HINTERGRUND

Geburtsstunde "Wir waren damals komplett dagegen", erinnert sich der Haager Ortsvorsteher Norbert Schemer an die Geburtsstunde der Einheitsgemeinde. Er war 1973 Ortsbürgermeister und wurde quasi über Nacht zum Ortsvorsteher "degradiert".

Das Amtssiegel wurde eingezogen, die Ortswappen durften zunächst nicht mehr verwendet werden. "Das hat mir eigentlich nichts ausgemacht", sagt er rückblickend. Die Tatsache, dass Haag ab sofort nicht mehr eigenständig war, um so mehr. Schemer, heute ein Befürworter der Einheitsgemeinde, fürchtete damals, dass die Dörfer künftig schlechter gestellt würden. "In den einzelnen Räten ging es hoch her", weiß er noch. Und: "Die entscheidende Sitzung war sonntags, weil alles in großem Tempo über die Bühne ging." Es fanden 15 Bürgerversammlungen, 28 Ortsgemeinderatssitzungen, zwei VG-Ratssitzungen und 14 Ausschuss-Sitzungen statt. Überall wurde das Pro und Contra heftig diskutiert. Überzeugungsarbeit leistete vor allem der damalige VG-Bürgermeister Ottmar Scholl. Der VG-Rat Morbach beschloss im Februar 1973 mit 13 Ja-, zwei Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen die "Fusion". Auch die Gemeinden mussten zustimmen. Die Reform konnte nur zustande kommen, wenn in den zustimmenden Ortsgemeinden mehr als zwei Drittel der Einwohner wohnten. Vor allem Dörfer, die viel Wald besaßen und deshalb finanziell gut da standen, waren gegen die Einheitsgemeinde. Das Zünglein an der Waage waren die Gonzerather, die zunächst selbstständig bleiben wollten. "Die sind dann umgefallen", weiß Schemer noch. Von 19 Gemeinden stimmten Bischofsdhron, Haag, Hinzerath, Hundheim, Wederath und Weiperath mit "Nein". Am 9. September 1974 wurde eine Vereinigungs-Vereinbarung geschlossen. Der Zusammenschluss erfolgte mit Wirkung vom 31. Dezember 1974. (iro)

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