Hochmoselbrücke: Bohrungen am Ürziger Hang für Gutachten haben begonnen

Ürzig · Seit Montag wird am Ürziger Hang gebohrt: Zwei 80 und 100 Meter tiefe Bohrlöcher sollen neue Erkenntnisse über die Wasserbewegungen in dem als rutschgefährdet geltenden Hang bringen. Innenminister Lewentz informierte sich vor Ort über die Bohrungen. Dabei wurde auch bekannt, dass das Gutachten insgesamt 235.000 Euro kosten wird.

Während in der Ferne die ersten riesigen Brückenpfeiler des Hochmoselübergangs den Hunsrück emporklettern, wird auf der Eifeler Moselseite noch der Baugrund erkundet. Mit lautem Prasseln fördert ein Bohrer zermahlenen Schiefer aus dem Inneren des Berges an die Oberfläche. 80 Meter tief soll das erste Bohrloch werden, ein zweites ist weiter oben am Hang geplant. Dort will man sogar bis in 100 Meter Tiefe vorstoßen.

"Das ist schon außergewöhnlich", sagt der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD), der der größten Brückenbaustelle Europas am Mittwoch einen Besuch abgestattet hat - wie er sagt, um zu demonstrieren, dass die Sicherheit dort an allererster Stelle steht.

An der Sicherheit des Großprojekts waren Zweifel aufgekommen, nachdem das Landesamt für Geologie und Bergbau das Baugrundrisiko des als Rutschgebiet ausgewiesenen Ürziger Hangs als sehr hoch eingeschätzt hatte. In einem Schreiben an das Wirtschaftsministerium hatte das Amt im August 2013 darüber geklagt, dass seine Hinweise nicht längst zu einer genaueren Erkundung des Untergrunds geführt hatten.

Obwohl unten im Moseltal bereits der vierte von zehn Pfeilern wächst, folgen die Bauherren nun doch noch dem Rat der Geologen. Mithilfe der Bohrungen, die Montag begonnen haben, wollen sie herausfinden, wie schnell, in welcher Menge und in welcher Richtung sich Sickerwasser durch den Hang bewegt. Denn Wasser spielt als Schmiermittel bei Rutschungen eine wichtige Rolle.

Zu diesem Zweck soll ein Gießener Institut in sechs verschiedenen Tiefen der Bohrlöcher Messungen durchführen. Zum einen wird Wasser ins durchlässige Rohr gegeben, um zu messen, wie und wohin es wegläuft. Zum anderen wird geprüft, wie das Wasser ins leere Rohr nachsickert. "Dadurch erhalten wir ein sehr genaues Bild", sagt Uwe Schroeder, Geologe beim Landesbetrieb Mobilität (LBM), der betont, dass andernorts - zum Beispiel in den Alpen - auf wesentlich schwierigeren Hängen gebaut werde.

Um Ostern herum will Lewentz dem Landtag die ersten Ergebnisse präsentieren. Die Kosten des Gutachtens wurden bisher mit 70.000 Euro beziffert. Hinzu kommen, wie sich am Mittwoch herausstellte, 165.000 Euro für die Bohrungen. Die neuen Erkenntnisse werden, so Lewentz Einschätzung, keine wesentlichen Änderungen des Bauwerks mit sich bringen. Ein Bau, dessen Pfeiler im Ürziger Hang "schwimmend gründen". Da der feste Fels erst in mehr als 70 Metern Tiefe beginnt, wird die Last über die Mantelreibung der Pfähle abgetragen. Allerdings sagt Lewentz auch: "Wenn sich durch das Gutachten ergibt, dass Nachsteuern nötig ist, werden wir das selbstverständlich machen".

Insgesamt sollen die hydrogeologischen Messungen nicht nur die Zeit bis Ostern, sondern ein ganzes Jahr abbilden. Dennoch sei keine Bauverzögerung zu erwarten. Schließlich wird im Tal einfach weitergearbeitet.
Stehen soll die 160 Meter hohe und 1,7 Kilometer lange Brücke 2016. Die Kosten des Gesamtprojekts (inklusive des neuen Stücks Bundesstraße) liegen derzeit bei 375 Millionen Euro. Und dabei soll es - das jedenfalls haben Innenministerium und LBM in den vergangenen Monaten immer wieder betont - auch bleiben.

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