Herdmanns Krippen-Mobbing

MORBACH. (fab) "Hilfe, die Herdmanns kommen": Bruni Kluß und Rüdiger Luckow lasen Barbara Robinsons ungewöhnliche Weihnachtsgeschichte. Die Idar-Obersteiner Schauspielerin Kathy Becker spielte dazu die Rollen zweier Romanfiguren.

Schon nach ein paar Zeilen haben die beiden "Erzähler" die Zuhörermit ihrer Lesekunst gefesselt. Denn "Hilfe, die Herdmanns kommen", ist eine erfrischend unsentimentale und nachdenklich stimmende Weihnachtsgeschichte. Sie erzählt von einer Kinderbande, die in der Vorweihnachtszeit eine amerikanische Kleinstadt kräftig aufmischt. Die Familie Herdmann, die auch Flodder oder Hempel heißen könnte, beschließt, am Krippenspiel der verschnarchten Gemeinde teilzunehmen. Als die Zuhörer gerade dabei sind, ihr persönliches Umfeld nach einer ähnlich schlimmen Familie zu sondieren, springt urplötzlich das Abbild der Illustration von Alice Wendlaken (Kathy Becker, himmlisch ländlich) von der Kinderbuchseite mitten in die Gärtnerei Berg. Sie beschwert sich, dass sie von den Herdmanns aus der Rolle der Maria rausgemobbt wurde. "Nun besetzen die Herdmanns alle Rollen", erzählt Rüdiger Luckow mit resigniertem Unterton. Das einzige, was noch fehlt, ist ein Baby für die Krippe. Lilli (Kathy Becker, riesig) telefoniert sich die Finger wund, doch niemand will ein Baby in die Hände der verlotterten Herdmanns geben. "Findet das Krippenspiel überhaupt statt?", fragt sich die "Erzählerin" (Bruni Kluß). Aber es kommt ganz anders, denn die Herdmanns übertragen die Weihnachtsgeschichte völlig unvoreingenommen in ihr eigenes Leben und wecken damit bei den Zuschauern ein ganz neues Verständnis für die Weihnachtsbotschaft. Mit viel Beifall wird das Trio Becker, Kluß und Luckow für seine Interpretation der Weihnachtsgeschichte bedacht. "Die Kombination aus Erzählkunst und gespielten Szenen war riesig", lobt Siggi Hohn aus Bergisch-Gladbach das Stück. In ihrer Heimat vermisse sie etwas derart Geniales. Neben dem Märchen schmeckte aber auch die Realität. Gastgeber Heiner Berg servierte eine Mitternachtssuppe und Bratäpfel. Nächste Veranstaltung: Samstag, 10. Februar um 20 Uhr im ehemaligen Gasthaus Gemmel in Morbach-Wenigerath. Gastgeber Jürgen Lehlbach lädt ein zu einem witzigen "Schneckenrennen" mit Clowneinlagen ein. Übrigens: Wer Lust hat, sein Haus oder seine Wohnung für eine solche Veranstaltung zur Verfügung zu stellen, wird gebeten, sich unter Telefon 06533/3475 zu melden.

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