Heimatautor gibt der Eifel eine literarische Stimme

Bitburg/Hambuch · Er ist Erziehungs- und Sozialwissenschaftler und hat eine lyrische Ader: Rainer Ningel schreibt in "Die Eifel im Wandel" heiter und nachdenklich über seinen Geburtsort Hambuch (Landkreis Cochem-Zell).

 Rainer Ningel, Die Eifel im Wandel, Rhein-Mosel-Verlag, 208 Seiten, 13 Euro.

Rainer Ningel, Die Eifel im Wandel, Rhein-Mosel-Verlag, 208 Seiten, 13 Euro.

Foto: rolandeggers (e_eifel )

Bitburg/Hambuch. In vielerlei Hinsicht ist Hambuch exemplarisch für die Eifel: "Erstens, zeuge einen Sohn!/Zweitens, pflanze einen Baum!/Und drittens, baue Dir ein Haus!/Schaff so Dir einen Lebensraum." Damit bringt der Heimatdichter Rainer Ningel typische Eifeler Lebensmodelle auf den Punkt. Im Gespräch mit TV-Mitarbeiter Matthias Friedrich erläutert er das literarische Potenzial des Dialekts.

Was hat Sie dazu gebracht, über Hambuch zu schreiben?
Rainer Ningel: Ich wollte eine Art Erinnerungsalbum der Eifel verfassen. Die Fokussierung auf meinen Heimatort Hambuch ist für mich eine Art geografisches Stilmittel, weil meine Beschreibungen auch auf viele andere ländliche Gebiete zutreffen. Meine Texte haben also eine durchaus didaktische Funktion: Wenn man verstehen will, wo man heute lebt, muss man zuerst wissen, woher man kommt.

Ihre Gedichte sind oft sehr anekdotisch. Warum ist Lyrik Ihr bevorzugtes Ausdrucksmittel?
Ningel: In der Dorfakademie Hambuch, in der ich mich engagiere, gab es Gedichteabende, bei denen ich Gereimtes vorgetragen habe. Daraus entstand die Idee, einen ganzen Band zu schreiben. In der Lyrik muss ich wie Versmaß und Reimschema zu dem passen, was ich erzählen will. Diese literarische Form erlaubt es mir, eine Spannung aufzubauen, die keine Erzählung bieten kann. Mein Vorbild in dieser Hinsicht ist Wilhelm Busch.

Wie wurde "Die Eifel im Wandel" von den Lesern aufgenommen?
Ningel: Durchweg positiv. Ich war überrascht, dass etwa 500 Menschen zur Eröffnungslesung in die Dorfakademie kamen. Hinterher habe ich noch Bücher signiert; die Schlange bis zu meinem Tisch war etwa 40 Meter lang.

Finden Sie, dass Mundartdichtung ein vergessenes Genre ist?
Ningel: Ich stelle fest, dass einige ausgestorben geglaubte Wörter wieder in den Alltag zurückkehren, zum Beispiel "Schandal" (Anm. d. Red.: Skandal, Radau). Außerdem besitzen die Anekdoten in Mundart einen hohen Erinnerungswert. Allerdings habe ich die Dialektgedichte stets ins Hochdeutsche übersetzt. Viele meiner Gedichte werden auch in Pflegeeinrichtungen vorgelesen, um die Menschen an alte Zeiten zu erinnern.

Sie sind promovierter Erziehungswissenschaftler. Verfolgen Sie mit ihren Gedichten einen didaktischen Ansatz?

Ningel: Das entspricht durchaus meiner Denkart. Allerdings sehe ich das Schreiben eher als Hobby. Wenn ich als Autor in Erscheinung trete, dann als interessierter Bürger, der seine Mitmenschen über die Geschichte ihres Heimatortes informieren und sie dabei unterhalten möchte. maf

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