Hetzeraths Wohltäterin: Edith Barzen

Hetzerath · Die Unternehmertochter Edith Barzen, die vor mehr als einem Jahr gestorben ist, hat ihr gesamtes Vermögen der öffentlichen Hand vermacht. Wem das Geld zugutekommt, hat die Hetzeratherin genau definiert: der Grundschule, dem Kindergarten, den Vereinen, der Kirche und Bedürftigen.

 Lea, Justin, Michele, Lukas und Anna spielen im Hetzerather Kindergarten. Auch sie werden von dem unverhofften Geldsegen profitieren, der aus dem Nachlass von Edith Barzen kommt. 200 000 Euro sind bereits in die Grundschule investiert worden. TV-Foto: KLAUS Kimmling

Lea, Justin, Michele, Lukas und Anna spielen im Hetzerather Kindergarten. Auch sie werden von dem unverhofften Geldsegen profitieren, der aus dem Nachlass von Edith Barzen kommt. 200 000 Euro sind bereits in die Grundschule investiert worden. TV-Foto: KLAUS Kimmling

Hetzerath. "Es gibt noch Wunder." Mit diesen Worten hatte Christoph Holkenbrink, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Wittlich-Land, in der Ratssitzung, in der der Haushaltsplan besprochen wurde, das Erbe von Edith Barzen kommentiert. Rund 200 000 Euro hat die Kommune bereits aus dem Nachlass der Hetzeratherin erhalten. Wie von ihr gewünscht, wurde dieses Geld in die Hetzerather Grundschule investiert, konkret in den Bau der Mensa und den barrierefreien Zugang der Schule.

Doch das ist noch nicht alles. Kämmerer Leo Merges rechnet mit etwa weiteren 100 000 Euro von der Wohltäterin.

Der VG Wittlich-Land hatte Edith Barzen ein Fünftel ihres Vermögens vermacht. Jeweils ein weiteres Fünftel geht an die Kirchengemeinde und die Kita GmbH, die den Kindergarten betreibt. Die Ortsgemeinde erhält zwei Fünftel, die wiederum zu gleichen Teilen zwischen Vereinen und Brauchtum einerseits sowie Bedürftigen andererseits aufgeteilt werden sollen.

Um die 1,5 Millionen Euro hat Edith Barzen wohl insgesamt hinterlassen. Genau lässt sich die Summe noch nicht beziffern, weil laut dem Beigeordneten Werner Monzel noch nicht alle ihre Immobilien und Grundstücke verkauft worden sind. Fest steht jedoch: Solch eine Erbschaft gehört heute zu den absoluten Ausnahmen. Kämmerer Merges sagt: "Eine Erbschaft in dieser Größenordnung gab es in Wittlich-Land noch nicht. Was es gab, war ein Grundstück, das der Verbandsgemeinde hinterlassen wurde, und eine Summe von 120 000 Euro, die Hupperath erhalten hat."

Wer war diese Frau, die ihr gesamtes Vermögen der öffentlichen Hand vermacht? Pfarrer Patrick Ringhausen hat sie gut gekannt.

Er sagt: "Sie war eine arme, reiche Frau, von ihrem Geld hat sie nichts gehabt." Sozial eingestellt sei sie gewesen und der Kirche immer sehr verbunden. Im Pfarrgemeinderat und im Kirchenchor war sie Mitglied. Der Nachwuchs und das Kulturgut habe ihr am Herzen gelegen. Ringhausen: "Sie hat sich sehr identifiziert mit ihrer Heimat Hetzerath."

Edith Barzen wurde 1936 als Tochter einer Bauunternehmerfamilie geboren. Schon als junges Mädchen wurden bei ihr Symptome einer Nervenkrankheit festgestellt. Dies führte wohl auch dazu, dass sie im Büro des elterlichen Betriebs angestellt wurde. Ihre ehemalige Nachbarin Cilly Engel sagt: "Sie wurde von ihren Eltern gehalten wie ein Kind." Noch mit 40 Jahren habe sie gesagt, sie müsse ihre Eltern fragen, ob sie mit zu "Rhein in Flammen" fahren könne. Nach dem Tod ihrer Eltern sei die bescheidene Frau durch das Erbe zwar reich gewesen, doch habe sie sehr sparsam gelebt. Andere Hetzerather beschreiben Edith Barzen, die auch im Seniorenkreis aktiv war, als einen etwas ängstlichen Menschen, der sehr zurückgezogen gelebt hat. Am 19. November 2009 ist Edith Barzen - nach langjährigem Kampf mit einer schweren Krankheit, wie es auf ihrem Totenzettel heißt - gestorben. Zur Erinnerung an sie soll in der Grundschule eine Tafel aufgehängt werden.

EXTRA

WAS MIT DEM ERBE GESCHIEHT



Der Hetzerather Ortsgemeinderat hat einen Arbeitskreis gegründet, der beraten soll, wofür das Geld, das Edith Barzen der Kommune vermacht hat, verwendet wird. Klar ist: Die Hälfte der Summe geht an Vereine und Brauchtum, die andere Hälfte an Bedürftige. Doch wer bekommt wie viel? Im Rat war man sich zumindest in einem Punkt einig: Die Aufteilung wird schwierig. Die Verbandsgemeinde Wittlich-Land hat bereits rund 200 000 Euro in die Hetzera ther Ganztagsschule investiert. Laut Kämmerer Leo Merges soll der weitere Betrag von etwa 100 000 Euro für schulische Maßnahmen, wie Nachhilfeunterricht verwendet werden. Das Geld, das dem Kindergarten zugute kommt, soll laut Pastor Patrick Ringhausen in die Ausstattung der Gruppenräume fließen und dem Wohl der Kinder und des Personals dienen. Der Erbteil der Kirche sei zum Teil dafür verwendet worden, einen Teil der Schulden aus dem laufenden Betrieb zu tilgen. Ringhausen: "Dafür bin ich besonders dankbar." Das Geld, das noch kommt, soll in mittel- und kurzfristige Rücklagen für künftige Projekte fließen. mai

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