Hitze und Wasser in den Stiefeln

Wittlich · Wirklichkeitsnahes Üben ist für Feuerwehrleute schwer. 120 Atemschutzgeräteträger aus dem gesamten Kreis Bernkastel-Wittlich haben deshalb die Chance genutzt, ihr Können in einem sogenannten Firetruck zu testen.

 Eng, heiß, gefährlich: Feuerwehrleute aus dem Kreis üben in einer Brandsimulationsanlage. TV-Foto: Holger Teusch

Eng, heiß, gefährlich: Feuerwehrleute aus dem Kreis üben in einer Brandsimulationsanlage. TV-Foto: Holger Teusch

Foto: Holger Teusch (teu), Holger Teusch ("TV-Upload Teusch"

Wittlich. In den vergangenen Tagen hatten viele freiwillige Helfer der Feuerwehren eher mit Hochwasser zu tun. Doch, wie der Name schon sagt, ist eigentlich die Brandbekämpfung eine ihrer Hauptaufgaben.
Die ist riskant und verlangt von den Aktiven selbst einiges ab. Damit im Ernstfall alles möglichst reibungslos klappt, wird die Situation simuliert, wie jetzt in Wittlich mit einem sogenannten Firetruck.
Tödliche Fehler


Schweißgebadet ziehen sich Manfred Hower und Bastian Junker ihre Feuerwehrhelme und Atemschutzmasken ab, als sie aus dem Container steigen. "Ich bin patschnass von Kopf bis Fuß, von oben bis unten und von innen nach außen", sagt Hower.
Die eigentliche Übung der beiden Feuerwehrleute aus Salmtal im Firetruck (siehe Extra) dauerte nur rund eine Viertelstunde. Temperaturen von bis zu 700 Grad und die Dunkelheit und Enge machten ihnen wie 120 weiteren Kameraden - darunter vier Frauen - bei der Übung aber schwer zu schaffen.
"So brenzlig wie in der engen Kiste war es bei mir noch nie", sagt der langjährig erfahrene Feuerwehrmann Hower. "Ich habe mich vorbereitet, indem ich das Doppelte oder Dreifache an Wasser getrunken habe wie sonst über den Tag verteilt. Minimum zwei, zweieinhalb Liter. Ich glaube, das Wasser steht jetzt in meinen Stiefeln", sagt Junker lachend.
Wünschenswert wäre es, wenn man die Atemschutzgeräteträger alle zwei Jahre in einen Firetruck schicken könne, sagt Peter Gerhards. "Denn die Fehler, die hier gemacht werden, können korrigiert werden", erklärt der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands. Im Einsatz könne ein Fehler tödlich sein. Der Firetruck sei allerdings erst das vierte Mal im Kreis, zuletzt 2012. Die geplante Übung vor zwei Jahren habe abgesagt werden müssen, da die bestellte Anlage eine Prüfung nicht bestanden habe.
"In einem brennenden Haus hätte ich zwei oder drei Minuten früher abgebrochen. Dann wäre mir zu gefährlich gewesen, weiter vorzugehen. Man weiß: Beim Haus kann keiner abschalten. Aber hier schaltet jemand ab", analysiert Junker die Übung, die detailliert durchgesprochen wird. Kein Risiko eingehen, das sei die richtige Einstellung, bestätigt Kreisfeuerwehrinspektor Jörg Teusch: "Die Einsatztaktik sagt, dass die doppelte Luftmenge für den Rückzug eingeplant werden muss."
Zu schaffen machen den Feuerwehrleuten im Firetruck Dunkelheit und Hitze. Akustische Einspielungen, beispielsweise von einem panisch bellenden Hund und Sirenen sollen zudem eine möglichst realistische Übungsumgebung schaffen und helfen, den psychischen Stress zu simulieren.
"Während des Einsatzes wurde es immer wärmer. Durch den Wasserstrahl, mit dem wir das Feuer bekämpft haben, wurden auch unsere Handschuhe feucht und dadurch der Hitzeschutz schlechter. Die Hände fühlen sich an, als wenn man ein bisschen in Brennnesseln rumgerührt hätte", erzählt Hower. Aber alles sei okay. Es war ja zum Glück nur eine Übung.Extra

Mobile Brandsimulationsanlagen werden oft Firetruck genannt. Dabei handelt es sich um einen Container oder LKW-Anhänger, in dessen Inneren verschiedene Feuerstellen betrieben werden können. Bei der Version in Wittlich wurde Gas gezündet. Das sei umweltfreundlicher als fester Brennstoff (dabei werden meist alte Holzpaletten verfeuert), sagt Kreisfeuerwehrinspektor Jörg Teusch. Und auch sicherer. Im Schaltraum, durch den das Verhalten der Übenden beobachtet werden kann, muss im Zweifelsfall einfach ein Ventil zugedreht werden, erklärt der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands Peter Gerhards. 7500 Euro für die Miete des Firetrucks und den Gasverbrauch veranschlagt er. Die Kosten werden von den beteiligten Gemeinden (alle im Kreis außer der Einheitsgemeinde Morbach, die selbst einen Firetruck bestellt) nach Anzahl der beteiligten Feuerwehrleute, dem Kreis und dem Kreisfeuerwehrverband je zu etwa einem Drittel getragen. teuExtra

126 Freiwillige Feuerwehren mit 2990 Feuerwehrleuten gibt es laut Peter Gerhards im Landkreis Bernkastel-Wittlich. Hinzu kommt die Werksfeuerwehr des Reifenherstellers Goodyear-Dunlop. Um Nachwuchs wird in 84 Jugend-Feuerwehren mit rund 850 Mitgliedern geworben. teu

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort