Hoch hinaus im Stecksystem

Bernkastel-Kues · Große Holzbalken sichern die Fassade der Verbandsgemeinde in Bernkastel-Kues. Allerdings ist das Gebäude nicht wirklich einsturzgefährdet. Die Aufsehen erregende Aktion am Moselufer ist lediglich eine Übung des Technischen Hilfswerks (THW) mit einem eigens für solche Zwecke entwickelten Abstützsystem.

Bernkastel-Kues. Der jüngste Einsatz des Technischen Hilfswerks Wittlich, bei dem ein Gebäude gegen Einsturz gesichert wurde, liegt erst ein paar Tage zurück. Nach der Explosion in der Volksbank in Großlittgen waren die Einsatzkräfte gefragt, um die Wände des beschädigten Hauses abzustützen und Gefahren vorzubeugen. Dabei wurde ein Einsatzgerüstsystem (EGS) genutzt.
Ein anderes System kommt am Samstag in Bernkastel-Kues zum Einsatz, auch wenn dort keine Gefahr in Verzug ist. Das Gebäude der Verbandsgemeindeverwaltung Bernkastel-Kues steht sicher. Aber es bietet gute Voraussetzungen für eine solche Übung, erklärt Axel Lamberti, der für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Denn bei den Übungen mit dem vom THW entwickelten Holzstützsystems (AHS) sollen anspruchsvolle Bedingungen geschaffen werden. Nur so kann im Ernstfall reibungsloses Arbeiten garantiert werden. Das Haus der Verwaltung bietet dafür gute Voraussetzungen: Zum einen ist der Vorplatz etwas abschüssig, so dass die Einsatzkräfte die Schräge ausgleichen müssen. "Die zweite Schwierigkeit ist der Sims in zehn Metern Höhe", sagt Lamberti.
Doch die 24 Einsatzkräfte aus Wittlich, acht aus Frankfurt am Main und zwei aus Cochem meistern die Probleme. Zwischen den beiden Gebäuden der Verwaltung haben sie bereits ein Sprengwerk aufgebaut. Damit können zwei Häuser, die nahe beieinander stehen, gegenseitig abgestützt werden. Bis alles fertig und abgesichert ist, wird penibel darauf geachtet, dass niemand darunter hindurch geht, schon gar nicht ohne Helm.
Vor dem Gebäudeteil, in dem unter anderem das Bauamt untergebracht ist, stehen die Stützen nach etwa zwei Stunden; sie sind bis zu zehn Meter hoch. Damit weiter aufgebaut werden kann, muss der Balken unterfüttert werden. Nur so kann der Sims umgangen werden. All das haben die Einsatzkräfte bereits erledigt. Jetzt schwebt vom Kran gehalten das nächste Bauteil heran.
Das Abstützsystem bietet einige Vorteile, erklärt Lamberti. Es ist vorgefertigt und liegt bereits zum Transport auf einen Anhänger verladen bereit, so dass es schnellstmöglich zum Einsatzort gebracht werden kann. Und es ist universell einsetzbar, es müssen keine teuren individuellen Lösungen gefunden werden.
Aber damit alles gut klappt, sind regelmäßige Übungen wichtig. Die letzte gab es vor zwei Jahren in Wittlich. Damit auch andere von der Übung profitieren können, kommen später auch Feuerwehren und Kommunalpolitiker dazu, um sich vor Ort zu informieren.
Und in ein bis zwei Wochen gibt es eine Nachbesprechung. "Wir werten die Bilder aus", sagt der Pressesprecher. Dabei wird zum Beispiel auch genau darauf geachtet, ob alle Sicherheitsmaßnahmen wie Schutzkleidung genau eingehalten werden.
Extra

Das Holzstützsystem (AHS) besteht aus vorgefertigten Elementen, die variabel an fast allen Einsatzstellen genutzt werden können. Es gibt zwei Stützmethoden: zum einen den Stützbock, der bis zu 15 Meter in die Höhe reichen kann, zum anderen das Sprengwerk, mit dem zwei Wände gegeneinander abgestützt werden. Das System bleibt in der Regel bis zum Wiederaufbau oder Abriss des Gebäudes im Einsatz und muss meist erneuert werden, wenn das Holz länger der Witterung ausgesetzt war. Die Kosten trägt die Gebäudeversicherung. Das THW Wittlich ist seit 2010 bundesweit einer von 38 Ortsverbänden, der über ein solches System verfügt. Es wurde von den THW-Mitgliedern selbst gebaut. Materialkosten: 6000 Euro. Der Anhänger zur Lagerung kostete 7000 Euro. noj

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