immer weniger an. Da stimmt was nicht im System! c.beckmann@volksfreund.de

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