Geschichte Wittlicher Heimatforscher fordert Dokumentation

Wittlich/Trier · Rentner Willi Waxweiler hat Angst, dass man seine Entdeckung zuschüttet.

 Willi Waxweiler steht in Wittlich in Überresten des Mühlengrabens, einem historischen Kanal.

Willi Waxweiler steht in Wittlich in Überresten des Mühlengrabens, einem historischen Kanal.

Foto: Christian Moeris

Hobbyarchäologe und Heimatforscher Willi Waxweiler ist derzeit bedrückt: Er fürchtet, dass sein jüngst von ihm entdeckter historischer Mühlengraben schon bald wieder für immer im Wittlicher Erdboden verschwinden könnte.

Waxweiler hatte Anfang Dezember 2018 in einer Baugrube in Wittlich nahe des Platzes an der Lieser eine interessante Entdeckung gemacht (der TV berichtete): Große Sandsteinblöcke säumen den drei bis vier Meter breiten Graben. Dieser in ferner Vergangenheit mit großen körperlichen Mühen ausgeschachtete künstliche Wasserlauf habe Lieserwasser in die Stadt und auch wieder hinaus gefördert, erklärt Waxweiler. „Und das schon vor sehr langer Zeit.“

Dieser historische Wasserlauf sei die erste Wasserleitung der Stadt gewesen und von immenser historischer Bedeutung.

Doch das Rheinische Landesmuseum Trier ist von Waxweilers Entdeckung scheinbar nicht ganz so überwältigt. Konservator Dr. Lars Blöck  von der Abteilung Archäologische Denkmalpflege datiert den künstlichen Wasserlauf nämlich auch nicht wie Hobbyarchäologe Waxweiler auf das Jahr 1300, sondern in die „frühe Neuzeit“ und damit ungefähr in das 16. Jahrhundert.

Doch diese Differenz stört den Hobbyarchäologen Waxweiler weniger. Er ist hauptsächlich deshalb bekümmert, da keine Dokumentation des historischen Bauwerks vorgesehen ist. Denn sobald die Bauarbeiten an besagter Stelle enden, so erklärt die Stadtverwaltung Wittlich auf TV-Anfrage, solle der Mühlengraben dort betoniert werden. Allerdings werde das historische Bauwerk zuvor mit einem speziellen Textil überzogen. Dieses soll den historischen Sandstein des Mühlengrabens und den frischen Beton auf Dauer auseinanderhalten.

Aus Sicht der Verwaltung sowie des Landesmuseums gibt es demnach keinen weiteren Handlungsbedarf. Aber so lange die Baugrube noch geöffnet ist, will der Hobbyarchäologe nicht aufgeben: „Die Stelle muss man dokumentieren. Dann sieht man mal, was sich zeigt. Das ist Wittlicher Ur-Geschichte.“ Man sollte mal einen ganzen Sandsteinblock des historischen Wasserlaufs freilegen, meint Waxweiler, und ihn vermessen. „Eine Dokumentation ist angebracht. In Wittlich hat alles mit dem Wasser angefangen, dessen Wert für die Entwicklung der Stadt unverkennbar ist.“

Er sei über das geringe Interesse des Landesmuseums etwas verstimmt, sagt Waxweiler, der die Trierer Denkmalschützer gerne in seiner Entdeckung graben sähe. Waxweiler:  „Aber die graben am liebsten in Trier, und römisch, und nach Münzen. In Wittlich in einem Mühlengraben zu arbeiten ist denen wohl zu flach. Aber die sollen das dokumentieren.“ So lange die Baugrube noch geöffnet sei, sagt Waxweiler, bleibe er zuversichtlich.Ob man beim Landesmuseum nun dabei bleibt oder nicht, Konservator Blöck, der das historische Bauwerk kurz in Augenschein genommen hat,  erklärte jüngst auf TV-Anfrage , dass dem Mühlengraben schon eine große Bedeutung für die Entwicklung der Stadt Wittlich zukomme. Blöck: „Ich habe einige Mühlengräben ausgegraben. Die meisten von ihnen, wie aus römischer Zeit, waren nur mit Holz wie Flechtwerk befestigt. Solch eine massive Sandsteineinfassung wie in Wittlich ist dagegen selten, aber sehr praktisch gedacht, da sie von Dauer ist.“ Blöck schätzt, dass der künstliche Wasserlauf auf seiner ganzen Strecke, die etwa 650 Meter umfasst, von den massiven Steinen eingefasst war oder ist. Bislang wurde nur ein kleiner Abschnitt davon freigelegt.

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