Hemmungslose Einheizer

WITTLICH. Sie beförderten Wittlich zur "funky town": Zehn knackige Jungs von "Fred Kellner" plus zwei Engelke-Schwestern plus dreimal "super sonic silver strings" ließen im Atrium die Puppen tanzen und 700 Besucher machten mit.

Für viele in der Region hat ein Fred-Kellner-Konzert in der Karnevalszeit Kultstatus. In diesem Jahr brauchte niemand weit zu reisen, um seinem Drang nachzugeben. Zum zweiten Mal nach 1999 gastierte Fred Kellner im Wittlicher Cusanus-Gymnasium. Mit im Boot auch diesmal Anke Engelke und Schwester Susann als famose "Soul Sisters", die weibliche Streichergruppierung "super sonic silver strings" sowie die männlichen Bläser "horny horns": Insgesamt 15 Musiker, wenn alle auf der Bühne stehen.Fetter Sound macht ganz schön was her

Der fette Sound macht ganz schön was her, weshalb selbst leibhaftige Lufthansa-Piloten wie Bruno Barzen aus Flussbach sich einen freien Tag nehmen: Was ist schon die Carnegie Hall gegen das Atrium des Cusanus-Gymnasiums? Die Erwartungshaltung war also hoch. "Die Musik soll mich durchspülen, ich fordere vollkommenes Körpergefühl", sagt ein weiblicher Fan vor dem Konzertbeginn, der sich nach hinten auf 21 Uhr verschiebt. Spaß will sie haben, sich bewegen, die Noten in sich aufnehmen und wieder abgeben. Das hätte den Kellners gefallen! Als hätten sie es gehört, betreten sie kurz darauf die Bühne, und erfüllen dieser und all den anderen Damen und Herren ihren Wunsch. Vom ersten Takt an wippen, klatschen und schwofen die allermeisten. Mögen andere Musikrichtungen vielleicht die höheren Verkaufszahlen erzielen: Nichts geht schneller in die Beine als Soul und Funk. Zu den zehn Bandmitgliedern, die allesamt auf den wenig lyrischen Namen Fred Kellner hören, gehört auch ein echter Einheimischer. Christoph Adams zeigt am Piano, dass er beileibe nicht nur für den Jazz zu haben ist. Herzzerreißend auch seine Stimme, die gleich mehrere butterweiche Soli hinlegt. Überhaupt darf reihum fast jeder Kellner mal ans Mikrofon, doch dann endlich kommen die Soul Sisters: Anke Engelke und Susann stürmen die Bühne, ganz in weiß und silber, genauso aufreizend gekleidet wie die männlichen Kollegen. Die hautengen Klamotten verbergen nichts wirklich und lassen jede Menge Blickfreiheit auf nackte, meist sonnengebräunte Haut - wie sie das wohl schaffen so mitten im Winter? Unbestritten Profis auf den Brettern, die die Welt bedeuten, bringen alle die Freds und Engelkes, die "horny horns" und "super sonic silver strings" den Saal zum Brodeln - alle toben, tanzen und schwitzen. Doch es ist wie in der Mucki-Bude: Wenn alle stinken, ist es wurscht.Die Bühnenshow ist perfekt

Hemmungslos heizen die Kellners, deren Bühnenshow bis auf den letzten Schritt stimmt, den Eifelanern ein. Übrigens: Der Hit "I feel good" wurde seinerzeit ja speziell für die Bewohner dieses herrlichen Landstrichs geschrieben, klärt Fred Kellner auf. Man muss sich lediglich das "feel" mit einem e statt einem i vorlesen und versteht, warum. Ob eineinhalb Stunden reguläres Musikprogramm für 17 Euro Eintrittspreis angemessen waren, darüber diskutierten die Besucher noch lange nach dem Konzert. Dass die 15 quirligen Kellners wiederkommen sollen, am besten am Montagsabend zur Säubrennerkirmes, darüber bestand allerdings nirgends auch nur der geringste Zweifel.

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