Hilfsdienste suchen dringend Zivis

BIRKENFELD. (jea/jst) Ohne Zivis geht es nicht, hieß es über viele Jahre in zahlreichen sozialen Arbeitsfeldern von der Behindertenbetreuung bis zur Altenpflege. Doch inzwischen muss man an vielen Stellen notgedrungen ohne die Kriegsdienstverweigerer auskommen.

Die sozialen Einrichtungen im Kreis Birkenfeld finden immer weniger Zivildienstleistende. Von den 155 Plätzen sind laut Jörg Blaumeiser, dem zuständigen Regionalbetreuer des Bundesamtes für Zivildienst, noch nicht einmal ein Viertel besetzt. "Das ist sehr wenig", sagt Blaumeiser. Seiner Ansicht nach hat die geringe Auslastung zwei Ursachen: Zum einen die verkürzten Zivildienstzeiten - zurzeit müssen die Kriegsdienstverweigerer nur noch neun Monate leisten - zum anderen eine Änderung in der Berufungspraxis vor zwei Jahren: "Es werden nur noch die Tauglichkeitsstufen eins und zwei gezogen", sagt Blaumeiser. Alle anderen jungen Männer werden ausgemustert.Kein neuer Trend in Sicht

Der Trend ist laut dem Regionalbeauftragten nicht neu: -Das lässt sich schon seit ein, zwei Jahren beobachten." Für die jungen Männer, die den Kriegsdienst verweigern, ist die Situation angenehm: "Die können frei wählen", sagt Blaumeiser. Für die meisten der 34 Einrichtungen im Kreis, die Zivildienstleistende einstellen, bringt sie allerdings einige Probleme mit sich. Zu beobachten ist das etwa beim Arbeiter-Aamariterbund. Er gehört mit 25 Zivildienststellen zu den Organisationen mit den meisten Plätzen. "Wir setzen Zivis vor allem im Rettungsdienst und im Behindertenfahrdienst ein", berichtet Thea Merker, die beim ASB in der Verwaltung tätig ist. "Im Moment können wir nur fünf der 25 Stellen besetzen. Wir versuchen, diese Lücke mit Leuten zu füllen, die bei uns ihr Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren, was aber nur zum Teil gelingt." Vor einigen Jahren konnte der ASB in der Regel noch 80 Prozent seiner Zivi-Stellen besetzen.Morsch-Stiftung ist sehr gefragt

Noch dramatischer stellt sich die Situation bei der Lebenshilfe dar. Von den 15 Plätzen ist derzeit gerade einmal einer besetzt. "Früher konnten wir in der Regel zwei Drittel der Plätze besetzen", erklärt Klaus-Jürgen Krieger von der Personalverwaltung der Lebenshilfe. "Diese Entwicklung ist für uns auch deshalb so bedauerlich, weil wir durchgehend positive Erfahrungen mit Zivis gemacht haben." Nur zum Teil, so Krieger, lasse sich die Lücke mit Jahrespraktikanten ausfüllen, da diese vorwiegend in den Wohneinrichtungen zum Einsatz kämen, die Zivis aber meist in den Behindertenwerkstätten tätig waren. Probleme haben soziale Einrichtungen auch mit der erheblich reduzierten Dauer des Zivildienstes. "Neun Monate ist die unterste Grenze", meint Krieger. "Bei noch kürzeren Zeiten lohnt sich wegen der Einarbeitungszeit ein Einsatz kaum noch." Völlig ohne Zivis kommt inzwischen das Pflegezentrum Idar-Oberstein aus. "Wir haben eigentlich vier Zivi-Stellen, davon drei in der Pflege", erläutert der Leiter Axel Lindemann. "Aber die können wir schon seit eineinhalb Jahren nicht mehr besetzen." Positiver ist dagegen die Situation bei der Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld. Von den sechs Zivi-Stellen ist derzeit die Hälfte besetzt. "Das deckt im Grunde auch weit gehend unseren Bedarf", berichtet Hiltrud Morsch. "Wir haben auch bislang keine Probleme, für diese Plätze Bewerber zu finden." Die Stefan-Morsch-Stiftung setzt die Zivildienstleistenden in vielfältiger Weise ein. Ihre Aufgaben reichen von der Büroarbeit über Fahrdienste bis hin zur organisatorischen Hilfe bei Typisierungs-Aktionen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort