Hexenwahn und Erbe

MORBACH. (pji) Ist der mittelalterliche Hexenwahn verantwortlich für die Schwierigkeiten von Frauen im Berufsleben? Bei einem Vortrag des Frauentreffs Opal in der ehemaligen Landwirtschaftsschule Morbach behauptete Referent Siegfried Hoffmann genau das.

Was haben die Hexenverfolgung im Mittelalter und die Emanzipation der Frau miteinander zu tun? Auf den ersten Blick sehr wenig. Bei seinem esoterisch angehauchten Vortrag für den Frauentreff Opal aus Bernkastel-Kues versuchte der Heilpraktiker Siegfried Hoffmann aus St. Wendel jedoch zu zeigen, dass die Position der Frau im heutigen Berufsleben von den damaligen Ereignissen geprägt wird. Seine gewagte These: Die Unterdrückung der Frau in der Zeit der Hexenverfolgung verursachte unter Frauen Ängste, ihre wahren Fähigkeiten zu zeigen, und diese Ängste wurden von Generation zu Generation weitergegeben. "In meiner Praxis hatte ich oft mit Unternehmerinnen zu tun, die aus unerklärlichen Gründen berufliche Schwierigkeiten hatten", berichtet Hoffmann. "Der Grund ist, dass sie sich wie ihre weiblichen Vorfahren fürchten, ihre besondere Fähigkeiten offen zu zeigen." Und hier kommt für Hoffmann der Hexenwahn ins Spiel. Dieser begann im Hochmittelalter, als die Kirche begann, gegen jede Art der "Zauberei" vorzugehen. Die Denunziation durch Nachbarn, man sei bei heidnischen Ritualen gesehen worden, reichte zur Anklage wegen Hexerei aus. Oft wurden mit brutalster Folter Geständnisse erpresst und die Opfer anschließend verbrannt. Die letzte Hinrichtung einer angeblichen Hexe geschah 1782 in der Schweiz. Heute schätzt man, dass mehr als 100 000 Menschen, insbesondere Frauen, hingerichtet wurden. Ältere Schätzungen sprachen gar von neun Millionen. Der Hexenwahn wütete im 16. Jahrhundert insbesondere im damaligen Erzbistum Trier. "Diese Zeit war lebensgefährlich für alle Frauen, die auf eigenen Füßen stehen wollten", so Hoffmann. Für ihn entstand so eine psychologische Hemmschwelle, sich in der Öffentlichkeit auszuzeichnen. Diese Angst müssten Frauen überwinden, um heute erfolgreich zu sein. Aus dem Publikum erntete Hoffmann Zustimmung: "Da ist sicherlich einiges dran", meint Hilda Sehy, Inhaberin eines Frisörsalons in Morbach. "Als Frau muss man dreimal so viel arbeiten, um das Gleiche zu erreichen wie ein Mann."

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