Hermeskeiler machen neuen Heiratsantrag

Hermeskeil/Kell/Thalfang/Morbach · Die Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil startet einen neuen Annäherungsversuch für eine Dreier-Ehe mit Thalfang und Kell am See. Sie lädt ihre Nachbarn zu Gesprächen über die Bildung einer "starken VG Hochwald" ein. Im Keller Rathaus blitzt sie mit diesem Antrag aber ab. Die Thalfanger wollen lieber mit Morbach fusionieren.

Hermeskeil/Kell/Thalfang/Morbach. In den nächsten Tagen wird in den Rathäusern von Kell und Thalfang sowie in den Büros der 34 Ortsbürgermeister Post aus Hermeskeil eintreffen. Absender der Briefe, in denen es um das Thema Kommunalreform geht, ist der dortige Verwaltungschef Michael Hülpes. Der CDU-Politiker hat von den Hermeskeiler VG-Gremien kürzlich den einstimmigen Auftrag erhalten, die führenden Politiker in den beiden Nachbarkommunen zu Gesprächen einzuladen.
Kommunal Reform


Diesem Vorstoß lag ein Antrag der Fraktion "Bürger für Bürger" (BFB) zugrunde. Die Hermeskeiler gehen auf die Thalfanger und Keller mit dem erklärten Ziel zu, die Möglichkeit einer Fusion zu erörtern. "Wir sollten diese Reform dazu nutzen, eine starke VG Hochwald zu bilden", sagt Hülpes auch mit Blick auf den absehbaren Bevölkerungsrückgang in der Zukunft. Eins stellt Hülpes aber von vorneherein klar: "Es steht außer Frage, dass bei einer Fusion das Mittelzentrum Hermeskeil auch Hauptsitz der Verwaltung wäre."
Die Gedankenspiele über eine solche Dreier-Ehe sind nicht neu. Sie waren bereits voriges Jahr laut geworden. Wegen der Landtagswahl war es um diese Hochzeitspläne aber längere Zeit ruhig geworden.
Zwar hat erst vorige Woche der Thalfanger VG-Rat mehrheitlich beschlossen, dass er Fusionsverhandlungen mit einem anderen Nachbarn - der Einheitsgemeinde Morbach - aufnehmen wird. Trotzdem wird Hülpes seinen Kollegen Hans-Dieter Dellwo und die 21 Ortsbürgermeister einladen - und zwar zu "Einzelgesprächen", wie Hülpes auf TV-Anfrage erklärt. "Wer Interesse hat, kann sich bei uns im Rathaus melden, und wir stimmen dann einen Termin ab."
Das sagen die Thalfanger: Rathaus-Chef Hans-Günther Dellwo ist zurzeit im Urlaub. Deshalb äußert sich sein Büroleiter Michael Suska: "Man kann zwar über alles reden, muss aber schon fragen, ob das Sinn hat. Wir haben eine aktuelle Beschlusslage und die ist zu vollziehen. Alles andere wäre inkonsequent." Sprich: Die VG Thalfang, die auf der Streichliste des Landes steht und zur Fusion gezwungen ist, wird nicht mit den Hermeskeilern, sondern mit den Morbachern über eine Ehe verhandeln. Die Malborner Ortsbürgermeisterin Gabriele Neurohr (CDU) sagt, dass sie zwar grundsätzlich gesprächsbereit ist. Sie fügt aber hinzu: "Ich sehe für ein Zusammengehen mit Hermeskeil keine Chance." Aus ihrer Sicht ist die Kreisgrenze, die unangetastet bleiben soll, das Haupt-Hindernis. Sie fügt hinzu: "Wir fühlen uns im Kreis Bernkastel-Wittlich gut aufgehoben. Im Kreis Trier-Saarburg wären wir nur das 20. Rad am Wagen. Richard Pestemer (FWG), Gemeindechef von Neunkirchen, sagt hingegen: "Ich freue mich über das Angebot aus Hermeskeil." Aus seiner Sicht sollten sich die Thalfanger mehrere Optionen offen halten. Pestemer fürchtet, dass die Thalfanger Ortsgemeinden bei einer Fusion mit Morbach ihre Selbstständigkeit verlieren.
Das sagen die Keller: Rathaus-Chef Werner Angsten (CDU) gibt den Hermeskeilern klipp und klar einen Korb. "Wir werden keine Gespräche führen", sagt Angsten. Das habe der Haupt- und Finanzausschuss (HFA) am Dienstag so beschlossen. Angsten verweist darauf, dass die VG Kell - anders als Thalfang - auf keiner Streichliste steht und sich auf Ausnahmeregelungen im Landesgesetz zur Kommunalreform berufen könne.
Werner Angsten: "Wir sind seit 41 Jahren ein einheitlicher Lebens- und Wirtschaftsraum. Eine Fusion würde bedeuten, dass man diese Entwicklung einfach zerschlägt."Meinung

Wo bleiben die Bürger?
Gerade als der Thalfanger Rat für eine Fusion auf die Morbacher zugeht, starten die Hermeskeiler eine Charme-Offensive in ihre Richtung, der zumindest die Malborner nicht abgeneigt sein dürften. Gleichzeitig stimmen Heidenburger und Büdlicher für einen Wechsel in die VG Schweich. Dieser Wirrwarr ist das Ergebnis eines Reformwunsches von oben mit wenigen klaren Vorgaben. Landrat Gregor Eibes hat versucht, diese Vorgaben zu präzisieren. Er hat vor einer Kreisreform von unten gewarnt und nicht nur die VG, sondern auch die Ortsgemeinden zum Verbleib im Kreis aufgefordert. Denn dem könne es sonst an die Substanz gehen. Doch wie will Eibes den 920 Heidenburgern und Büdlichern erklären, dass sie bleiben müssen, wo doch die rund 1000 Trittenheimer schon wechseln durften? Zudem sollte es doch um eine Reform der Verbandsgemeinden gehen. Und wo bleiben die Wünsche der Bürger? Die der Randgemeinden finden auch im VG-Rat wenig Beachtung. Klar gibt es keine Reform ohne Dissonanzen. Doch müssen hier auch die Versäumnisse des Landes "unten" ausgebadet werden. m.maier@volksfreund.de

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