"Hei Erz – lo Erz", so zwitschern die Rotschwänzchen

ÜRZIG. Seit 100 Jahren gibt es Karneval im Moselort Ürzig. Der heutige Verein C.V. Ürziger Rotschwänzchen 1983 besteht seit mehr als 20 Jahren und führt bald wieder sein närrisches Zepter.

Die Ürziger Rotschwänzchen zwitschern es von allen Dächern: am 11. 11. beginnt wieder die närrische fünfte Jahreszeit. Fürs Pressefoto haben sich die Aktiven schon mal etwas verfrüht in bunte Schale geworfen und grüßen mit ihrem Schlachtruf: "Hei Erz - lo Erz". Der Karnevalsverein zählt nahezu 80 Aktive ab vier Jahren. Nach oben sind Narren, die mitwirken wollen, altersmäßig keine Grenzen gesetzt. "Wir freuen uns über jede närrische Verstärkung", geben die Aktiven kund. Bald geht's wieder los: in regelmäßigen Treffen ab November wird geplant und geprobt, denn bei der Kappensitzung muss alles "sitzen" - ob mit Wort, Musik oder Tanz. Bereits vor 100 Jahren gab es im Moselort eine "Närrische Genossenschaft zu Ürzig". "Hämelmäuschen" war ihr Name. Benannt nach einem Tierchen, rein äußerlich ähnlich einer Grille, das aus allen Ecken beobachtet und alles mitbekommt - eben so wie ein echter Karnevalist. Karl-Josef Schenk, der sich in der langen Karnevalsgeschichte bestens auskennt, zeigt die Originalstatuten von 1906: "Zweck der Gesellschaft ist die Förderung der Geselligkeit unter den Mitgliedern". Grundbedingung für eine Beitritt war "ein unbescholtener Ruf, ein verträglicher Charakter und die Zurücklegung des 20. Lebensjahres". Dem damaligen Vorstand gehörten Matthias Pellenz, Johann Inglen, Wilhelm Loosen junior und Jakob Steilen an. Kriegs- und Nachkriegszeiten legten das närrische Treiben lahm. Erst 1948 gab es einen Wiederanfang, erinnert sich Schenk, der als damals 19-jähriger mit dabei war. Waren es seit frühesten Anfängen die "Besenjungen", die als Garde mit geschulterten Besen aufmarschierten, so stolzierten in den 50er-Jahren die Gardemädchen auf. Die jährlichen Sitzungen fanden im Gasthaus Adams, später im Hotel Selbach und Hotel Zur Post statt. An eine lustige Begebenheit bei einem der ersten Karnevalsumzüge kann sich Schenk noch gut erinnern: "Damals war Clemens Loosen senior Prinz Karneval und hatte zwei Fässchen auf seinem Wagen: eines gefüllt mit Rotwein aus seinem Weingut bei Koblenz, das andere mit Riesling aus seinem Ürziger Weingut". Da trank so mancher Narr am Wegesrand wahrhaft über seinen Durst. Und die eigens komponierten Hämelmäuschen-Festlieder erklangen aus vollen Kehlen. 1959 schliefen die "Hämelmäuschen" endgültig ein. Humoristische Einlagen gab es dann nur noch bei Familienabenden der Ortsvereine. So ruhte in Ürzig die Narretei, bevor Hubert Schmitz, genannt Keller Hub, und Karl-Josef Schenk an Fastnacht 1982 in der Würzgartenhalle wieder einen bunten Abend organisierten. Für Stimmung sorgte der Spielmannszug aus Wildeshausen/Oldenburg. "Das kam sehr gut an, die Leute haben lange darauf gewartet, dass die Narren wieder regieren", lacht Schenk. Im Herbst 1982 wurde dann ein ganz neuer Verein gegründet: Ab jetzt piepsten nicht mehr die "Hämelmäuschen", sondern zwitscherten die "Rotschwänzchen", benannt nach dem Spitznamen der Ürziger. Präsident des C.V. war Kurt Loosen, als Sitzungspräsident fungierte Schenk. Bei den Rotschwänzchen übten nun auch verstärkt die Frauen aktiv das Zwitschern. Ein Schelm, der dabei denkt: Die haben ja auch immer viel zu tratschen. Auch närrische Umzüge rollten wieder durch Ürzig, wo der Schlachtruf "Hei Erz, lo Erz" weithin durch die Straßen schallte. Seit zehn Jahren macht Ürzig in der ganzen Region mit seinem FastNachtUmzug auf sich aufmerksam, der von der Gemeinde, dem Organisations-Team und der Freiwilligen Feuerwehr gemeinsam veranstaltet wird. Im Karneval 2007 startet dann der 11. FastNachtUmzug - närrischer kann's wohl nicht sein.

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