Kultur Heiraten in der Klostermühle

Bengel · Wo einst Korn gemahlen wurde, können sich Paare das Ja-Wort geben. Die Gemeinde Bengel nutzt ein Kulturdenkmal für Trauungen.

 Eine Hochzeitsgesellschaft in der Klostermühle.

Eine Hochzeitsgesellschaft in der Klostermühle.

Foto: TV/privat

Die Braut trägt weiß, der Bräutigam einen feinen, dunklen Anzug. Und auch die Hochzeitsgäste sind allesamt chick gekleidet. Heute geben sich die Jungverliebten vor dem Standesbeamten das Ja-Wort. Dafür haben sie sich einen ganz besonderen Ort ausgesucht - die Klostermühle in Bengel. Die Hochzeitsgesellschaft sitzt zwischen riesigen Doppel-Walzenstühlen, die Decke besteht aus dicken, uralten Holzbalken und auch sonst ist das Ambiente recht rustikal. In dem Raum ging es einst sehr laut zu und es war staubig. Hier wurde bis 1980 Korn gemahlen. Die Turbinen wurden vom vorbeifließenden Alfbach angetreiben.

Am 13. September 2015 wurde die fast 300 Jahre alte Springiersbacher Klostermühle als Kulturdenkmal eingeweijht. Und Heiratswillige können sich seit einiger Zeit dort das Ja-Wort geben. Der Bengeler Ortsbürgermeister Walter Debald, der die Idee hatte sagt: „Die Menschen suchen das Besondere, das Außergewöhnliche. Eine Trauung in einer ehemaligen Getreidemühle zwischen den großen Walzen - das ist schon etwas Besonderes.“

Im vergangenen Jahr trauten die Standesbeamten der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach in der Mühle drei Paare, in diesem Jahr werden es acht sein. Für die Nutzung erhält die Ortsgemeinde, die die Mühle im Jahr 2010 kaufte und drei Jahre später aufwändig sanierte, 100 Euro.

Debald erzählt: „Wenn sich die Hochzeiter zum ersten mal den Ort und die Räume anschauen, sind sie in der Regel ganz begeistert. Das Ambiente ist weder edel noch anmutig, vielmehr einfach und rustikal. Viele wollen keinen roten Teppich oder goldenes Besteck, sie wollen das Ursprüngliche.“

Bevor die Hochzeitsgesellschaft anresit, platziert Debald einen großen Eichentisch an der Kopfseite und stellt Stühle auf. 40 bis 50 Leute finden in dem Raum, wo täglich bis zu 100 Zentner Getreide gemahlen wurde, Platz. Wer will, bekommt nach der Trauungszeremonie eine Führung. Dann wirft Debald die Walzenstühle an und es rattert und klappert die Mühle am Alfbach wie in alten Zeiten.

Die Interessenten kommen aus der nährere Umgebung, aber auch aus anderen Regionen Deutschlands. Der ungewöhnliche Ort zum Trauen wird im Internet beworben.

Ein Pluspunkt für die Hodchzeitsgesellschaft: Direkt nebenan fließt der idyllische Alfbach, daneben befinden sich Obstbäume und eine große Wiese. Dort können das Brautpaar und dessen Gäste ein Glas Sekt trinken und Fotos machen.

 Walter Debald, Ortsbürgermeister von Bengel, hatte die Idee, den Raum, in dem einst Korn gemahlen wurde, als Trauzimmer zu nutzen.

Walter Debald, Ortsbürgermeister von Bengel, hatte die Idee, den Raum, in dem einst Korn gemahlen wurde, als Trauzimmer zu nutzen.

Foto: TV/Winfried Simon

Wer nach der Trauung nicht weit fahren will, kann direkt nebenan in der Straußenfarm mit der Gesellschaft einkehren und speisen. Das Gebäude und die Wiesenflächen, auf denen jetzt die riesigen Laufvögel grasen, gehörte ebenfalls einst zur Mühle der Springiersbacher Mönche.

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