Große Resonanz Hilfe für an Leukämie erkrankten Landwirt – 200 Menschen lassen sich in Berglicht typisieren
Berglicht/Morbach · Ein 21 Jahre alter Landwirt aus Berglicht benötigt dringend eine lebensrettende Stammzellspende. Die von der Stefan-Morsch-Stiftung, Freunden und der Familie organisierte Typisierungsaktion im Ort stieß auf große Resonanz. Wie es nun mit den gesammelten Proben weitergeht und wie Hilfe weiterhin möglich ist.
Das Hunsrückdorf Berglicht zählt nur etwa 500 Einwohner. Viele von ihnen haben sich am vergangenen Sonntag an einer Aktion der Stefan-Morsch-Stiftung beteiligt. Deren Ziel: einen Stammzellspender finden für den 21 Jahre alten Lukas aus Berglicht, der an Leukämie erkrankt ist.
Um den Typisierungsaufruf zu unterstützen, hatten Familie, Freunde und weitere Helfer für die Aktion geworben, Kuchen gebacken und Spenden gesammelt. Laut Mitteilung der Stiftung sind knapp 200 Menschen ins Berglichter Gemeindehaus gekommen, um sich als mögliche Stammzellspender registrieren zu lassen. Noch einmal fast genauso viele hätten sich online als pozentielle(r) Lebensretter(in) für Lukas und andere Betroffene bei Deutschlands erster Stammzellspenderdatei angemeldet. Auch in sozialen Netzwerken sei zur Online-Registrierung für den Landwirt aufgerufen worden, der sich in der Kommunalpolitik und bei der freiwilligen Feuerwehr engagiert.
Die „Hilfe für Lukas“ – so das Motto der Typisierungsaktion – fand laut Stiftung sogar bundesweit Unterstützung. So sei etwa eine Familie aus dem Allgäu, die im Hunsrück Urlaub gemacht habe, vor ihrer Abreise noch im Gemeindehaus vorbeigekommen. Und Yvonne Thönes, die Schwester von Etgerts Ortsbürgermeisterin Sabrina Kirch, reiste aus Mannheim an, um sich in die Spenderdatei aufnehmen zu lassen.
Laut Stiftung dauert das Registrieren nur wenige Minuten: eine Einwilligungserklärung ausfüllen, eine Speichelprobe abgeben, fertig. Um die Laborkosten für die Typisierung zu decken sowie Betroffenen zu helfen, die durch die Erkrankung finanziell in Not geraten sind, wurden etwa 13 800 Euro an Spenden gesammelt. Susanne Morsch, Vorstandsvorsitzende der Stefan-Morsch-Stiftung, ist beeindruckt von der Hilfsbereitschaft: „Ohne Geldspenden wäre die Begleitung von Leukämiekranken und ihren Angehörigen, aber auch die Neuregistrierung von potenziellen Stammzellspendern und -spenderinnen undenkbar.“ Neben zahlreichen Privatpersonen und lokalen Unternehmen spendeten der Verein Benefiz Radler, die Vereinsgemeinschaft Berglicht, die Wanderfreunde Berglicht, die Spielgemeinschaften Gielert/Hilscheid und Thalfang/Berglicht sowie die Mitglieder der Neuen Liste – die Lukas im Verbandsgemeinderat Thalfang vertritt.
Berglichts Ortsbürgermeister Michael Reusch bedankte sich bei allen Unterstützern wie etwa dem Kirchenchor Berglicht, der vor Ort die rund 30 Helfer mit Essen und Getränken versorgte: „Alle Kraft, aller Optimismus und unsere guten Wünsche gehen an Lukas.“
Im Speziallabor der Stefan-Morsch-Stiftung werden die gesammelten Proben seit Montag unter Hochdruck ausgewertet – in der Hoffnung, den passenden genetischen Zwilling für Lukas und andere Betroffene zu finden. Die genetischen Gewebemerkmale, die für eine Transplantation fremder Stammzellen übereinstimmen müssen, kommen in unzähligen Varianten vor. „Für etwa jeden zehnten Betroffenen, der an Leukämie oder einer anderen Blutkrebsart erkrankt ist, kann auch heute noch kein passender Spender oder eine Spenderin gefunden werden“, erklärt Susanne Morsch. Deshalb sei es so wichtig, dass sich so viele Menschen wie möglich typisieren ließen. Wegen Corona gebe es zudem etwa 18 000 Neuregistrierungen weniger als in den Jahren zuvor.
Die aufwändige Laboranalyse dauere mehrere Tage. Im Anschluss würden die Daten in die Stiftungsdatei übernommen und an das Zentrale Knochenmarkspender-Register Deutschland übermittelt. Etwa nach zweieinhalb bis drei Wochen seien die ersten Neuregistrierten international abrufbar. So ist es laut Stiftung möglich, dass man schon wenige Wochen nach der Typisierung als potenzieller Spender kontaktiert wird.