Sommer Ganz schön heiß im Kreis Bernkastel-Wittlich

Bernkastel-Wittlich · Ja, es ist warm. Aber wie gehen die Menschen im Landkreis Bernkastel-Wittlich damit um? Die TV-Reporter haben genau hingeschaut.

 Eis geht bei der Hitze immer: Diese Kinder genießen in Traben-Trarbach die Abkühlung an der Mosel.

Eis geht bei der Hitze immer: Diese Kinder genießen in Traben-Trarbach die Abkühlung an der Mosel.

Foto: Marlene Bucher

Was sind die besten Tipps zur Abkühlung? Wie kämpfen die Bauern, Gärtner und Sportler gegen die Hitze an? Wie geht es den Tieren? So sieht es im Kreis aus.

FREIZEIT Trotz der großen Hitze ist sich Thomas Berens, Badebetriebsleiter des Vitelliusbads Wittlich, noch nicht sicher, ob das Wittlicher Freibad in diesem Jahr wieder die Rekordzahl des Vorjahres von knapp 80 000 Besuchern erreichen kann. „Der Juli hat uns bislang enttäuscht. Bis vor wenigen Tagen war hier noch Saure-Gurken-Zeit.“ Der Juni sei auch nur am Monatsende wirklich stark gewesen, sagt Berens. „Bislang hatten wir in diesem Jahr rund 40 000 Besucher im Freibad. Ich hoffe auf einen starken August.“ Im Kröver Freibad herrscht in diesen Tagen ebenfalls Hochbetrieb. Vor der Riesenrutsche stehen die Wasserratten Schlange, in den Schwimmbecken tummeln sich große und kleine Badegäste. Beliebt ist das Freibad auch, weil es dort viele schattige Plätzchen gibt. Kaum jemand wagt sich bei den derzeitigen Temperaturen in die pralle Sonne.

LANDWIRTSCHAFT „Tiere und Bauern leiden unter der enormen Hitze“, sagt Kreis-Bauernchef Manfred Zelder. „Wobei sich die Tiere nicht wie wir Menschen in eine kühle Wohnung zurückziehen können. Rinder können nicht schwitzen und fühlen sich deshalb derzeit im Stall am wohlsten.“ Die Kühe würden in ihren Boxen liegen, alle Viere von sich strecken und deutlich weniger Milch geben. „Mal sehen wie es erst wird, wenn wir die 40 Gradmarke erreichen.“ Um das Optimum an Tierwohl zu bieten, sagt Zelder, müsse man ständig die Wasserrinnen säubern und nun zweimal statt nur einmal täglich füttern sowie den Tieren reichlich Schatten bieten. Seine Rinder draußen auf den Weiden, die um diese Jahreszeit eigentlich saftig grün sein sollten, finden auf den vertrockneten Böden kaum mehr Futter. „Deshalb müssen wir beifüttern. Damit greift man aber seine Wintervorräte an, was Geld kostet, und die Fütterungen kosten natürlich Zeit. Normalerweise sollten die Tiere jetzt draußen Gras fressen.“

Auf den Äckern sehe es auch besorgniserregend aus. „Der Mais hat schon Hitzeschäden, die unteren Blätter vertrocknen bereits. Die Pflanzen sehen erbärmlich aus.“ Aufgrund der Trockenheit sei Bodenbearbeitung derzeit nicht möglich. „Die Erde ist zu hart, man kommt nicht rein. Dabei wollen wir in vier Wochen den Raps ausbringen. Wie soll das gehen?“, fragt sich Zelder. In den Wingerten gebe es große Probleme mit Jungpflanzen, die vertrocknen würden. „Denn nur ältere Pflanzen mit langen Wurzeln kommen an Wasservorräte in der Tiefe.“

Die große Sommerhitze in Bildern
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Foto: Rainer Neubert

GESUNDHEIT Hohe Temperaturen machen auch den Menschen zu schaffen. Derzeit merkt Folker Musial, Allgemeinmediziner in Morbach, noch keinen verstärkten Andrang wegen der Hitze. Aber er rechnet damit, dass sich das rasch ändert. Sobald die Temperaturen auch im Hunsrück die 36 Grad Celsius überschreiten, wird es aus seiner Sicht problematisch. Sein Rat: „Unnötige Arbeit und Stress vermeiden, ausreichend trinken und auf leichte Bekleidung achten.“ Besonders gelte das natürlich für Menschen mit Vorerkrankungen wie Diabetes und Herzschwäche. Und ganz wichtig: Kinder nicht im Auto lassen, auch nicht für einige Minuten. Musial beschreibt das „Riesenproblem“: „Das sind regelrechte Brutkäfige. Die Fahrzeuge erhitzen sich momentan ganz rasch auf 50 bis 60 Grad auf.“

SPORT Was tun bei den tropischen Temperaturen? Viel ruhen? Doch es gibt auch Menschen, die sich trotz allem bewegen möchten. Zum Beispiel der 71-jährige Werner Wollscheid aus Reinsfeld, der eine 60 Kilometer lange Tour über Dhronecken Richtung Erbeskopf und zurück mit seinem Rennrad abspult. Er ist wegen der Hitze bereits am frühen Morgen gestartet, hat Wasser dabei und fühlt sich prima.

Zum Beispiel die Ehepaare Franz-Josef und Dorothe März sowie Dieter Pukall und Walburga März, die im Hunsrück Urlaub machen und auf der Traumschleife Gipfelrauschen am Erbeskopf wandern. „Eigentlich ist es schon ein wenig heiß“, stöhnt Dorothe März. „Aber wir haben uns die Tour für heute vorgenommen, und wir machen sie auch.“ Sie hätten sich extra eine kürzere Tour – sieben Kilometer und rund drei Stunden – ausgesucht, die viel im Wald verläuft. Aber sie haben genügend Flüssigkeit dabei, sogar für den Hund Rocco – inklusive eigenem Napf.

Bernd Arenz verschafft sich selbst eine Abkühlung, indem er sich beim Gleitschirmfliegen den Wind ins Gesicht wehen lässt. Viele andere Körperstellen sind aufgrund der Ausrüstung fürs Fliegen allerdings auch nicht zu sehen. „In der Luft geht es eigentlich mit der Hitze“, sagt Arenz und lacht. Gelandet ist er auf einer Wiese in der Nähe der neuen Hochmoselbrücke.

ARBEIT Viele Menschen arbeiten im Freien – Maurer, Dachdecker, Gärtner, Straßenbauer. Viele Firmen verlegen bei großer Hitze die Arbeitsstunden in die frühen Morgenstunden oder in den späten Nachmittag, stellen kostenlos Mineralwasser zur Verfügung und erlauben mehr Pausen als sonst. Insbesondere bei schwerer körperlicher Arbeit – beispielsweise auf Baustellen – drohen Sonnenstich oder ein Hitzschlag. Chefs sollten auf Warnsignale und Symptome achten, die auf Hitzeerkrankungen hindeuten, und im Ernstfall schnell handeln, sagt die Berufsgenossenschaft.

Und die Hitze hat Auswirkungen auf bestimmte Arbeiten auf dem Bau. Gestern betonierten Bauarbeiter in Wittlich die Bodenplatte eines großen Büro- und Wohnkomplexes. Frischer Beton kann bei sehr hohen Temperaturen und Sonnenschein „verdursten“. Dagegen hilft ein altbewährtes Mittel: kaltes Wasser. Die Arbeiter besprühten stundenlang den Beton, damit er keine Risse bekommt.

Im Gartencenter Schmitt in Wittlich stehen bei solchen Temperaturen Ventilatoren für die Pflanzen im Gewächshaus. Mitarbeiter Dominik Amberg sagt: „Wir gießen hier bei der Hitze praktisch rund um die Uhr.“

Auch Gerd Welker, Ranger im Nationalpark Hunsrück-Hochwald, ist für die Temperaturen gerüstet. Die lange Uniformhose hatte er gegen knielange Beinkleider getauscht. Der Rangerhut schützt vor Sonnenstich. Er empfiehlt den Wandergästen: kürzere Strecken, nicht in der Mittagshitze laufen und ausreichend Wasser mitnehmen. Und vor allem: sich nicht überschätzen. Zwei Liter seien schon sinnvoll. Das beherzigt er auch selbst. Und bei den geführten Wanderungen, die auch bei diesen Temperaturen stattfinden, macht er die Teilnehmer im Vorhinein darauf aufmerksam, dass sie genügend Flüssigkeit mitnehmen sollten. Schon häufiger hat er durstige Wanderer mit Wasser versorgen können. Ansonsten empfiehlt er die neue, klimatisierte Ausstellung im Hunsrückhaus.

TIERE „Bei diesen sommerlichen Temperaturen kann es auch für unsere Vierbeiner sehr schnell gefährlich werden. Transportboxen und Autos können bei Temperaturen über 25 Grad zu einer Todesfalle werden“, sagt der Tierarzt Chaldun el Masri aus Wittlich. Auch wenn man das Auto im Schatten parkt und die Fenster offen lässt, reiche das nicht aus, um abzukühlen. Denn: Die Tiere schwitzen nicht; so werde die Hitze über das Hecheln abgeleitet, was zu Austrocknung und erhöhter Temperatur führe. Die Folge könne sein: Organversagen und Schock. Alle Tiere seien betroffen – sogar Ziervögel. Besonders gelte das für alte, schwache und kranke Tiere. Er empfiehlt, derzeit nur morgens früh und abends spät mit den Tieren spazierenzugehen,  viel Trinkwasser anzubieten und einen kühlen Platz bereitzuhalten. Anzeichen von Hitzschlag seien Unruhe, schnelle und flache Atmung, starke Rötung der Zunge, extremes Hecheln, Erbrechen und eine Körpertemperatur über 40 Grad. Das erlebe er drei- bis viermal die Woche. Der Fachmann rät: „Wenn Sie diese Anzeichen erkennen, dann kühlen Sie den Kopf und die Beine mit nassen Tüchern ab, bieten Sie Wasser zum Trinken an und suchen Sie einen Tierarzt auf.“

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