Hirnforschung für Kulturpessimisten

MORBACH. Gestützt auf Ergebnisse der Hirnforschung versucht die Realschule Morbach, auf die Gefahren von übermäßigem Fernsehkonsum und Computerspielen aufmerksam zu machen.

In der Aula der Sophie-Scholl-Realschule fand eine Filmvorführung statt, nach der die Gäste sichtlich erschüttert waren. Gezeigt wurde die Aufzeichnung eines Vortrags, den der international anerkannte Psychiater Prof. Manfred Spitzer unter dem Titel "Vorsicht, Bildschirm!" gehalten hatte. Thema waren die negativen Auswirkungen von Fernsehen und Computerspielen. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Elternbeirat. "Wir hoffen, dass die Eltern, insbesondere die von jüngeren Kindern, auf das Problem übermäßigen Fernsehkonsums aufmerksam gemacht werden", so Elternsprecherin Marion Schaupeter. Spitzer stellte fest, dass Bildschirmmedien sich nur schlecht auf die Entwicklung von Kindern auswir-ken können, da sie eine verarmte Umwelt abbilden. Die Realität werde in ein zweidimensionales Bild mit unrealistischem Ton, ohne Geschmack, ohne Geruch und ohne die Möglichkeit des Berührens gepresst. Dadurch würden sich wichtige Nervenbahnen im Hirn unzureichend entwickeln, was langfristig die Leistungsfähig-keit reduziere. Je mehr Zeit Kinder vor Fernseher oder Computer verbringen, umso schlechter sind später Bildungsabschluss und Gesundheit. Diese Ergebnisse gelten auch bei Berücksichtigung von Faktoren wie sozialem Status oder Bildungsniveau der Eltern. Psychiater Spitzer hat selbst fünf Kinder, aber keinen Fernseher. Kinder bis drei Jahre sollten überhaupt kein Fernsehen schauen, und später gilt: Je weniger, desto besser. Hier setzte die Kritik des Publikums an, denn durch Computer und Fernsehen könnten Kinder durchaus einiges lernen. Von den Gästen kamen auch konstruktive Vorschläge, wie zum Beispiel von Katharina Graf aus Rapperath: "Im Fernsehen sollten mehr Sendungen im Original mit Untertitel gezeigt werden. Entweder schauen die Kinder dann weniger, oder aber sie müssen lesen und Fremdsprachen lernen." Um die Schüler auf die Problematik aufmerksam zu machen, wurde ein Lehrerausschuss gebildet, der sich mit der Frage befassen will, wie das Thema im Unterricht behandelt werden kann. Schuldirektor Wolfgang Fink meint: "Bei diesen erschreckenden Erkenntnissen muss gehandelt werden." Dazu gehört auch, dass eine sinnvolle Alternative zu den Bildschirmmedien angeboten werden muss, beispielsweise in den örtlichen Vereinen. Die Verantwortung für die Freizeitgestaltung der Kinder liegt jedoch bei ihren Eltern.

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