Hiobsbotschaft für viele Orte: Sparkasse Mittelmosel schließt 13 Geschäftsstellen

Bernkastel-Kues · Die Sparkasse Mittelmosel – Eifel Mosel Hunsrück dünnt ihr Filialnetz deutlich aus. Zum 1. Februar wird die Bank 13 ihrer 29 Geschäftsstellen schließen. Außerdem werden 15 Standorte, wo Selbstbedienungs-Terminals stehen, aufgegeben. Das Kreditinstitut will darüber hinaus langfristig Personal abbauen. Es soll aber keine betriebsbedingten Kündigungen geben.

Ab dem 1. Februar kommenden Jahres wird es in Kröv keine Sparkassen-Geschäftsstelle und kein Sparkassen-Selbstbedienungs-Terminal mehr geben. Das gleiche gilt unter anderem für Enkirch, Longkamp, Mülheim, Piesport, Wengerohr, Bausendorf, Binsfeld und Zeltingen-Rachtig. Insgesamt werden 13 von 29 Geschäftsstellen geschlossen, außerdem baut die Sparkasse an 15 Standorten ihre Selbstbedienungs-Terminals ab, an denen Kunden Geld abheben oder Überweisungen tätigen können.

Diese Entscheidung hat am Donnerstagmorgen der Sparkassenvorstand gegenüber der Presse bekannt gegeben. Die Mitarbeiter wurden am Donnerstagabend in Hetzerath über die neue Struktur informiert. Am Mittwochabend hatte der 21-köpfige Verwaltungsrat des Unternehmens mehrere Stunden getagt. Vorstandssprecher Edmund Schermann: "Die Entscheidung fiel einstimmig."

Orts- und Verbandsbürgermeister der betroffenen Gemeinden wurden bislang nicht informiert. Schermann: "Wir werden in den kommenden Tagen alle persönlich anrufen und unsere Gründe darlegen."

Die freiwerdenden Immobilien sollen möglichst verkauft werden. Dazu werde noch ein Konzept erarbeitet.
Der Vorstandssprecher sagte ferner, dass es keine Kündigungen geben werde. Allerdings strebe die Bank längerfristig einen deutlichen Personalabbau an. Von den Filialschließungen sind 60 Leute betroffen. Sie werden an andere Standorte versetzt. Derzeit arbeiten bei der Sparkasse Mittelmosel 580 Menschen. In den kommenden drei, vier Jahren werden etwa 70 Mitarbeiter aus Altersgründen ausscheiden. In welcher Größenordnung Personal abgebaut wird, konnte Schermann nicht sagen. Er wies darauf hin, dass die Bank weiterhin junge Menschen ausbilden werde, aber nicht alle könnten später übernommen werden.

Schermann bezeichnete die Sparkasse als "kernstabil". Langfristig müsse das Unternehmen seine Hausaufgaben machen. Schermann: "Ich bin überzeugt, dass wir das Richtige tun."
Durch die Umstrukturierung könne jährlich "ein Millionenbetrag" eingespart werden.
Schermann nannte mehrere Gründe für die Schließung der Geschäftsstellen und SB-Automaten.
Wegen der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) leide die Ertragslage. Die Geldaufbewahrung bei der EZB koste inzwischen 0,4 Prozent Strafzins. Dass die Sparkasse bei ihren Kunden in Zukunft Gebühren für hohe Geldanlagen erhebt, hält Schermann derzeit für ausgeschlossen.

Weitere Gründe seien, so Schermann, das stark veränderte Kunden- und Verbraucherverhalten und zunehmende gesetzliche Vorschriften. Geldautomaten seien wegen Sprengschutzvorrichtungen und Videoüberwachungen sehr teuer. Nur sehr gut frequentierte Automaten würden sich lohnen. Die Sparkasse werde die persönliche Kundenberatung weiter verstärken, neue Techniken wie Video-Beratung einführen und in moderne Systeme für bargeldlosen Zahlungsverkehr investieren.

EXTRA
An folgenden Standorten schließt die Sparkasse ihre Selbstbedienungs-Terminals: Gonzerath, Brauneberg, Osann-Monzel, Lieser, Trarbach, Dreis, Landscheid, Wittlich-Bombogen, Wittlich-Friedrichstraße , Wittlich-Industriegebiet, Großlittgen, Hasborn, Pünderich, Büchel, Laubach.

Kommentar
Gefangene der Zinspolitik

Von Winfried Simon

So ist das heute. Ein Unternehmen strukturiert um, und die Mitarbeiter werden vor vollendete Tatsachen gestellt. Die einzig gute Nachricht: Niemand soll entlassen werden.
Im Fall der Sparkasse Mittelmosel - Eifel Mosel Hunsrück sind auch zahlreiche, teilweise große Gemeinden vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Kein Ortsbürgermeister, in dessen Gemeinde eine Geschäftsstelle geschlossen wird, kann die Entscheidung der Sparkasse gutheißen. In manchen Gemeinden wird es ab dem 1. Februar kommenden Jahres noch nicht einmal einen Geldautomaten geben oder ein Überweisungsterminal geben.
Proteste werden aber voraussichtlich ins Leere laufen. Die Sparkasse wird argumentieren: Wenn wir jetzt nichts machen, wird es in wenigen Jahren noch schlimmer kommen.
Fakt ist: Die goldenen Zeiten der Sparkassen und auch der Volks- und Raiffeisenbanken sind vorbei. Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank macht ihnen das Geschäft kaputt.
Zum Glück läuft die Konjunktur derzeit sehr gut. Kaum ein Unternehmen geht pleite. Fast alle zahlen ihre Kredite brav zurück. Aber wird das auf Dauer so bleiben? Wohl eher nicht, wie der Erfahrung lehrt. Wer dann nicht frühzeitig vorgesorgt hat, kann plötzlich vor kaum noch lösbaren Problemen stehen.
w.simon@volksfreund.de

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