Historisches Dorffest in Wittlich unterm Nussbaum

Wittlich · An 47 Ständen konnten mehrere Tausend Besucher des historischen Dorffestes im Wittlicher Stadtteil Dorf Handwerk, Kunst und Essensgenüsse von früher und heute erleben. Denn man konnte nicht nur anschauen, sondern an vielen Ständen probieren und mitmachen.

Historisches Dorffest in Wittlich unterm Nussbaum
Foto: Christina Bents

Schmied Helmut Öfflings Hämmern ist schon von Weitem über die Dorfstraße zu hören. Sein Helfer Gerd Greßnich schürt derweil weiter das Feuer, während nebenan Kinder zwischen acht und zwölf Jahren eigene Messer schleifen. Eine ältere Frau sieht ihnen dabei zu und gibt Tipps, wie es noch besser geht. Ein Stück weiter schaut eine Familie fasziniert zu, wie die Bienen in einem der Stöcke ihre Arbeit tun. Unter dem Nussbaum am Straßenrand, umgeben vom Duft von frischgebackenen Waffeln, sitzen Besucher, die sich eine Pause gönnen. Trotz der vielen Gäste ist es gemütlich auf dem siebten Dorffest in Dorf.

Gerhard Schiffels, Vorsitzender der Dorfgemeinschaft, erklärt stolz: "Wir haben in diesem Jahr sogar mehr Stände als beim vergangenen Fest. Und beim Sternenmarsch am Sonntag sind mehr als 300 Musiker dabei."

Besonders gut kommen bei den Besuchern die traditionellen Handwerke an. Rita Welther aus Neuerburg sagt: "Hier die alten Handwerke noch einmal aus nächster Nähe zu sehen, macht für mich den Reiz des Festes aus." Dazu gehören auch die Waschfrauen, die mit den alten Waschmaschinen von Sammler Erwin Schischel die Wäsche wieder strahlend weiß bekommen. Waschfrau Mechthild Kasper: "Ich staune immer wieder, wie nur mit Kernseife die Wäsche in den historischen Maschinen so sauber wird."

Neu ist in diesem Jahr der historische Feuerwehrumzug: Die Feuerwehr der Stadt Wittlich zeigt beispielsweise, wie weit sie die Leiter ausfahren muss, um Stadtpatron Rochus die Nase zu putzen. Die Feuerwehrkapelle Sehlem unterstützt musikalisch, und weitere Wehren zeigen in historischen Uniformen ihre alten Gerätschaften.

Auf dem Platz vor dem Dorfgemeinschaftshaus herrscht ebenfalls rege Betriebsamkeit, denn dort sind die Dorfer Frauen fleißig am Kochen, Braten und Backen. Es gibt Brot aus dem Dorfer Backofen, Flammkuchen, gefüllte Klöße oder Rosmarienkartoffeln mit Schmand-Dip. Allein 100 Kilo Kartoffeln werden am Festwochenende verbraucht. Für Gerhard Schiffels ist das Essen ein sehr wichtiger Faktor für den Erfolg des Fest: "Die selbstgemachten Gerichte machen bei unserem Fest sehr viel aus. Die Menschen stehen hier wirklich Schlange, um Dinge zu essen, die schmecken wie früher". Davon ist Schiffels überzeugt.

So ein Fest auf die Beine zu stellen, erfordert sehr viel Arbeit. Schon eine Woche vorher sind rund 30 Personen jeden Tag damit beschäftigt, alles aufzubauen und vorzubereiten. 15 davon nehmen sich extra Urlaub. "Was wir alleine bei den Vorbereitungen schon lachen und Spaß haben, das ist für die Dorfgemeinschaft unglaublich wertvoll", so Schiffels. Weiter erklärt er: "Und die Frauen kochen jeden Abend für uns, das ist wirklich toll."

Ein Wermutstropfen ist in diesem Jahr das durchwachsene Wetter am Sonntag gewesen, das vielleicht den ein oder anderen von einem Besuch abgehalten hat. Zum Fest kommen Menschen aus der Umgebung, aber auch viele ehemalige Dorfer, so wie Michael Lieser, der inzwischen in Duisburg wohnt und gerne zum Fest kommt.

Er erklärt: "Das Dorf- und Vereinsleben, das es hier gibt, ist wirklich bemerkenswert. In den Großstädten findet man das kaum noch. Die Menschen machen sich so viel Arbeit, es ist so schön gestaltet, davor habe ich Respekt."

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