Hitzige Diskussionen um Müsterter Brücke

Piesport · Die Müsterter Brücke ist eine landwirtschaftliche Verbindung über die Mosel in die Piesporter Weinberge. So viele Fragezeichen, wie es um den Zustand der drei Pfeiler des Bauwerks gibt, so viele Fraktionen zeigten sich bei der Infoveranstaltung zum Zustand der Brücke. Viele emotionale Wortbeiträge der gut 160 Besucher gab es: Die Brücke muss bleiben, egal, was es kostet, meinen die einen - sie muss weg, die anderen.

 An der Müsterter Brücke scheiden sich die Geister. Sie ist seit Juli 2009 gesperrt, nachdem sie ein Schiff gerammt hatte. Foto: TV-Archiv/Marion Maier

An der Müsterter Brücke scheiden sich die Geister. Sie ist seit Juli 2009 gesperrt, nachdem sie ein Schiff gerammt hatte. Foto: TV-Archiv/Marion Maier

Piesport. "Wenn noch ein Schiff gegen die Müsterter Brücke fährt, liegt sie in der Mosel", erklärte Gutachter und Statiker Dr. Markus Porsch aus Mainz. "Das ist Fakt, die Konsequenzen aus einem Einsturz will ich gar nicht aufzeigen. Man kann die Brücke sanieren, das kostet die Summe X. Die Gemeinde muss nur das Geld aufbringen." Der Fachmann machte in der vom Publikum teils hitzig geführten Diskussion ganz klar: "Sie wollen gerne Ihr Bauwerk erhalten, ich muss für die Sicherheit unterschreiben, und die Brücke ist so, wie sie hier jetzt steht, nicht mehr sicher!"
Dieser Abend mit den Bürgern wird die Entscheidung um die Zukunft des Bauwerks nicht einfacher machen: Die Meinungen waren klar und spalteten sich in drei auf, wie auch die Brücke auf drei morschen Pfeilern steht: diejenigen, denen die Brücke um jeden Preis am Herzen liegt und die für die Restaurierung sind. Diejenigen, die sich fragen, ob sie überhaupt gebraucht wird, und diejenigen, die sie "einfach so gerne stehen lassen würden, weil sie eben ins Ortsbild gehört".
Nicht mehr standsicher


Jedoch gestaltet sich weder die Sanierung noch das "So-stehen-lassen" einfach: Nach der Havarie vor vier Jahren stellten Gutachter fest, dass die Stahlbrücke vor allem im Bereich der Pfeiler Probleme hat. Taucher haben ermittelt, dass Wasser immer weiter in die Risse eindringt und sich der Zustand so stetig verschlechtert. Wie "schlimm" es wirklich um sie bestellt ist, könnten Bohrungen zeigen. "Die Kosten liegen bei etwa 100 000 Euro für Untersuchungen. Hieraus können nach Erfahrung der Fachleute aber nicht mit absoluter Sicherheit die Sanierungskosten ermittelt werden", sagte Verbandsgemeindebürgermeister Ulf Hangert.
"Ein Abriss ist der Super-Gau", schimpfte ein Befürworter. Hangert griff öfter in die Fragerunde ein, um die Emotionen zu besänftigen: "Diese Brücke gilt als nicht mehr standsicher. Wir müssen uns an Gesetze halten, und wenn hier noch mal etwas passiert, sind wir in der Haftung." Immer noch ist das Passieren der Brücke verboten.
Die Summe für die Herstellung standfester und sicherer Pfeiler sei nicht annähernd schätzbar. Sie können günstigenfalls bei 200 000 Euro pro Stück liegen oder bei über einer halben Million pro Konstrukt. "Deshalb sitzen wir hier, damit Sie sich darüber im Klaren sind, was für Konsequenzen das hätte: Die Gemeinde wäre im Fall einer millionenschweren Sanierung auf Jahrzehnte handlungsunfähig", so Hangert.
Augenwischerei, riefen einige. Andere fragten: Wird die rein landwirtschaftliche Brücke überhaupt benötigt? "Hauptsächlich Winzer nutzen sie, Otto Normal-Verbraucher darf hier gar nicht längs fahren", konstatierte jemand. Zudem sei ein Kilometer weiter eine Verbindung über die Mosel von Piesport nach Minheim, die dem Land gehört.
Am 22. September sollen die Bürger ihr Votum abgeben - für Abriss oder Erhalt.
Extra

Chronologie: 15. Juli 2009: Havarie - ein Schiff fährt gegen die Brücke; 2010: Gutachten zu Schäden; 15. November 2010: Klage gegen Eigner vorm Schifffahrtsgericht St. Goar; Ende 2011: Vergleich: Piesport erhält 402 000 Euro für Reparatur der beschädigten Stahlteile und muss 50 000 Euro Verfahrensgebühren zahlen; 4. Juli 2012: Taucher entdecken, dass der Beton der Pfeiler brüchig ist; 11. April 2013: Gemeinderat beschließt Bürgervotum; 22. August: Infoveranstaltung mit Fachleuten; 22. September: Bürgerentscheid. jo

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