Hochbrücke ist keine Lösung

Zum Artikel "Kritik an den Kritikern" (15. April)

Viele Einheimische und Gäste sind erschrocken über die Dimensionen der bei Lösnich begonnenen Bauarbeiten für den Zubringer zur B 50neu. Für manche war das Projekt "Hochmoselübergang" bisher nur abstrakt vorhanden, und viele waren sich sicher, dass die Brücke mangels Notwendigkeit und Geld nie gebaut würde. Lange sah es danach aus. Niemand wollte investieren, weil sich das Ding nicht rechnet. Jetzt sollen alle bluten für die Illusionen weniger, wie am Nürburgring. Wenn man Gäste der Mosel fragt, ob die Erreichbarkeit der Region ungenügend ist, schaut man oft in staunende Augen. Besonders Gäste aus Belgien sind irritiert: Wie können Moselaner auf die Idee kommen, das Kostbarste was sie haben, nämlich ihre schöne Landschaft, anzutasten? Was in den Statements einiger Traben-Trabacher Stadträte verwundert, ist das fehlende Gespür für Entwicklungen. Vor 100 Jahren haben Stadtväter schon einmal eine Kostprobe ihrer Weitsicht geliefert: Sie schickten einen romantisch veranlagten Industriellen von dannen, der die Ruine Grevenburg wieder aufbauen wollte. Der ging dann nach Cochem. Die Folgen kann man hier wie dort besichtigen. Die Tourismusströme in Europa sortieren sich zurzeit neu. Urlaub in Deutschland wird beliebter. Unsere Region hat die besten Karten im wachsenden Markt. Einen sanften Wein-Kultur-Wellness- und Wander-Tourismus internationalen Standards zu etablieren wäre eine gemeinsame Anstrengung aller Moselaner wert. So könnte über den Tagestourismus hinaus dauerhafte Wertschöpfung möglich werden. Das kostbare Naherholungsgebiet "Moselsporn" für eine wenig befahrene Transitsrecke zu opfern, und die Kritiker des Vorhabens als das eigentliche Problem darzustellen, ähnelt fatalerweise dem damaligen Irrtum der Weinbarone im Stadtrat.

Die Verkehrsplaner hatten alle Zeit der Welt, sich über Schwerlastverkehr Gedanken zu machen und Traben-Trarbach zu entlasten. Eine Hochbrücke ist keine Lösung, könnte sogar neuen Verkehr anziehen. Intelligente, an den Bedürfnissen der Bevölkerung angepasste Alternativen sind gefragt, und nicht das Festhalten an überdimensionierten, unbezahlbaren und schädlichen Prestige-Objekten.

Rudolf Trossen, Kinheim

Strassenbau

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