Hinzerath: Zwei Kirchen sind eine zu viel

Hinzerath · Zwei Kirchen in Hinzerath sind eine zu viel für das Budget der Kirchengemeinde St. Anna Morbach. Pfarrer Michael Jakob hatte eine Versammlung einberufen, um über den baulichen Zustand der Gotteshäuser zu informieren. Welche der beiden Kirchen künftig erhalten bleiben soll und wie teuer eine Sanierung ist, wurde nicht beschlossen. Vielmehr diente die Versammlung dazu, ein Stimmungsbild der Bürger zu erhalten.

Hinzerath. 52 Bürger zählte Hermann Moseler, Ortsvorsteher von Hinzerath, die zur Pfarrversammlung gekommen waren. Sie wollten hören, wie es um ihre Kirchen bestellt ist. "Das ist ein Anfang", sagte Moseler, auch wenn er und zahlreiche Interessierte an diesem Abend ein Zahlenwerk für die Renovierung der Kirchen erwartet hatten.
Bei einer Ortsbegehung hatten sich Pfarrer Michael Jakob zusammen mit dem Verwaltungsrat der Kirchengemeinde, Vertretern des Bistums Trier sowie dem Bernkasteler Architekten Peter Berdi ein Bild vom baulichen Zustand der beiden Kirchen gemacht. Das vorläufige Ergebnis präsentierte Architekt Berdi während der Versammlung. Summen für die Renovierung beider Kirchen habe er nicht. Ihm gehe es darum, den Hinzerathern den Status quo der Kirchen vor Augen zu führen.
Zustand der alten Kirche aus dem 17. Jahrhundert: "Die Kirche hat einen tollen Charme", sagte Berdi, der als Architekt bereits 60 Kirchen renovieren ließ und sich mit seinem Architekturbüro auf die Renovierung von Sakralbauten spezialisiert hat. Das Dach sehe vertrauenerweckend aus, doch die Schieferschindeln drohten abzurutschen. Der Turm habe dagegen seine Schuldigkeit getan. Putz- und Malerarbeiten seien an der Außenfassade nötig. Im Inneren habe der Zahn der Zeit sowohl am Putz, an der Empore, am hölzernen Chorgestühl als auch an den Bänken genagt. Ein Restaurator müsste sich mit den Malereien im Kirchenschiff beschäftigen. Blitzschutz und eine Heizung fehlten.

Zustand der neuen Kirche aus den 50er Jahren:

Die neue, größere Kirche wurde 1959 gebaut, weil die alte Kirche zu klein geworden war. Das Satteldach sei weitgehend in Ordnung, einzelne feuchte Stellen aber sichtbar. Verheerend sehe der Glockenturm aus. Der müsse saniert und vom Taubenkot befreit werden. Weiterer Punkt: Im Keller schimmelt es, die Bausubstanz hat Schaden genommen, die Elektrik müsse erneuert werden und das Haltbarkeitsdatum der 31 Jahre alten Heizungsanlage sei abgelaufen. "Wenn der Ehrgeiz einmal entfacht ist, kann man etwas auf die Beine stellen", schlug Berdi vor, einen Förderverein zu gründen, um eine Sanierung in Eigeninitiative mit anzuschieben. Für die Sanierung der alten Kirche könnte man Fördergeld bei der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz beantragen.
Alex Eck: "Das hieße ja, dass es darauf hinausläuft, die alte Kirche zu renovieren. Die steht unter Denkmalschutz. Da gibt es mehr Geld." Ortsvorsteher Moseler: "Was kommt finanziell auf die Kirchengemeinde zu?" Vom Bistum gebe es eine Förderung von 60 Prozent, sagte Pfarrer Jakob, allerdings nur für den Erhalt einer Kirche. Letztendlich entscheide der Verwaltungsrat, welche Kirche weiter bewirtschaftet werden soll. "Sie haben hier zwei Kirchen. Es ist zu früh, darüber zu debattieren, wie hoch die Kosten sind, wenn man noch nicht weiß, was man hier favorisiert", betonte Berdi.
Emotionale Entscheidung


Heribert Bohr: "Das ist nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine emotionale Entscheidung. Viele Bürger hängen an der neuen Kirche." Moseler ist nicht überrascht, dass im Dorf die Meinung vertreten wird, die neuere Kirche zu erhalten. "Der Trend geht deutlich dahin." Die Leute, die noch zur Messe gingen, seien die, die in den 50er Jahren mit angepackt hätten, die Kirche zu errichten. Magdalena Andres habe ihm alte Fotos gezeigt, auf denen sie zu sehen ist, beim Steineschleppen für den Bau der Kirche. Damals hätten Bürger sogar Kirchenbänke bezahlt, sagte Moseler.

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