Hermeskeiler Rat ist jetzt am Zug

In Sachen Hunsrückquerbahn wird es jetzt ernst. Am kommenden Mittwoch entscheidet der Verbandsgemeinderat Hermeskeil über den Schienenankauf. Zwei Tage zuvor lädt der potenzielle Betreiber der Strecke zur Informations-veranstaltung.

 Die Kommunen wollen die Hunsrückbahn nicht allein auf die Schiene bringen. Sie wollen, dass sich auch das Land engagiert.

Die Kommunen wollen die Hunsrückbahn nicht allein auf die Schiene bringen. Sie wollen, dass sich auch das Land engagiert.

Foto: Ilse Rosenschild

Morbach/Hermeskeil. Seit Jahren bemühen sich die Anrainerkommunen der Hunsrückquerbahn-Strecke zwischen Büchenbeuren und Hermeskeil um den Ankauf der Schienen. Nach den jüngsten Verhandlungserfolgen von Morbachs Bürgermeister Gregor Eibes, der stellvertretend für alle Kommunen mit der Deutschen Bahn sprach, steht der Ankauf kurz bevor.

Oder vielmehr: Er könnte unmittelbar bevorstehen. Das einzige Puzzleteil, das noch fehlt, ist die Zustimmung des Verbandsgemeinderats Hermeskeil. Dort haben sich die Gegner formiert. Ohne Landeszuschuss läuft aus der Sicht der SPD nichts. Auch die Freien Wähler stehen dem Vorhaben kritisch gegenüber. Den Befürwortern könnte es trotzdem knapp reichen. Bürgermeister Michael Hülpes (CDU) gehört zu Letzteren. Allerdings werde er sich an die Beschlüsse seines Gremiums halten, sagte er bereits Anfang November dem TV.

Für 71 500 Euro, die die Verbandsgemeinde Hermeskeil am Gesamtkosten-Paket von 550 000 Euro zu tragen hat, würde die Option einer Strecken-Reaktivierung auf Jahre offen bleiben. Andernfalls ist sie möglicherweise schnell weg.

Das Risiko kennt auch Bernd Heinrichsmeyer, Geschäftsführer der Hochwaldbahn Gruppe (HWB) in Hermeskeil. Zwei Tage vor der entscheidenden Sitzung lädt das Unternehmen in Hermeskeil zu einer Informationsveranstaltung ein. Am Montag, 7. Dezember, berichten ab 18 Uhr Heinrichsmeyer und seine Mistreiter im Bahnhofsgebäude öffentlich über den aktuellen Baufortschritt und den tatsächlichen Zustand der Gleise.

Insbesondere geht es dem Veranstalter um die Kosten einer möglichen Reaktivierung. Es werden Original-Bauwerksakten zu den Brücken und dem Hoxeler Tunnel ausgelegt. Aus ihnen kann laut Heinrichsmeyer der "zumeist gute Zustand nachweislich ersehen werden".

Einen Zusammenhang zwischen dem Info-Abend und der Entscheidung am kommenden Mittwoch stellt Heinrichsmeyer offiziell in Abrede. Dennoch hofft der leidenschaft liche Eisenbahner auf ein Votum im VG-Rat pro Ankauf. Der HWB-Chef hielte jede andere Entscheidung für "verkehrspolitisch unklug" und für "einen Schlag ins Gesicht". Schließlich arbeiten 18 Mitarbeiter seit einem Jahr an der Befahrbarkeit der Strecke. Das habe den Steuerzahler noch keinen Cent gekostet.

Ein negatives Votum der Ratsmitglieder kann sich Heinrichsmeyer allerdings auch kaum vorstellen.

Ähnliche Info-Veranstaltungen sollen in Morbach und Thalfang folgen.

Meinung

Eine Frage der Solidarität

Jetzt wird es ernst. Und nun wird sich zeigen, wie es um die Solidarität der Hunsrücker und Hochwälder bestellt ist. Scheitert der Ankauf der Hunsrückquerbahn zwischen Hermeskeil und dem Hahn, haben sich die Hermeskeiler Sozialdemokraten und wohl auch die Freien Wähler durchgesetzt und damit die Linie der SPD geführten Landesregierung durchgedrückt. Die Gegner stellen sich damit gegen den Wunsch der anderen Anliegergemeinden entlang der Strecke. Dort haben sich die Räte für den Versuch entschieden, der alten Infrastruktur neues Leben einzuhauchen. Die einen mögen die Reaktivierung für eine Schnapsidee halten, die anderen für eine Möglichkeit, irgendwann an der Strahlkraft des Jobmotors Hahn stärker partizipieren zu können. Für welche dieser Lesarten der mündige Kommunalpolitiker votiert, ist im Grunde egal. Wer recht hat, wird sich erst zeigen, wenn die Strecke wieder für Züge befahrbar gemacht ist und der Betrieb läuft. Kommt die Reaktivierung nicht, bleibt nur das Sinnieren darüber, was hätte geschehen können, wenn die Strecke gekauft worden wäre. h.jansen@volksfreund.de

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