Hobeln im Sonnenschein
VELDENZ. Die Jugendhilfe Veldenz setzt auf ganzheitlich-pädagogische Betreuung. Tiere spielen dabei eine wichtige Rolle. Aber auch die neue Hackschnitzelheizung soll im "Haus Sonnenschein" nicht nur zum Heizen dienen, sondern auch dafür, dass sich die Jugendlichen körperlich und kreativ austoben.
"Weiß jemand die Quersumme aus 354?" "Zeigst du mir bitte mal dein Hausaufgabenheft?" So klingt es nachmittags in den Wohngruppen der Jugendhilfe Veldenz. Zurzeit leben 30 Jugendliche in drei Wohngruppen im Haus Sonnenschein. Sie kommen aus Familien, in denen die Eltern die Erziehung nicht mehr ohne Hilfe von außerhalb bewältigen können. "Wir wollen Hilfe zur Erziehung geben, die Eltern sollen an der Erziehung ihrer Kinder so weit wie möglich teilnehmen", erklärt Wolf-Rüdiger Pfalz, Leiter der Jugendhilfe. Nach dem Mittagessen haben die Kinder Lernstunde, anschließend gehen sie Freizeitbeschäftigungen nach, spielen draußen oder treffen sich mit Freunden. In den Zimmern hängen Poster von Ferrari, den Simpsons oder Popgruppen. Und doch ist bei ihnen vieles anders: Fünf bis sechs pädagogische Mitarbeiter sind im Schichtbetrieb in einer Wohngruppe beschäftigt. Es gibt für jedes Kind einen persönlich verantwortlichen Erzieher. "Tagsüber ist es eher ein Lehrer-Schüler-Verhältnis, das wir zu den Kindern haben. Erst abends, wenn es ruhiger wird, finden tiefere Gespräche statt", erzählt Roland Orbeck, Erzieher in Veldenz. Um Vorurteilen entgegen zu wirken und an der Öffentlichkeit teilzuhaben, engagieren sich viele Jugendliche in den Vereinen der Ortsgemeinde. "Einige unserer Klienten sind im Sportverein, andere im Musikverein oder in der Feuerwehr", sagt Wolf-Rüdiger Pfalz. Viele Jungen und Mädchen, die in der Jugendhilfe Veldenz wohnen, haben Gewalt in der Familie erfahren, haben seelische Beeinträchtigungen oder sind direkt aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie ins "Haus Sonnenschein" gekommen. "Manchmal geht es hier wochenlang sehr ruhig zu, aber die Stimmung kann schnell umschlagen. Je nachdem, was bei den Einzelnen zu Hause los ist, schwappt der Gemütszustand dann auch auf die Anderen über", erläutert Roland Orbeck. Damit die Jugendlichen ihre Stimmungsschwankungen und Aggressionen abbauen können, wird, verfolgt die Einrichtung einen ganzheitlich-pädagogischen Ansatz. Tiere spielen dabei eine wichtige Rolle: Pferde werden für die heilpädagogische und therapeutische Arbeit eingesetzt. Die Bewohner üben Techniken ein, um Aggressionen zu bewältigen und sich zu entspannen. In der Laufgruppe trainieren sie Ausdauer und Durchhaltevermögen. Auch die Investition in die neue Hackschnitzelheizung soll nicht nur die alte Anlage ersetzen: In Zusammenarbeit mit der Forstverwaltung entsteht ein Arbeitstrainings-Angebot für die Jugendlichen. Es wird auch ein Werkstattbereich für weitere Holzarbeiten eingerichtet. Zwei Pädagogen mit Schreinerausbildung betreuen die Teilnehmer. Finanziert wird die 200 000 Euro teure Heizungsanlage aus 100 000 Euro Eigenkapital; 50 000 Euro kommen von der Nikolaus-Koch-Stiftung und 50 000 Euro aus Fördermitteln, die bei der Aktion "Herzenssache" beantragt sind.