Hochprozentig und geistreich

In diesen Wochen haben die Schnapsbrenner der Region alle Hände voll zu tun. Sie verwandeln die vergorenen Früchte des vergangenen Jahres zu edlen Destillaten. Die Zwetschgen- und Mirabellenernte fiel zuletzt nur sehr spärlich aus, dafür gab es Unmengen an Äpfeln.

 In Aktion: Schnapsbrenner Klaus Blesius an seinem Destillationsgerät. TV-Foto: Winfried Simon

In Aktion: Schnapsbrenner Klaus Blesius an seinem Destillationsgerät. TV-Foto: Winfried Simon

Graach. (sim) In der Brennerei von Klaus Blesius in Graach brodelt, zischt und dampft es. Wenn er die Brennblase öffnet, und die vom Alkohol befreite Maische, die sogenannte Schlempe abschüttet, steigt heißer Dampf in die Luft - der ganze Raum riecht, besser gesagt, er duftet nach Alkohol, nach Fruchtaromen, Hefen und Trester.

Klaus Blesius ist einer von zahlreichen Schnapsbrennern in der Region. In fast jedem Moselort gibt es noch die kleinen Brennereien, die Edelbrände herstellen und die hochprozentigen Produkte vermarkten. Viele haben, wie auch Klaus Blesius, einen Weinbaubetrieb. Der Schnaps ist eine zusätzliche Einnahmequelle. Von Januar bis in den März brennt Blesius die verschiedenen Obstmaischen sowie Weinhefe und Trauben-Trester. Etwa eine Stunde dauert ein Brenngang.

Zu Beginn liegt der Alkoholgehalt im sogenannten Vorlauf bei 75 bis 90 Volumenprozent. Er nimmt während des Destillierens stetig ab. Der für die Branntwein-Herstellung maßgebliche und trinkbare Teil, der sogenannte Mittellauf, liegt zwischen 65 und 75 Volumenprozent Alkohol. Gegen Ende der Destillation folgt dann der ungenießbare Nachlauf.

Blesius brennt in diesem Jahr besonders viele Äpfel. Die Erntemenge im Spätsommer 2008 war außergewöhnlich groß, viele Obst-Erzeuger haben ihre vergorene Apfelmaische zum Brennen abgegeben. Wichtigste Voraussetzung für einen guten Schnaps ist ein gutes Ausgangsmaterial, erklärt Blesius. Das heißt, das Obst darf nicht faul oder verschimmelt sein - ansonsten weist der fertige Edelbrand unangenehme Fehltöne auf. Um einen guten Obst-Schnaps zu bekommen, müssen Farbe, Klarheit, Geruch, Geschmack und Harmonie stimmen. Besonders gelungene Produkte werden von der Landwirtschaftskammer prämiert. Heute stellen immer mehr Schnapsbrenner sortenreine Schnäpse her, also keinen gewöhnlichen Apfelbrand, sondern zum Beispiel Boskop-Apfelbrand, Gravensteiner-Apfelbrand und viele andere mehr. Ebenso bei der Birnen. Zwar dominiert immer noch klar der Williams Christ, aber auch Sorten wie Honigbirne, Nelches, Pleiner Birne oder Luxemburger Mostbirne werden destilliert.

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